Vorschau: Chaos Chronicles

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Selbst wenn ich mit Ausnahme von der Final Fantasy-Reihe eigentlich kein Fan von typischen Rollenspielen bin, so war ich auf der gamescom 2012 trotzdem gespannt, was Coreplay nach Jagged Alliance: Back in Action noch so zu bieten hat. So erwarteten mich Spielszenen einer frühen Version von Chaos Chronicles, einem klassischen, rundenbasierten Fantasy-Rollenspiel. Man hat sich unter anderem durch Ultima V, Dungeon & Dragons oder typischen Pen-&-Paper-Rollenspielen inspirieren lassen. Um mal einige der auf dem Tisch ausgebreiteten Sachen zu nennen, die ich zumindest mal vom Namen her gehört habe.

In Chaos Chronicles betritt der Spieler eine Welt, die vor Jahrhunderten von Menschen, Elfen und Zwergen besiedelt wurde. Doch eine ganz idyllische Welt blieb es nicht, da zwei Dämonen ihre Macht über ihre Dimensionen hinaus vergrößern wollten und letzten Endes das Land in die Dunkelheit trieb. Was jedoch genau vorgefallen ist, weiß keiner so genau. Ziel ist es also, abgesehen von viel Ruhm und Reichtum, die genauen Geschehnisse in der Welt zu erforschen und natürlich auch die bösen Mächte zu bekämpfen.

Die Vorführung begann auf einer Weltkarte, von welcher aus zu den unterschiedlichen Gebäuden, Gebieten und Dungeons gelangt werden kann. Im Wirtshaus darf unter anderem gespielt oder über Gerüchte informiert werden, bei Händlern gibt es Gegenstände für die Truppe. Das Spiel präsentiert sich in einer ansehnlichen, düsteren 3D-Optik. Grafisch natürlich nicht auf dem Niveau von Skyrim, doch das kann niemand erwarten. Es ist eher gut vergleichbar mit der Grafik von Jagged Alliance: Back in Action. In einigen Situationen wird es darüber hinaus Cutszenes zu sehen geben, in der Präsentation gab es jedoch noch keine zu bewundern.

Erkundet wird die Spielwelt entweder alleine oder mit einer kleinen Partie, bestehend aus maximal fünf Charakteren. Diese sind frei nach den eigenen Wünschen in einem Charaktereditor erstellbar und können mit unterschiedlichen Rüstungen und Waffen ausgestattet werden. Während der Reise lassen sich knapp 40 kleinere Überland-/Outdoor-Level erkunden, welche weitere Missionen oder Kämpfe zu bieten haben. Auf dem Weg zum gewünschten Ort ist mit Zufallsbegegnungen zu rechnen. Im Falle eines Feindkontaktes ist es jedem selbst überlassen, ob er den Kampf bestreitet oder sicherheitshalber die Flucht ergreift. Bei zu starken Gegnern, macht es jedenfalls keinen Sinn, sich unnötig in den Tod zu stürzen.

Während der normalen Fortbewegung in der Spielwelt läuft alles in Echtzeit ab. Sobald jedoch ein Kampf beginnt, wechselt das Spiel in den rundenbasierten Modus und das Spielfeld wird mit Hexfeldern dargestellt. Bekämpft werden dürfen ca. 20 Gegnertypen, darunter Orks, Untote, Goblins, Vampire und mehr. Der Ablauf des Kampfes hängt von den einzelnen Fähigkeitspunkten der Charaktere ab. So bestimmen die Initiativpunkte, in welcher Reihenfolge die Akteure ihre Aktionen ausführen dürfen. Pro Zug stehen jeweils eine größere und eine kleinere Aktion zur Verfügung. In der Demonstration gab es einen noch eher simpleren Kampf zu sehen, die Animationen waren zudem in der frühen Version noch nicht ganz fertig.

Durch den rundenbasierten Modus soll Chaos Chronicles weniger hektisch und unübersichtlicher ablaufen, wie viel der modernen Action-Rollenspiele. Dafür darf in aller Ruhe wohl überlegt werden, mit welchem Akteur welche Züge durchgeführt werden. Der Ablauf ist dadurch um einiges taktischer. Zu sehr soll sich der Kampf dennoch nicht in die Länge ziehen, sodass bei vielen kleineren und schwächeren Einheiten auf sogenannte Schwarmgegner zurückgegriffen wird. So braucht der Spieler nicht abwarten bis viele kleine Goblins ihren Zug vollzogen haben und muss nicht jeden einzeln angreifen. Diese werden als Schwarm zusammengefasst und führen einen gemeinsamen Angriff durch, was natürlich nicht unbedingt harmlos sein muss. Dafür lässt sich aber auch der gesamte Schwarm auf einmal attackieren.

Die Feinde sind dabei nicht die einzige Gefahr, denn in der Spielwelt lauern mitunter verschiedene Fallen. Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, gibt es unterschiedliche Rollen. Eine davon ist der Dieb, welcher in der Lage ist, diese Fallen, wie beispielsweise Falltüren, zu entdecken. Darüber hinaus ist er besser in der Lage Geheimgänge zu entdecken. Somit eine Person, die es auf jeden Fall Wert ist, mit auf die Reise genommen zu werden.

Das Erkunden der Umgebung ist nicht nur eine nette Nebenbeschäftigung, sondern quasi Hauptbestandteil bei Chaos Chronicles. Es geht nicht darum nur von Gegner zu Gegner zu rennen, sondern sich zudem aktiv mit der Welt auseinanderzusetzen. Nicht nur einige Geheimnisse sind an den Orten zu finden, sondern auch unterschiedliche Elemente, welche die Geschichte des aktuellen Ortes erzählen. Diese einzelnen Informationen setzen sich wie ein Puzzle zusammen und verraten damit nach und nach Teile der gesamten Story. Die Spielwelt zu ignorieren und einfach durchzurennen, um dann doch nur einen Gegner nach den anderen zu besiegen, ist übrigens überhaupt nicht möglich. So gilt es kleinere Rätsel zu lösen, beispielsweise mithilfe von drei Gegenständen, die zunächst erst mal zu suchen sind, ein magisches Tor zu öffnen. Ansonsten ist das Weiterkommen nicht möglich. Etwas Grips wird natürlich vorausgesetzt.

Coreplay möchte ein düsteres und ernstes Rollenspiel schaffen, bei dem die Fantasy-Welt authentisch wirkt – ohne beispielsweise zaubernde Panther. Die Story selbst wird ziemlich ernsthaft sein, nach irgendwelchen witzigen Sachen braucht also nicht unbedingt gesucht werden. Das Spiel hebt sich etwas von der Masse ab und die Entwickler sagen selbst, dass die Welt keinen Bedarf an einen Klon von Dragon Age, Skyrim oder was auch immer hat. Vom Umfang her ist Chaos Chronicles nicht zu unterschätzen. Es gibt zwölf oder mehr (stand wohl noch nicht so ganz fest) größere Dungeons, für welche jeweils ungefähr ein bis zwei Stunden anzusetzen sind. Genau das richtige für diejenigen, die einfach nur jeden Abend einen Abschnitt durchspielen möchten. Die gesamte Spieldauer soll bei ungefähr 20 bis 30 Stunden liegen. Dafür, dass das Spiel zum Preis von ca. 15 bis 20 Euro bei Steam erscheinen wird, ist dies schon mal ganz ordentlich. Sogar einen kooperativen Multiplayermodus wird es geben, genauere Details wollte man jedoch erst später ankündigen.

Fazit

Ohne klassische Rollenspiele gespielt zu haben, ist es nur schlecht zu beurteilen, ob es dem Genre auch wirklich gerecht wird. Doch zweifelsfrei macht das Spiel einen guten Eindruck, selbst wenn es noch in einer frühen Alpha-Version war. Ein düsteres Fantasy-Rollenspiel im rundenbasierten Modus und einer Spielwelt, die nur darauf wartet genauestens unter die Lupe genommen zu werden, ist damit eine nette Abwechslung und bedient die weniger Nonstop-Action-interessierte Zielgruppe. Ein guter Umfang und dann sogar noch im mittleren Preissegment klingt schon mal vielversprechend.