Testbericht: Pro Evolution Soccer 2009

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Wie jedes Jahr schickt Konami auch dieses Jahr Pro Evolution Soccer im Duell gegen die FIFA-Spielereihe auf den Platz. Da die Konkurrenz nicht schläft, wurden auch in PES 2009 einige Neuheiten implementiert. Können die PES-Fans auch dieses Jahr wieder mit einem tollen Spiel zufrieden gestellt werden?

Werde zur Legende

Eine der Neuerungen bei PES 2009 ist der „Werde eine Legende“-Modus, bei dem ein Spieler in seiner Laufbahn begleitet wird und zu einer Legende vorangetrieben werden. Zuerst wird der Fußballer erstellt. Das Aussehen kann nach Belieben eingestellt werden, für das Gesicht können sogar eigene Fotos verwendet werden. Neben dem Aussehen können auch einzelne Bewegungen, wie z. B. beim Dribbeln, Schießen oder Jubeln, festgelegt werden. Der zukünftige Star kann im Mittelfeld oder im Sturm eingesetzt werden. Andere Positionen stehen nicht zur Verfügung, was auch nicht viel Sinn ergeben würde, da als Abwehrspieler die Erfolge nicht durch Tore messbar sind und im hinteren Bereich wohl auch nicht viel Spielspaß aufkommen würde.

Ist der Charakter fertiggestellt beginnt man mit einem Probespiel, um seine Leistung unter Beweis stellen zu können. Nach dem Spiel bekommt man Angebote von drei Vereinen, bei denen man als Reservespieler anfängt. Das erste Ziel im Verein ist es, zu den besten 16 Spielern zu gehören und somit ein Teil der A-Mannschaft zu sein. Bis dahin muss man in Trainingsspielen sein Können beweisen. Je nach Schwierigkeitsgrad sind viele oder eher wenige Spiele notwendig, bis man dazugehört. Wer es geschafft hat, startet seine ersten Spiele von der Bank aus.

Das Besondere in diesem Modus ist, dass nicht nur der eigene Stürmer oder Mittelfeldspieler erstellt wird, sondern auch nur diese Person in den kommenden Begegnungen auf dem Feld gesteuert werden können. Ziel ist es Tore zu schießen, um den Verein an die Spitze zu bringen. Wer vorne mitspielt, der hat die Möglichkeit sich für den Ball anzubieten, wie es beim echten Fußball auch gemacht wird. Ist der Weg zum Spieler so frei, dass ungehindert gepasst werden kann, so gelangt man meistens auch in den Ballbesitz. Zur kleinen Unterstützung wird zudem noch signalisiert, wenn man im Abseits steht. Startet der Spieler auf der Bank, so kann das Spiel in bis zu doppelter Geschwindigkeit angeguckt werden. Bei längeren Spielen kann das dann natürlich nervig sein, wenn man das ganze Spielgeschehen lange angucken muss und nicht eingewechselt wird.

Anfangs wird der Spieler für wenige Minuten eingewechselt. Vollbringt er eine gute Leistung, so darf er nach und nach länger spielen und schafft es später auch in die Stammelf und kann irgendwann auch die kompletten 90 Minuten spielen. Ein Modus der durchaus Spaß macht, wenn man damit zurecht kommt, nur einen einzigen Spieler zu steuern – es kann jedoch auch nervig werden, wenn die Mannschaft im eigenen Strafraum festhängt und sich keine Gelegenheit bietet Tore zu schießen.

Ein großer Kritikpunkt an dem Modus ist, dass der Spieler keinerlei Feedback erhält. Am Ende eines Spiels gibt es ein paar Erfahrungspunkte in den einzelnen Stärkebereichen. Eine Auswertung, was im Spiel gut und was schlecht war, erhält man leider nicht. Dabei wäre das durchaus hilfreich, wenn man wissen möchte, warum man z. B. wieder ausgewechselt wurde, obwohl man zu guten Torchancen verhelfen konnte.

Trainingsmodus mit wenig Lerneffekt

Bei einem guten Fußballspiel darf natürlich auch der Trainingsmodus nicht fehlen. Dort kann man ein Trainingsspiel absolvieren oder auch von beliebigen Positionen Standartsituationen üben. Im Menü sind jederzeit, auch außerhalb vom Training, die Steuerungen mit vielen verschiedenen Möglichkeiten kurz erklärt. So kann also auch nachgelesen, wie Hackentricks, Drehungen oder andere Dribblings ausgeführt werden können. Doch richtiges Lernen im Training ist leider nicht möglich. So könnten z. B. verschiedene Aufgaben gestellt werden, bei denen z. B. Lupfer, bestimmte Tricks usw. notwendig sind. Denn so hätten auch Anfänger eine gute Chance zu einem guten PES-Spieler zu werden.

Weitere Modi im Spiel sind UEFA Champions League, Freundschaftsspiel, Meister-Liga, Liga & Pokal sowie Legenden. Letzeres ist die Online-Variante zu „Werde zur Legende“, bei der online zusammen mit den Legenden von anderen Spielern gespielt werden kann. Bei Liga & Pokal kann in einer eigenen Liga gespielt werden oder auch eine Meisterschaft, wie z. B WM oder EM, gestartet werden. Die Meister-Liga ist sozusagen der Karrieremodus mit einer Mannschaft, bei der das Team zum Erfolg geführt werden muss und dafür auch Transfers von Spielern möglich sind. Somit ist also ein kleiner Hauch von einem Fußballmanager mit im Spiel vorhanden. Die UEFA Champions League ist eine weitere Meisterschaft, bei der die Spitzenteams Europas um die bekannte Champions League Trophäe kämpfen. Dort sind viele der originalen Teams enthalten, aber leider nicht alle. Wer nur kurz ein Spiel außerhalb von Meisterschaften und Ligen machen möchte, kann dies bei den Freundschaftsspielen tun.

Grafik hinkt hinterher

Grafisch scheint Pro Evolution Soccer 2009 etwas den Anschluss verloren zu haben. Insgesamt ist die Grafik zwar noch ganz nett, jedoch nicht mehr ganz auf dem neusten Stand. Das Gute ist, dass man bei vielen Spielern am Aussehen gut erkennen kann, um wen es sich handelt. Sogar einige typische Gesten wurden übernommen, wie z. B. die Handbewegung von Toni. Auch gut anzusehen ist es, dass bei Regen auch der Platz nass ist und das Wasser spritzt, wenn der Ball aufkommt. Doch wer einen Blick auf den Konkurrenztitel FIFA 09 geworfen hat, der konnte feststellen, dass es auch noch besser geht. Während dort richtiger Rasen in 3D dargestellt wird, wird er bei Pro Evolution Soccer 2009 weiterhin als einfache, flache Textur dargestellt.

Noch schlimmer sind jedoch die Zuschauer im Spiel. Diese wirken immer noch als eine langweilige Texturwand. Wenn ein Tor fällt und die Spieler jubeln, sorgt der Blick in die im Hintergrund sichtbaren Fußballfans für eine große Enttäuschung. Zumindest dort hätte man anstatt der altmodischen Pappkameraden lebendige Zuschauer nehmen können, welche die emotionale Stimmung nach einem Torerfolg unterstreichen könnten. Stattdessen bekommt man nur stark verschwommen und verpixelte Texturen zu sehen.

Atmosphäre

Das Spielerische in PES 2009 ist zwar gut, doch die Atmosphäre ist eher bescheiden. Die Fangesänge sind sehr monoton und werden schnell langweilig. So rufen die Fans z. B. die ganze Zeit nur den Namen des Teams, was schon etwas öde wirkt. Zumindest bei einem Torschuss fällt der Jubel oft gut aus, sodass man zumindest etwas durch die positive Stimmung mitgerissen wird – sofern es nicht gerade ein Gegentor war.

Besonders schlimm ist die Atmosphäre bei den Trainingsspielen. Verständlich, dass man dort nicht viele Fans hört und es auch keine Kommentatoren gibt, doch die Totenstille, die dort herrscht, sorgt eher für wenig Spielspaß auf dem Platz. Das einzige, was man hört sind Schussgeräusche und im Hintergrund das Vogelgezwitscher. Doch Zurufe von den Spielern, die angespielt werden möchten, sind nicht zu hören. Bei dem Teil im „Werde zur Legende“-Modus ist man froh, wenn der Star es ins Stammteam geschafft hat und keine Spiele auf dem Trainingsplatz ausgetragen werden.

Lizenzen

Im Vergleich zu FIFA 09 sind die verfügbaren Lizenzen in Pro Evolution Soccer 2009 eher gering. Doch es ist auf jeden Fall sehr positiv, dass Konami bemüht ist so viele Lizenzen wie möglich zu bieten. So konnten diese sich vor kurzem die Lizenz für die UEFA Champions League sichern. Dadurch sind viele neue Teams mit Originaldaten im Spiel vorhanden und weitere sollen noch folgen. Nicht nur Teams aus den Ligen sind mit den echten Daten vorhanden, sondern auch einige Nationalmannschaften. Was jedoch fehlt sind ausgerechnet die deutschen Teams – diese fehlen leider komplett. Trotz der UEFA-Lizenz sind die deutschen Teams nicht in der Champions League verfügbar. Eine Einschränkung, die wohl viele stören wird.

Bekannte Kommentatoren

Bei den Kommentatoren ist man Wolff Fuß und Hansi Küpper treu geblieben. Wie auch bei den letzten Teilen kommentieren sie die Spiele. Gut ist dabei, dass bei Turnieren auch auf den Stand eingegangen wird und am Ende des Spiels gesagt wird, dass die Mannschaft es in die nächste Runde geschafft hat. Doch leider werden die Namen der Teams zu keiner Zeit genannt, sondern werden einfach nur als Mannschaft bezeichnet. Verständlich, dass die Kommentatoren im Spiel nicht so sind, wie in der Realität. Doch teilweise ist der Bezug zu den jeweiligen Teams wünschenswert, da es sonst eher etwas distanziert wirkt.

Überzeugende Spielphysik

Doch das wichtigste bei Pro Evolution Soccer ist die Spielphysik, mit der Konami sehr häufig überzeugen konnte. Eine neue Ballphysik sorgt für noch mehr Realismus. So werden Windwiderstand und die Beschaffenheit des Untergrunds in die Berechnung des Ballverhaltens mit einbezogen. Auffällig anders ist es nicht, doch beim genauen Hinsehen merkt man schon einen leichten Unterschied, wenn man auf einem nassen Platz spielt. Auch die Mitspieler scheinen teilweise etwas intelligenter zu agieren, sodass mit deren Hilfe auch viele gute Torchancen entstehen können und die Pässe nicht unbedingt alle ins Leere gehen. Weiterhin ist eine Vielzahl von verschiedenen Tricks möglich, welche alle in der Hilfedatei aufgeführt sind. Kleiner Kritikpunkt ist jedoch, dass teilweise die Spieler vom Gegner weggeschoben werden als stünden sie auf Rollen. Doch ansonsten ist die Spielphysik so, wie man es bei PES 2009 erwartet hätte und sorgt somit erneut für ein gewohnt gutes Gameplay.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Das Gameplay bei Pro Evolution Soccer 2009 stimmt und der neue Modus ist eine gelungene Abwechslung. Etwas unzufrieden darf man mit der eher mäßigen Grafik, der zurückhaltenden Atmosphäre und den vergleichsweise wenigen Lizenzen sein. Bis auf die Legenden-Modu gibt es jedoch etwas zu wenige Neuerungen. Doch diese Kritikpunkte nehmen nicht den Spielspaß, welcher für PES-Fans auch hier wieder garantiert ist.