Vorschau: Evolve

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Mit dem Multiplayer-Shooter Evolve dürften die Turtle Rock Studios ins Schwarze getroffen haben. Ein wenig mag der Titel an Titanfall erinnern. Zwar nicht vom Gameplay her, doch die Begeisterung ist ähnlich: Viele Game Critic Awards abgeräumt, auf der gamescom 2014 ein sehr gefragter Titel und entsprechend Gewinner mehrerer gamescom awards. Doch was zeichnet Evolve aus?

Mit kompetitiven Multiplayer-Shootern haben die Turtle Rock Studios bereits Erfahrung in Form von Left 4 Dead. Während dort vier Personen unzählige KI-gesteuerte Zombies bekämpfen muss, tritt bei Evolve eine Vierergruppe gegen nur einen einzigen Gegner an: Ein vom menschlichen Spieler gesteuertes Monster. Ein richtig fettes Monster. Genau dies ist schon die erste Besonderheit. Für Egoisten ist für gewöhnlich kein Platz im Team bei kompetitiven Spielen, bei Evolve ist das Monster daher genau die richtige Rolle für diese Spielertypen.

4 Jäger vs. 1 Monster

Es gibt unterschiedliche Monster zur Auswahl. Bereits angekündigt wurden Kraken und Goliath. Kraken ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein krakenähnliches Wesen mit Tentakeln. Es beherrscht Blitzangriffe, kann Banshee-Minen ablegen, Energie ausstoßen und mit elementarer Energie Gegner zurückschleudern. Bei Goliath darf sicher ein kleines bisschen an Godzilla gedacht werden. Das zweibeinige Ungeheuer kann Feuer speien, vernichtende Sprungangriffe ausführen, Felsen aus der Erde auf Gegner schleudern und die Feinde mit einem Rammangriff zurückwerfen. Es soll noch ein drittes, bislang unangekündigtes Monster geben.

Evolve Screenshot #17

Auf Seiten der Jäger gibt es vier Klassen mit derzeit jeweils zwei Charakteren. So ist bei vier Spielern jede Klasse belegt, was für den erfolgreichen Kampf gegen das Monster durchaus erforderlich ist. Die Fallensteller dienen gleichzeitig als Späher, denn ihre Aufgabe ist es das Monster aufzuspüren, zu verfolgen und mithilfe der Fallen schließlich an der Flucht zu hindern. Beide Charaktere der Support-Klasse besitzen eine Harpune, um das Monster bewegungsunfähig zu machen, sowie eine mobile Arena. Bei letzterem umgibt eine große Energiekuppel das Areal, welche das Monster nicht durchbrechen kann. Es sitzt somit zunächst in der Falle und hat keinerlei Rückzugsmöglichkeiten.

Die Aufgabe der Sanitäter dürfte klar sein: Sie kümmern sich um die medizinische Versorgung des Teams. Mit einem Heilungsstoß werden alle Charaktere in der Nähe sowie der Sanitäter selbst geheilt. Lazarus besitzt zudem ein Gerät für die sofortige Wiederbelebung eines Charakters. Für gewöhnlich stirbt ein Spieler nicht sofort, sodass zunächst eine Heilungschance besteht. Wird diese nicht genutzt, fällt etwas Wartezeit bis zum nächsten Respawn an.

Unterstützter stärkeren die Mitspieler auf ganz unterschiedliche Weisen. Während Bucket mit schwebenden Geschützplattformen und einem als Drohne fungierenden, abnehmbaren Kopf zur Erkundung der Gegend und Markierung des Monsters ausgestattet ist, kann Hank die Jäger mit Schilden schützen und mit einem Orbitalschlag attackieren. Beide besitzen zudem die Möglichkeit sich selbst und die Personen in der Nähe kurzzeitig unsichtbar zu machen.

Schließlich gibt es noch den Schützen, in dessen Rolle ich glücklicherweise auf der gamescom schlüpfen durfte. Er hat die Aufgabe sowie entsprechende Feuerkraft, das Monster anzugreifen und richtet dabei den größten Schaden von allen Teammitgliedern an. Zur Ausstattung von Hyde gehören ein Flammenwerfer, eine Minigun sowie eine Giftgasgranate, Markov kämpft mit einem Blitzgewehr, Sturmgewehr und Blitzminen. Beide können ein persönliches Schild aktivieren.

Spielablauf

Die Situation ist recht leicht erklärt: Die Jäger gehen getreu ihrem Namen auf die Jagd, um das Monster zu töten, eben jenes versucht zu überleben und dabei mächtig genug zu werden, um bestenfalls den Spieß umzudrehen. Das Monster hat dabei einen kleinen Vorsprung und sollte zusehen möglichst schnell in der Spielwelt zu verschwinden und wilde Tiere zu verspeisen. Diese Regenerieren zum einen das eigene Schild und steuern zum Entwicklungsprozess bei. In der ersten Stufe ist das Monster nämlich ziemlich schwach und eine recht leichte Beute, während es in der dritten und höchsten Stufe enorm gefährlich für die Jäger wird.

Evolve Screenshot #16

Diese müssen unbedingt zusammenarbeiten, denn sonst ist ein Sieg enorm schwierig bis unmöglich. Ohne den Schützen kann nicht ausreichend Schaden zugefügt werden, ohne den Fallensteller wird es eine lange Jagd, bei welcher das Monster stets flüchten und sich stärken kann. Welche Gefahr ohne Sanitäter besteht, brauche ich wohl kaum zu erklären. Auch der Unterstützer, der zusätzlichen Schaden anrichtet und je nach Charakter die Jäger mit den Schilden stärkt, sollte überleben.

Auf dem Planeten, auf welchem die Umgebung selbst beispielsweise aufgrund fleischfressender Pflanzen eine Gefahr darstellt, sind diverse Tiere vorzufinden. In unserem Team haben wir diese teilweise getötet, um dem Monster die Nahrungsgrundlage zu nehmen. Um zu Fuß überhaupt einem so großen Wesen folgen zu können, sind sämtliche Jäger mit Jetpacks ausgestattet. Langes Fliegen ist damit nicht möglich, doch es ist eine äußerst hilfreiche Unterstützung bei der Fortbewegung und beim Erreichen von höhergelegenen Arealen.

Nach einer kleinen Zeit des Herumirrens durch die urwaldähnliche Umgebung konnte unser Team endlich Goliath ausfindig machen. Die größte Priorität genoss ich als Schütze. Da die Klasse den meisten Schaden verursacht, achteten meine Kameraden besonders darauf, dass ich am Leben bleibe. Zu unserem Glück stellte sich der Gegenspieler nicht allzu geschickt an, sodass der Fallenjäger sein Monster gut festsetzen konnte und gemeinsam mit der Feuerkraft des Unterstützers dem Kampf ein Ende bereitet werden konnte.

Sinnvollerweise waren die Spieler auf der Messe mit Headsets ausgestattet und konnten so gut kommunizieren. Denn ohne eine gute Koordination hätte das Duell wohlmöglich ganz anders ausgehen können. Wie gut die Balance war, lässt sich nach dem einen Match schlecht sagen. Allerdings dürfte Turtle Rock sicherlich genug getestet haben, sodass Jäger und Monster gleichermaßen eine faire Chance haben.

Abwechslung & Technik

So sehr mir das Match auch Spaß gemacht hat, bin ich unsicher, ob mich Evolve auf Dauer begeistern könnte, ohne dass mir die Abwechslung. Hierbei kommt es darauf an, wie viele Kreaturen und Umgebungen es in der finalen Version tatsächlich geben wird. Zudem ist es stets eine komplett neue Herausforderung mit unterschiedlichen Spielern zusammenzuspielen. Sowohl die taktische Vorgehensweisen des Teams als auch das Handeln des Gegenspielers tragen für einen stets abweichenden Spielverlauf Sorge.

Darüber hinaus existiert es ein Level-System, mit welchem sich neue Charaktere, Upgrades, Skins und Verbesserungen freigeschalten lassen. Insofern besteht auf jeden Fall Hoffnung, dass auch „nur“ mit dem 4v1-Modus ausreichend Abwechslung geboten ist. Reicht die Anzahl menschlicher Spieler nicht aus, springt die KI ein. Im 2K-Forum wurde darüber hinaus erwähnt, dass Evolve ebenfalls offline spielbar ist. Die Entwickler investieren hierfür ausreichend Zeit für eine brauchbare KI. Denn ohne hilfreiche KI-Kameraden wird dies kein großes Vergnügen.

Evolve Screenshot #21

Dank dem Einsatz der CryEngine 3 sieht Evolve sogar hervorragend aus. Entsprechende Hardware für den Spielspaß mit maximalen Details sollte natürlich vorhanden sein. Zumindest auf den Messerechnern lief das Spiel durchgehend flüssig, was nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit ist. 

Fazit

Evolve ist das Spiel der gamescom 2014 und konnte offenbar den Großteil der Spieler überzeugen, mich eingeschlossen. Ein weiterer Beleg dafür, wie gut neue Marken und Ideen angenommen werden, insbesondere im Shooter-Genre. Doch reicht dies bereits aus? Insbesondere hinsichtlich Abwechslung bzw. Langzeitmotivation besteht noch leichte Skepsis, Balancing und KI sind später ebenfalls bedeutsam. Abgesehen davon macht Evolve optisch eine hervorragende Figur und sorgt für großen Spielspaß bei der Monsterjagd.