Testbericht: ANNO 1701

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Drei Jahre lang haben über 100 Personen am neuen ANNO 1701 gearbeitet. Das Spiel hat über 10 Millionen Euro Produktionskosten verschlungen. Nach dem die beiden Vorgänger schon sehr erfolgreich waren, sind die Erwartungen am dritten Teil natürlich sehr hoch.

Dass ganze Arbeit geleistet wurde, bekommt man schon gleich beim Start von ANNO 1701 zu sehen. Denn wie gewohnt fängt das Spiel mit einem Introvideo an, welches mit einer atemberaubenden Grafik präsentiert. Auch das Spiel hat nun eine deutlich bessere Grafik als zuvor, denn erstmals ist ANNO in 3D. Man kann ganz nah an das Geschehen ranzoomen und das Leben der Bewohner und die Arbeiten der Produktionsstätten beobachten. Ein genauso schöner Anblick ist das gut dargestellte Wasser. Doch nicht nur mit der Grafik wurden große Fortschritte gemacht, sondern auch mit der Musik. ANNO 1701 ist das erste Computerspiel mit 5.1 Musik. Diese wurde vom brandenburgischen Staatsorchester komponiert und ist im altbekannten ANNO-Stil geblieben und klingt wieder sehr schön. Der Sprecher von den vorherigen Teilen ist auch diesmal wieder mit dabei und liest sogar die ganzen Texte vor, die beim Einführungsspiel und in den Szenarien vorkommen. Ebenfalls wurde überarbeitet wurde das Interface. Unten links auf dem Bildschirm befinden sich die Minimap und die Menüpunkte. Daneben erscheinen z. B. das Baumenü oder Informationen zu Gebäuden, Schiffen etc. Die Übersicht mit den Bewohnern, den Finanzstatus und den Ressourcen werden oben angezeigt und lassen sich teilweise für zusätzliche Informationen auch noch ausklappen. Spezielle Ereignisse werden in kleinen Blasen auf der linken Seite eingeblendet und bleiben so lange dort, bis diese vom Spieler weggeklickt werden.

Der Spielspaß und die Motivation sind bei ANNO 1701 sehr groß. Das Spiel ist viel anfängerfreundlicher, sodass Neulinge nicht sofort an irgendwelchen Problemen scheitern. ANNO 1701 bietet vier sehr nützliche Einführungsspiele, welche aufgrund spielerischer Änderungen auch für ANNO-Profis geeignet sind. Außerdem wird man dann mit einer Medaille belohnt. Die Medaillen bekommt man z. B. für das absolvieren der Einführungsspiele und der Szenarien, das Erreichen eines hohen Kontostandes oder der Selbstständigkeit und für lange Spielzeit. Somit hat der Spieler einen weiteren Anreiz zu spielen. Lustig sind auch verschiedene Sprüche, die man zu Hören bekommt, wenn man mehrere Stunden am Stück spielt.

Geboten werden die Modi Endlosspiel, Einführungsspiele, Szenarien und die Spielwiese. Das Endlosspiel kann sehr individuell gestaltet werden. Man kann die Spielwelt einstellen oder auch eine spezielle Kartennummer eingeben. Denn für jede Karte gibt es eine eigene Nummer, sodass man auf bestimmte Karten zurückgreifen kann, wenn diese einem besonders gut gefallen. Zudem lässt sich bestimmen, welche Computerspieler mit dabei sind. Es sind immer drei Computerspieler mit auf der Welt. Jeder Computerspieler hat seine eigene Persönlichkeit mit eigenem Foto, eigener Stimme und einer kurzen Beschreibung. Des Weiteren kann der Spieler das Startkapital grob bestimmen (kein Wert, aber ob eher viel oder wenig), die Piraten, Händleraufträge, Ehrengäste und erschwerte Bedingungen, z. B. Feuer, Pest, Vulkanausbrüche usw., ein- und ausschalten. Mehr dazu weiter unten. Wer nicht unbedingt Endlos spielen möchte, kann sich noch spezielle Siegbedingungen aussuchen. Im Vordergrund bei ANNO 1701 steht das Endlosspiel. Deswegen gibt es nur noch zehn Szenarien in drei Schwierigkeitsgraden. Die Szenarien sind jedoch nicht nur dahin geklatschte Aufgaben, die erfüllt werden müssen, sondern basieren auf sehr schönen Hintergrundgeschichten. Die Spielwiese dient nur dazu, um sich etwas auszutoben. Dort gibt es kein Geld, keine Ressourcen, keine Bedürfnisse … eigentlich nichts, was irgendwie aufhalten könnte. In dem Modus steht eine große Auswahl an Gebäuden zur Verfügung, die man so auf der Insel verteilen kann, wie man möchte.

Händleraufträge sind Aufträge, die man vom reisenden Händler bekommt. In den meisten Fällen muss man bestimmte Waren besorgen oder Schiffe und Schätze borgen. Als Gegenleistung gibt es viel Geld, etwas Ware und ein paar Punkte. Das ganze muss in einer bestimmten Zeit geschehen, andernfalls zieht der Händler sein Auftrag zurück, was jedoch keinen Einfluss auf Punkte oder Geld hat. Eine weitere Neuerung sind auch die Ehrengäste. Häufiger kommen Schmied, Bierwagen oder auch eine Musikkapelle in das neue Dorfzentrum. Dieses ist für die Gemeinschaft der Bewohner notwendig. Zudem bekommt man im Dorfzentrum das Feedback zu sehen – welche Bedürfnisse erfüllt sind und welche nicht und wie glücklich die Bewohner sind. Außerdem dient das Dorfzentrum als Marktplatz für die Bürger. Bei ANNO 1701 fallen nun auch die extra Marktstände für z. B. Stoffe und Nahrung weg, da sich diese nun alle automatisch beim Dorfzentrum befinden.

Eine sehr wichtige Rolle in ANNO 1701 spielt die Königin, wie man es schon im Introvideo bemerken kann. Diese stellt gleich zu Anfang den Kontor zur Verfügung und belohnt den Spieler. So bekommt man von der Königin das erste Schiff geschenkt, welches für Handel, Besiedelung und Händleraufträge unerlässlich ist. Die Erkundung der Inseln mit einem Scout ist nicht mehr notwendig, denn sobald die Insel erst einmal aufgefunden ist, kann man sofort schauen, welche Ressourcen dort zur Verfügung stehen. Nicht erkundetes Gebiet wird als weiße Karte dargestellt, sodass man in das Ungewisse segelt. Beim Endlosspiel kann man jedoch einstellen, dass gleich zu Anfang die ganze Inselwelt aufgedeckt ist.

Nachdem die Fangemeinde bei ANNO 1503 durch den fehlenden Multiplayermodus enttäuscht wurde, welcher auch nie nachträglich integriert wurde, ist bei ANNO 1701 der Multiplayermodus von Anfang an integriert. Da ich diesen jedoch nicht testen konnte, gehe ich auf diesen auch nicht weiter ein.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
9,0

ANNO 1701 ist auf jeden Fall ein sicherer Kandidat für das beste Spiel des Jahres und das erfolgreichste Spiel Deutschlands. Die Entwicklungszeit von drei Jahren hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Man hat sich mehr auf den eigentlichen Bereich des Spiels, dem Aufbauen und Wirtschaften, und hat ein viel benutzerfreundlicheres Spiel geschaffen, welches sehr viel Spaß macht und eine große Langzeitmotivation bietet.