gamescom 2012 Rückblick

geschrieben von Stefan Brauner am

Am vergangenen Wochenende fand die gamescom 2012 in Köln ihr Ende. Die Veranstalter äußerten sich bereits zufrieden, wieder fanden über 275.000 Besucher ihren Weg auf die Messe, über 120.000 davon besuchten das gamescom Festival. Über 150.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, damit 15 % mehr als im Vorjahr, hatte die Messe zu bieten. Darüber hinaus gab es Neuerungen, wie das "gamescom Trailer Cinema powered by LG" oder das Cosplay Village.

Auch in diesem Jahr war ich, wie schon seit der ersten gamescom 2009, für GamingCore.de auf der Messe vertreten. Dieses Mal mit einer besseren Kamera, um bessere Fotos erzielen zu können, die inzwischen bei Facebook und Google+ zur Verfügung stehen. Auftakt war am Dienstag bei der EA Pressekonferenz im Palladium, Abreise am Samstag, denn dort gab es in der Business Area nichts mehr zu sehen. Dieses Mal erfolgt kein Tagebuch meinerseits, sondern ein umfangreiches Resümee zur Messe.

In den Hallen 6 bis 9 war das meiste los. Selbst Halle 8, die im letzten Jahr einer Erholungszone nahe kam, war gut gefüllt. Vergleichsweise leer wirkte es in Halle 10, die sich über zwei Etagen erstreckte. Insbesondere bei Halle 10.2 kam eher das Gefühl auf, dass diese als Durchlaufzone nach dem Eingang in Halle 11 diente. Ein paar Möglichkeiten Fußball oder Basketball zu spielen, mit dem Fahrrad oder einem Kart-ähnlichen Fahrzeug zu fahren – klar, dass dort nicht viel los war. Ebenfalls recht ruhig ging es im Cosplay Village zu, zumindest am Donnerstag. Die meisten Cosplayer fanden sich in den wichtigen Spielehallen wieder. Halle 10.1 macht in einem Bereich eher den Eindruck einer LG-Werbezone, bot den Besuchern dafür die Möglichkeit, sich einige 3D-Sachen anzuschauen. Sehr schön auch alte Spielekonsolen, an denen teilweise sogar gespielt werden konnte.

Zurück zum heute und jetzt mit den PC- und Videospielen, für welche der Großteil auf die Messe gekommen ist. Die erste Frage, die man sich dabei jedoch stellt ist: Leitmesse? Besondere Premieren suchte man vergebens. Kein neues Fallout, Thief 4, Mirror's Edge 2, Half-Life 3 oder Dragon Age 3 – die letzten beiden Titel sind sogar versehentlich auf einer Liste mit neuen Titeln auf der Messe gelandet. Auf der EA-Pressekonferenz wurde entgegen vorheriger Gerüchte nichts Neues angekündigt. Und Ubisoft? Keine großen Blockbuster, dafür das browserbasierte Free-to-play-Spiel ANNO Online. Und sonst? Square Enix, Ubisoft, Bethesda, Warner Bros., Activision, Take 2? Nichts. Doch Capcom hatte tatsächlich eine Neuheit im Gepäck: Remember Me. Damit also zur Abwechslung mal keine Fortführung einer vorhandenen Franchise.

Leider fehlten selbst bereits angekündigte Titel etwas. Von Watch Dogs gab es nichts, da Ubisoft kein neues Material dazu hatte. Gleiches galt für Rainbow 6 Patriots, zu welchem nach der Ankündigung nichts mehr folgte. Prey 2 von der Bildfläche verschwunden, zu GTA V und GRID 2 gab es nichts zu sehen. Bei den Publishern fehlte THQ komplett, sodass es auch nichts zu Homefront 2 oder Metro: Last Light gab. Der insolvente Publisher dtp entertainment ist ebenfalls der Messe fern geblieben. Für die Konsolenspieler wohl zunächst ein Schock, dass Microsoft und Sony nicht vertreten waren. Xbox 360- und sogar Wii-U-Titel gab es trotzdem genug zu sehen.

Viele der Publisher betonen, dass die gamescom für sie wichtig ist. Etwas Gegenteiliges würde wohl kein ausstellendes Unternehmen äußern. Fakt ist, dass es für die Publisher eine gute Gelegenheit ist, um ihre Spiele vorzustellen und damit eventuell auch ihr Weihnachtsgeschäft anzukurbeln oder Vorbestellungen zu erreichen. Sehr interessant war die Aussage eines 2K-Entwicklers vor einer Präsentation. Er äußerte sich sehr positiv über die gamescom, denn es ist echt toll zu sehen, wie viele Spieler das eigene Spiel anschauen möchten.

Doch selbst wenn es weniger Blockbuster-Ankündigungen als auf der E3 in Los Angeles zu sehen gab, kündigten die Publisher eine Menge neuer Features und weitere Informationen zu ihren Titeln an. Viele der Spiele wurden zum ersten Mal weltweit der Presse oder dem Publikum vorgeführt, einige der Titel standen erstmals der Öffentlichkeit zum Anspielen zur Verfügung. Dafür nahmen viele Besucher enorm lange Wartezeiten in Anspruch. Bei Assassin's Creed 3 lag das Maximum bei 300 Minuten. Enttäuscht wurden die Spieler dennoch nicht unbedingt. Insbesondere bei Assassin's Creed 3 gab es einiges: Erst der Singleplayermodus und anschließend im nächsten Raum entweder der Multiplayer oder auf der PS-Vita Assassin's Creed Liberation. Das ist doch schon mal etwas – und allesamt neue Sachen.

Auch SimCity, der gerade erst angekündigte Jäger-Modus in Crysis 3 oder Medal of Honor: Warfighter sind Sachen, die erstmals auf der gamescom spielbar waren. Ebenso lockten NfS Most Wanted, FIFA 13, Borderlands 2, Dishonored: Die Maske des Zorns, Hitman: Absolution oder Sleeping Dogs die Spieler für erste Hands-Ons an, um nur mal einige der Titel zu nennen. Bei Call of Duty: Black Ops 2 gab es dieses Jahr sogar direkt zwei größere Stände, um möglichst vielen Spielern bereits erstmalig die Möglichkeit geben zu können, selbst den Multiplayermodus auszuprobieren. Dummerweise nur für die Xbox 360.

Und da wäre ich beim nächsten Punkt: Die plattformübergreifende Titel. Sehr lobenswert, dass mehrere Titel sowohl auf Konsolen als auch auf dem PC gespielt werden konnten. Positive Beispiele dafür waren vor allem EA, Ubisoft und Square Enix. Zumeist gab es ausreichend PCs und Konsolen, bei einigen PCs lag dann zusätzlich ein Xbox 360-Controller dabei, so zum Beispiel bei NfS Most Wanted, was sich mit dem Pad einfach besser als mit der Tastatur steuern lässt. Ausnahme bei Ubisoft war Assassin's Creed 3, da die PC-Version dort ohnehin erst später erscheint. Für mich als PCler jedoch angenehm, dass ich die meisten Spiele trotzdem mit Tastatur und Maus testen durfte. Wie schlimm es mit Gamepad ist, habe ich dann bei Borderlands 2 spüren müssen.

Da die gamescom in Deutschland ist, sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, auf Deutsch mit den Fans in Kontakt zu treten. Immerhin ist nicht jeder dem englischen mächtig. Größtenteils gab es bei den Videos  deutsche Untertitel, bei einigen Einführungen wurde im Vorfeld gefragt, ob Personen anwesend sind, die kein Deutsch sprechen, um dann zusätzlich auf Englisch zu erklären. Somit gleichermaßen angenehm für die Besucher von Außerhalb und für die Einheimischen. Ich hatte zumindest den Eindruck, dass englisch in den letzten Jahren noch etwas ausgeprägter war. Somit eine positive Entwicklung.

Wie auch in den letzten Jahren herrschten zur Messezeit sehr sommerliche Temperaturen von teilweise über 30 Grad. Dennoch ist es auf dem Messegelände selbst sehr erträglich – kein Vergleich zu den heißen Rohren in Leipzig. Das machte die Wartezeit zumindest etwas angenehmer, manche Personen hatten einen kleinen Klappstuhl mit dabei. Schön, dass es keine strengen Einlasskontrollen gibt, die einerseits den Einlass verlangsamen und andererseits derartige Sachen einkassiert. Überhaupt gibt es zur Organisation der Messe wenig Negatives zu sagen.

Trotz zusätzlicher Hallen und damit mehr Platz war alles voll, jedoch nicht überfüllt. Wer Termine in der Business Area hat, musste knapp 10 bis 15 Minuten einplanen, um von der Entertainment Area dorthin zu gelangen. Doch obwohl es vor den Ständen voll ist, kann man zumeist gut durchlaufen. Wer mal an einem Samstag auf der CeBit war, kennt da sicherlich schlimmeres.

In meinen Augen war die gamescom 2012 sehr zufriedenstellend. Meine persönlichen Spiele-Highlights waren Remember Me, selbst wenn es dort nur ein kurzes Video zu sehen gab, Dishonored: Die Maske des Zorns und Assassin's Creed 3. Doch auch Borderlands 2 war zufriedenstellend, wenn leider nur mit Gamepad spielbar. Die größte Enttäuschung war 007 Legends, das keine allzu gute Figur machte. Weitere Vorschau-Berichte folgen in den nächsten Tagen, auf http://www.gamingcore.de/gamescom2012/ gibt es eine Übersicht mit gamescom-Material zu den vorgestellten PC-Spielen. Hier kommt ebenfalls in den nächsten Tagen noch etwas hinzu.