Metro Exodus
Kommentar: Metro Exodus im Enhanced-Gewand

von Timo Schmidt am

Deep Silver und Koch Media veröffentlichten am 18. Juni eine aufpolierte und generell deutlich verbesserte Version von dem an sich schon hoch gelobten Titel Metro Exodus als Metro Exodus: Enhanced. Diese erschien – für Besitzer der ursprünglichen Fassung kostenlos – auf dem PC, der PlayStation5 und Xbox Series S/X. Ich habe mir die PlayStation 5 Version genauer angesehen und berichte, wieso sich das Warten gelohnt hat.

Metro Exodus war schon zu seinem ursprünglichen Erscheinen, am 19. Februar 2019, ein Titel der in seiner außergewöhnlich guten Grafikqualität und atmosphärischen Spielwelt glänzte. Nicht zuletzt eben auch weil es eines der ersten Titel war, welche Nvidias RTX Echtzeit-Raytracing unterstützten. Damals war Raytracing noch ein Nice-to-have, eher ein Schmankerl auf dem Kuchen – doch mit dem Erscheinen der neuen Konsolengeneration und der damit einhergehenden erhöhten Grafikleistung, war es an der Zeit für einen weiteren Besuch im russischen Nachkriegs-Ödland.

Das wussten auch 4A Games und Deep Silver: Vor kurzem erschien daher eine aufpolierte, komplementäre „Gen 9“-Version für PlayStation 5, Xbox Series S/X sowie PC. Mit verbessertem Raytracing, DLSS 2.0 sowie dynamische Auflösungen bis zu 4K bei konstanten 60 Bildern pro Sekunde (trotz implementiertem Raytracing!) auf den beiden neuen Konsolen. Selbstredend nehme ich die Einladung nach Moskau dankend an und packe ein Paar Luftfilter für die Gasmaske mehr in den Rucksack.

Altbekanntes in aktuellem Gewand

Das erste, das beim Start von Metro Exodus: Enhanced auffällt, sind die Ladezeiten. Selbst auf dem PC war ich es gewohnt, mir noch eben schnell einen Kaffee holen zu können, während der ansonsten (leider!) schweigsame Artjom im Ladebildschirm die aktuelle Situation zusammenfasst. Eigentlich schade, denn seine Stimme findet im Spiel selbst keinen Platz; stattdessen tun alle Charaktere so, als würde Artjom antworten – nur dass er es eben nicht tut und so unnötig alberne Kunstpausen entstehen. Übrigens einer der größten Kritikpunkte in unserem damaligen Testbericht.

Nun hat der gute Überlebenskämpfer sogar, beziehungsweise insbesondere, den Konsolen kaum Zeit, zum Punkt zu kommen bevor rechts unten die Einblendung der Taste zur Bestätigung erscheint. Feine Sache, so fühlt sich NextGen an! Generell fällt auch auf, dass die SSDs der Konsolen eine super Arbeit leisten, denn Pop-ins oder gar Ruckler beim Erkunden des russischen Ödlandes fielen mir nicht auf. Alles flutscht und rennt, sodass man sich voll auf die atmosphärische Spielwelt einlassen kann.

Erstmals auf den Konsolen ist nun auch Raytracing vertreten: Realtime Global Illumination sowie Realtime Emissive Lighting gehören nun zur Tagesordnung und lassen die dichte Atmosphäre nur noch weiter aufblühen. Heißt ganz konkret, dass alles ein Ticken realistischer wirkt. Dazu gesellen sich obendrein neue 4k-Texturen. Das geht so weit, dass sich gelegentlich schon fast ein Uncanny Valley Gefühl einsetzt: Das dargestellte wirkt zuweilen so realistisch, dass man einfach nur verweilen und fleißig Screenshots machen möchte.

Saubere, schnelle Action in einem dreckigen Ödland

Grundsätzlich ändert sich ansonsten wenig. Zum Hauptspiel gesellen sich in der Metro Exodus: Enhanced Version nun allerdings auch die tollen Add-ons „The Two Colonels“ sowie „Sams Story“. Das perfekte Gesamtpaket läuft auf den Konsolen nun auch auf bis zu 4k mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde. Das klingt nach einem kleinen Bonus, ist in meinen Augen allerdings das beste an der Enhanced-Edition.

Gerade wenn es mal wieder brenzlig wird, und Artjom Kugeln und so manch Gedärm um die Ohren fliegen, macht sich die doppelte Bildrate spürbar bemerkbar. Die Eingaben sind um einiges direkter und in dem einstweilen dichten Getümmel aus Banditen und Mutanten behält man leichter den Überblick. Man meint es kaum, doch auch die Erkundung der einzelnen, größeren Gebiete gewinnt bei 60 fps deutlich an Immersion.

Mittendrin statt nur dabei

Wer eine PlayStation 5 besitzt, darf sich übrigens durchaus glücklich schätzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Third-Party-Titeln haben die Entwicklerinnen und Entwickler von 4A Games den neuen DualSense-Controller in seiner Gänze bei der Entwicklung berücksichtigt. Heißt konkret: Ich spüre den Widerstand der Trafo-Druckfeder beim Aufladen der Taschenlampe. Dasselbe Gilt für das Aufpumpen des Tihar-Druckluftgewehres: Nach und nach baut sich der Widerstand der analogen Trigger-Taste synchron zum Druck in der Waffe auf.

Ich könnte ich dutzende weitere Beispiele aufzählen, doch der Zauber des Entdeckens wäre hinüber. Und bei einem Titel, der von Erkundung und der Atmosphäre so sehr lebt, wäre das schade.

Abschließende Worte

Metro Exodus war schon immer ein Ausnahme-Werk mit beachtlicher Immersion, spannender Handlung und ein Erlebnis das Entdeckerdrang belohnt. Mit der Enhanced-Edition – für Besitzer des ursprünglichen Releases auf sämtlichen Plattformen im Übrigen kostenlos – kommen nun einige Verbesserungen dazu, die dem Spiel mehr als guttun. Das Ganze wird mit der Beigabe beider Erweiterungen wunderbar auf die Spitze getrieben.

Der weitere Ausflug nach Russland kommt gerade zur rechten Zeit: Wahre NextGen-Titel lassen bis auf einzelne Ausnahmen, die man vermutlich bereits durchgespielt hat, noch auf sich warten und diese Lücke wird nun wunderbar durch ein noch immersiveres 40-stündiges Abenteuer gefüllt. Und das für manche sogar für Lau. Chapeau Deep Silver und Koch Media!