Google stellt mit Stadia eigenen Gamingservice vor

geschrieben von Timo Schmidt am

Im Zuge der diesjährigen Game Developers Conference in Kalifornien, kurz GDC, hat Technologie-Gigant Google eine große Bombe platzen lassen: Mit der immensen Rechenleistung der hauseigenen Serverfarmen will Google bald seinen neuen Game-Streaming-Dienst Stadia befeuern. Jederzeit, an jedem Chrome/Chromecast-fähigen Display (Handy, Tablet, Fernseher, etc.), sollen topaktuelle Spiele ohne komplizierter Einrichtung oder Notwendigkeit aktueller Hardware gespielt werden können.

Google-SEO Sundar Pichai verspricht ein Starten direkt aus Youtube heraus: Ohne Ladezeiten oder vorheriger Downloads können so per Cloud-Architektur via Chrome(cast) auf sämtliche Inhalte zurück gegriffen werden. Updates und grafische Downgrades mangels potenter GPU würden der Vergangenheit angehören. Im Prinzip ein Netflix für Spiele – nur die lokale Steuerung bleibt dem Nutzer überlassen.

Alles aus einer Hand – in deine Hand

Hierfür wurde ein hauseigener, neuer Controller angekündigt, welcher optional zum Streaming-Dienst dazu erworben werden könne: Der Controller ähnelt in seiner Erscheinung sehr dem ikonischen Xbox One Controller – bietet zusätzlich jedoch Google Assistant Funktionalität. Während eines Spiels soll per Knopfdruck der KI-Helfer aufgerufen und nach Lösungswegen für das jeweilige Spiel und mehr gefragt werden können.

Wie sich das in der Praxis anfühlt und ob der Google Assistant bis dahin genug Funktionen liefern wird, um den Kauf der Controllers zu rechtfertigen, bleibt abzuwarten. Denn: Stadia soll mit allen Eingabegeräten funktionieren; also auch klassisch per Maus und Tastatur oder gar dem Xbox One Controller. Ebenfalls spannender Aspekt des Stadia-Controllers: Die Peripherie soll direkt mit dem Cloud-Server verbunden sein und somit etwaige Latenzen weiter verringern.

Intelligente Features auf dem Papier

Neben dem reinen Streaming-Dienst hat man sich bei dem Giganten aus dem kalifornischen Mountain View um einige Zusatzfunktionen gemacht, welche auf dem Papier wirklich revolutionär klingen. Mit dem sogenannten State Share lassen sich genaue Snapshots eines Zeitpunkts aus dem derzeitigen Spiel anfertigen. Heißt konkret: Die Menge an Leben, Position des Charakters und alles weitere wird als Speicherstand angelegt, welcher an Freunde oder gar der Community weitergegeben werden kann.

Des Weiteren soll die Engine dynamische Splitscreen-Funktionen für lokalen Mehrspieler, der direkt Einstieg als Zuschauer ins Spiel des Streamers und vieles mehr bieten. Grundsätzlich spannende Ankündigungen – die sich letzten Endes jedoch in der Praxis erstmal behaupten müssen.

Immerhin: Laut Google und Phil Harrison – seines Zeichens Vize-Präsident des Konzerns – sollen Latenzprobleme schon einmal der Vergangenheit angehören und eine Auflösung von 4k bei knapp konstant 60 Bildern pro Sekunde seien schon ab einer Bandbreite von 30 Mbit/s möglich sein.

Stadia Games and Entertainment

Um das ganze Projekt auch intern ordentlich mit Inhalten befeuern zu können – in nativer Zusammenarbeit mit der Cloud-Architektur und hauseigenen, auf der GDC demonstrierten Engine – wurde ein eigenes AAA-Studio gegründet: Stadia Games and Entertainment unter der Leitung von Jade Raymon möchte für persönliche Zusammenarbeit mit Indie- und AAA-Entwicklern (u. a. id Software und Ubisoft) stehen und das volle Potenzial der Architektur ausschöpfen.

Auf der GDC wurden im Rahmen nun zwar Demos vorgeführt, die die Kraft der hauseigenen Stadia-Engine beweisen wollen. Unter anderem wurde eine gigantische nahtlose Mehrspieler-Welt mit einer komplett zerstörbaren Stadt aus Wolkenkratzern und ein atmosphärischer Wald mit kooperativen Puzzle gezeigt. Ob die Inhalte irgendwann in naher Zukunft der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden, ist nicht bekannt. Die Demos können im Zuge der GDC an dem Stadia Booth jedoch ausgiebig getestet werden.

Eine Liste an bekannten Titeln, welche zum Start auf Stadia verfügbar sein werden, gibt es nicht. Gezeigt wurde zumindest Doom Eternal, das bald erscheint. Auch Assassins Creed Odyssey ist sehr wahrscheinlich: Der digitale Ausflug ins antike Griechenland konnte erst Ende letzten Jahres in einer Technik-Beta von ausgewählten Nutzern per Chrome-Browser gespielt werden.

Was kostet der Spaß?

Google hat Stadia bereits für Mitte 2019 abgekündigt: Ohne dabei etwaige Preismodelle zu erwähnen. Google-typisch dürfte es ein werbefinanziertes Modell mit additionaler Premium-Subscription geben. Spannend dürfte es hinsichtlich des Preises jedenfalls bleiben; denn Microsoft bereitet seine Ankündigung zu deren eigener Stream-Cloud zur E3 hin bereits vor.