gamescom 2011 Rückblick

geschrieben von Stefan Brauner am

Die gamescom 2011 in Köln ist vorüber. Insgesamt 275.000 Besucher waren in diesem Jahr auf der Messe. Damit knapp 8 Prozent mehr als im letzten Jahr. Dass die Kapazitäten langsam an ihre Grenzen gehen, wurde am Samstag deutlich, als für einige Stunden nicht mehr alle Besucher hereingelassen werden konnte. Von Dienstag bis Freitag war auch ich auf dem Event, um für GamingCore.de vor Ort zu recherchieren. In dieser News fasse ich erstmals das Messeerlebnis zusammen.

Dieses Jahr ausgerüstet mit einem Smartphone, um sich lästige Blätter mit Terminlisten zu ersparen. Dank einer gamescom-App konnten auch schnell die verschiedenen Aussteller lokalisiert werden; auch wenn die Android App noch einige Macken hatte. Bereits vor dem offiziellen Start der gamescom, lud Electronic Arts für Dienstag zum Press Briefing ins Paladium ein. Dort stellten der Publisher und die Entwickler einige Trailer und Gameplay-Szenen ihrer kommenden Titel vor. Die Vorführung des kooperativen Gameplays von Battlefield 3 hat sich EA bis ganz zum Schluss aufgehoben. Der Titel erntete auch den meisten Applaus des Publikums. Schon zu Beginn wurde betont, dass die gamescom die größte und internationalste Computer- und Videospielemesse ist – und damit eigentlich auch die wichtigste. Eine Aussage, die ich ganz zum Schluss noch mal aufgreifen werde.

 

Tag 1: Mittwoch

Der erste Messetag war nur für Fachbesucher und Medienvertreter; mich eingeschlossen. Eine gute Gelegenheit sich die Hallen 6 bis 8 in Ruhe anzuschauen; denn dort waren die Wartezeiten meist erträglich. Die erste Station war bei Bethesda: Etwas über 30 Minuten Wartezeit, dann gab es Prey 2 zu sehen. Sogar mit deutschem Kommentar, was sehr angenehm war. Obwohl ich den ersten Teil nie gespielt habe, möchte ich nach dieser Präsentation auf jeden Fall den zweiten Teil zocken. Das dürfte sicherlich ein guter Ego-Shooter werden. Die Zuschauer durften danach, während sich der nächste Schwung Prey 2 angeschaut hat, einige Minuten RAGE anzocken. Gut, dass es dort auch PCs gab. Die Zeit hat aber nicht ausgereicht, um mich vollends überzeugen zu können. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Von Electronic Arts wurde ich dieses Jahr bei der Berichterstattung eingeschränkt und musste mich dieses Jahr mit den Shows in der Public Area zufrieden geben. Erster Titel war dort Battlefield 3, welcher den Award „Best of gamescom“  gewann. Nach einigen Videos, die teilweise schon von vorherigen Trailern bekannt waren, durfte ich den 64-Spieler-Multiplayermodus für den PC ausprobieren. Leider stürzte das Spiel bei mir mehrmals ab und der Netcode schien auch noch nicht perfekt gewesen zu sein, denn hin und wieder gab es ein unschönes Ruckeln. Aber es war halt noch eine Alpha-Version. Zweiter EA-Titel, den ich mir gegönnt habe, war Mass Effect 3. Auch dort gab es zuerst ein Video, danach die Gelegenheit selbst am PC zu spielen. Es konnten drei verschiedene Klassen ausgewählt werden, um einen Abschnitt durchzuspielen. Die Zeit reichte für eine Klasse locker aus, eine zweite habe ich danach nicht mehr ausprobiert. Wirkte schon mal ganz nett, auch wenn ich Probleme mit dem Deckungsmodus hatte.

Bei Electronic Arts bzw. eher bei Bright Future habe ich mir natürlich nicht die Chance entgehen lassen, mir den Fussball Manager 12 zeigen zu lassen. Viele Neuerungen, die auch bereits in den vergangen News zum Titel aufgeführt wurden, gab es diese Mal live zu sehen. Hierzu folgt auf jeden Fall noch ein Vorschau-Artikel. Später gab es dann die Demonstration von F1 2011. Etwas enttäuschend, denn es wirkte eher wie eine  trockene Powerpoint-Präsentation. Einige bewegte Bilder gab es dann zwar auch noch, aber irgendwie hätte es mehr sein können. Doch immerhin gab es eine tolle Info: Es wird ein Safety Car im Spiel geben. Der letzte Titel des Tages war Prototype 2, der von den Entwicklern vorgeführt. Viel Text, aber im Endeffekt wenig Spiele. Den Tag hätte ich wohl auch effektiver planen können.

 

Tag 2: Donnerstag

Der zweite Tag war auch für das öffentliche Publikum geöffnet, wodurch es direkt um einiges voller wurde. Eine gute Gelegenheit, die Public Area lieber zu meiden – erst recht bei den hohen Temperaturen waren die Hallen nämlich nicht wirklich angenehm bei der Menschenmenge. Stattdessen durfte mein Block für weitaus mehr Notizen hinhalten als noch am Mittwoch. Erste Station war Activision, wo ich mir ein weiteres Mal Prototype 2 anschauen durfte. Leider das gleiche, was ich am Vortag bereits in der Public Area gesehen haben. Dafür hab ich mir dieses Mal auch viele Notizen gemacht. Danach gab es Call of Duty: Modern Warfare 3 zu sehen. Theoretisch gab es dort die Spec-Op-Modi zum anzocken; nur leider gab es dort nur die Konsolenfassung. Da ich als reiner PCler nicht in der Lage bin einen Shooter mit Gamepad zu spielen, entschied ich mich dafür, lieber nur zuzusehen.

Danach ging es zu Square Enix. Ganz überraschend, aber vor allem sehr erfreulich: Es gab doch noch etwas vom neuen Tomb Raider zu sehen. Zunächst die Befürchtung: „Schade, das Kapitel kenne ich bereits aus einem Gameplay-Video“. Doch danach die Erleichterung, denn es ging mit einem neuen Abschnitt weiter. Meine abschließende Reaktion: „Cool!“. Das Spiel wird super. Später gab es noch Deus Ex: Human Revolution. Auch davon erwarte ich mir ein Top-Spiel. Einen neuen Vorschau-Artikel dazu gibt es nicht mehr; den gab es bereits im letzten Jahr. Zudem steht der Release schon kurz bevor, sodass es bald wohl eher ein Review dazu gibt.

Weitere Vorführungen gab es bei Ubisoft. Es ging los mit Assassins Creed: Revelations. Sieht gut aus, aber irgendwie fehlten Neuerungen, die mich begeistern konnten. Ein neues Setting (Konstantinopel und Istanbul) alleine reichen jedenfalls nicht aus. Es folgte die größte Enttäuschung:  Far Cry 3. Vorführung des gleichen Materials wie auf der E3, nur mit zusätzlichem Kommentar. Sonst keine Neuerungen. Enttäuschende Präsentation, die keine 10 Minuten gedauert hat. Danach auch nicht viel ausführlicher, dafür eine komplett neue Demo: Ghost Recon Future Soldier. Und auf Anfrage auch die gute Nachricht, dass es eine PC-Version geben wird. Danke! Fast hätte ich trotzdem eher enttäuscht den Ubisoft-Bereich verlasse. Wäre da nicht noch ANNO 2070. Eine genaue Vorschau dürfte dazu noch folgen. Schon mal vorweg: Die Skepsis, ob das mit dem ANNO in der Zukunft etwas wird, wurde widerlegt. Grafisch super, viele neue Möglichkeiten – das Spiel wird super.

Die letzte Station war dtp entertainment. Eigentlich wollte ich mir traditionsgemäß wieder ein Alarm für Cobra 11 anschauen. Habe nur leider festgestellt, dass es dieses Jahr keine neue PC-Version davon geben wird. Ich durfte mich aber noch kurzerhand anders entscheiden und habe mir Memento Mori 2 und The Cursed Crusade angesehen. Ersteres ist ein Point & Click-Adventure mit bemerkenswerter 3D-Grafik. Macht einen interessanten Eindruck. Letzteres ein Action-Rollenspiel, das aufgrund des Genres nicht so sehr mein Fall ist. Trotzdem konnten mir die Entwickler in kurzer Zeit einen guten Einblick bieten. Wer das Genre mag, dürfte damit wohl seinen Spaß haben. Damit auch genug Titel für den Donnerstag.

 

Tag 3: Freitag

Am Freitag nutze ich die Gelegenheit, kurz Need for Speed: The Run anzuzocken, ehe auch die Privatbesucher in die Hallen durften. Leider nur ein einziges Rennen, das eher unspektakulär war. Danach ab zu Take 2 für The Darkness II, dessen Vorgänger ich ebenso wenig wie die Comics kannte. Ein besessener Mafiosi, der mit Dämonenarmen angreift. Das Spiel konnte mein Interesse wecken. Auf der Liste stand bei mir noch „Ominöser, nicht angekündigter Titel“. Damals durfte selbst das Genre nicht verraten werden. Erst einige Tage später wurde Boderlands 2 angekündigt. Es konnte also auch nur der zweite Teil des Rollenspiel-Shooters sein; und er war es auch. Darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut. Und das zu Recht. Die Entwickler haben an vielen Bereichen des Spieles Verbesserungen vorgenommen, gleichzeitig aber viele gute Sachen beibehalten. Auf den zweiten Teil freue ich mich jetzt schon.

Voller Skepsis ging es dann zu bitComposer Games. Was haben die wohl aus dem schönen Jagged Alliance 2 gemacht? Mit neuer Grafik, neuem Spielsystem und vielen alte, guten Sachen gab es also das Remake Jagged Alliance: Back in Action. Zum ersten Mal durfte ich sehen, wie das Plan & Go-System wirklich funktioniert. Für viele sicherlich ungewohnt, doch es hat eine Chance verdient. Denn im Endeffekt, ist es sogar besser als die unzähligen Runden, bei denen häufig nur viele der Charaktere einige Schritte nach vorne machen durften. Wenig später folgte ich der Empfehlung, mir die Show in der Public Area anzusehen. Sehr nett gemacht.

Einen weiteren Titel, den ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte, war Batman: Arkham City bei Warner Bros. Von der Kampagne wurde dort zwar eigentlich nichts gezeigt, aber dafür führte das Entwicklerteam mit sehr guter Laune die Herausforderungen vor. Und das auch noch in 3D. Ein für mich wichtiger Publisher stand noch aus: THQ. Über Darksiders 2 kann ich nicht viel sagen, außer, dass auch dort der Genre nicht so meinen Geschmack trifft. Daher kann ich dort auch keine wirkliche Wertung äußern. Bei Metro: Last Light wurde grob das gezeigt, was auch in den drei E3 Gameplay-Demo-Videos gezeigt wurde. Nur etwas ausführlicher. Könnte durchaus ein würdiger Nachfolger werden. Letzter Titel der Messe war für mich The Elder Scrolls V: Skyrim. Auch wenn es vom Genre her nicht mein Fall ist, wollte ich doch mal sehen, was  es mit dem von vielen erwarteten Spiel auf sich hat. Ich als Nicht-Fan konnte zumindest feststellen, dass das Spiel mehr als nur eine schöne Grafik zu bieten hat. Der Applaus der vielen Zuschauer nach der Präsentation dürfte dies wohl auch widerspiegeln.

 

Resümee

Schließlich noch mal, wie schon erwähnt: Die größte, internationalste und damit auch wichtigste Spielemesse? Diesen Eindruck erhält man bei der gamescom leider nicht. Es scheint immer noch so als würden die meisten Publisher ihre grandiosen Meldungen entweder zur E3 in Los Angeles oder zur Tokyo Game Show aufheben. So gab es wenige Überraschungen in diesem Jahr. Einzig Borderlands 2 wurde ziemlich lange geheim gehalten, wurde  aber schließlich auch noch knapp zwei Wochen vor Messebeginn angekündigt. Einige Publisher zeigten zudem wenig neues Material.

Meine Highlights der Messe waren ANNO 2070, Borderlands 2 und Tomb Raider, wobei ich auch von Battlefield 3, Prey 2 und Prototype 2 sehr angetan war. Gerne hätte ich auch was zu Dishonored, Hitman 5 und dem neuen Counter-Strike: Global Offensive gesehen. Wirklicht enttäuscht war ich eigentlich nur von Far Cry 3, das zwar einen guten Eindruck gemacht hatte, aber im Endeffekt das gleiche wie bei der E3 war. Für mich persönlich insgesamt eine gute gamescom 2011. Einige Vorschau-Berichte folgen in den nächsten Tagen.