Testbericht: Need for Speed: Carbon

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Mit „Need for Speed: Carbon“ hat Electronic Arts das zehnte Spiel aus der Need for Speed-Reihe rausgebracht. In jedem Need for Speed gab es eine neue Innovation, mit dem man das Auto individueller gestalten kann als bisher. Somit können Felgen, Motorhauben, Spoiler, etc. so geformt werden, wie man es gerne hätte. Dazu stehen einige spezielle Autosculptteile zur Verfügung, die man anpassen kann.

Bei NfS Carbon stehen neben dem Karrieremodus auch die Herausforderungs-Serie, Quickrace und zwei Onlinemodi. Der Karrieremodus bietet wieder eine Story mit vielen Zwischensequenzen. Bei den Videosequenzen wurden auch diesmal wieder Schauspieler eingesetzt. Die Schauspieler in NfS Carbon sind Emmanuelle Vaugier, Chris Gauthier, Shaw Madson, Dean McKenzie, Tahmoh Penikett, Dan Rizzuto, Elias Toufexis und Sal Mustalla.

In Need for Speed Carbon stehen drei Fahrzeugklassen zur Verfügung: Muscle, Exoten und Tuner. So sollte für jeden auch ein passendes Auto dabei sein. Am Anfang der Karriere steht jeweils ein Fahrzeug jeder Klasse zur Verfügung: Bei den Muscle der Camaro SS, bei den Exoten der Alfa Brera und bei den Tuner der Mazda RX-8. Dabei spielt Geld bei der Auswahl keine Rolle, da es das Anfangsfahrzeug geschenkt bekommt. Die Karriere beginnt mit ein paar Videos und kleinen Einführungen.

Ein neuer Bestandteil in NfS Carbon ist die Crew, bei der man sich einen Namen und ein vorgegebenes Logo aussuchen muss. Insgesamt stehen sechs Personen zur Verfügung, die sich nach und nach im Karrieremodus zusammenfinden. Drei von denen können gleichzeitig in der Crew sein, wodurch man einige Vorteile in und außerhalb von Rennen hat. Im Rennen selbst kann nur ein Crewmitglied mitfahren. Die Crew unterscheidet sich in Blockern, Schleppern und Scouts. Die Blocker helfen, indem diese die anderen Gegner aus dem Weg rammen. So kann man ggf. gut am Gegner vorbeikommen oder sich auch ein besseren Vorsprung verschaffen. Der Schlepper ist nur dann nützlich, wenn er direkt vor dem Spieler fährt – dann kann der Windschatten ausgenutzt werden. Dann kann genug Schwung gesammelt werden, um Gegner zu überholen. Umständlich, wenn man bedenkt, dass bei einigen vorherigen Teilen der Windschatten bei gegnerischen Fahrzeugen genutzt werden konnte. Der Scout sucht nach Abkürzungen und wird nach relativ kurzer Zeit überflüssig, weil man mit der Zeit die Abkürzungen auch ohne Scout findet. Somit macht der Blocker immer noch am meisten Sinn. Praktisch ist jedoch, dass es auch reicht, wenn das Crew-Mitglied das Rennen gewinnt. Jedes Crew-Mitglied hat einen festen Wagen, den man nicht austauschen kann, jedoch kostenlos tunen kann.

Die Tuningmöglichkeiten wurden im Vergleich zu NfS Most Wanted erweitert, sind jedoch trotzdem nicht so vielfältig wie bei NfS Underground 2. Viele Leistungs-, Teile- und Optik-Upgrades stehen dem Spieler zur Verfügung. Während bei NfS Most Wanted die Eigenschaften der Leistungsteile noch im Pausenmenü eingestellt werden konnte, geschieht dies jetzt beim Kauf. Die Teile-Upgrades sind aufgeteilt in Nachrüstung und Autosculpt. Beim Autosculpt stehen vorgefertigte Formen zur Verfügung, die den eigenen Wünschen entsprechend angepasst werden können. Die Auswahl an Autosculpt-Teilen hält sich jedoch in Grenzen. Wer dort kein passendes Teil findet, kann bei Nachrüstung noch fertige Teile auswählen, wie das bei den vorherigen NfS-Spielen auch der Fall war.

Die Polizei spielt in NfS Carbon keine allzu große Rolle mehr. In den Rennen selbst ist diese eher selten präsent und auch in der Stadt muss man nicht allzu schnell Ärger befürchten. Während die Verfolgungsrennen bei NfS Most Wanted noch Pflicht waren, um weiterzukommen, kann man in NfS Carbon die Polizei auch ganz meiden. Ansonsten hat sich nicht allzu viel geändert. Es gibt weiterhin viele Verfolgungsstopper und auch Verstecke. Auch die actionreiche Musik ist genau die gleiche wie bei NfS Most Wanted geblieben.

Auf Drag-Rennen müssen die Spieler dieses Mal verzichten. Gefahren werden Radarfallen-Rennen, Sprints, Drift-Rennen, Rundkurse, Kontrollpunktrennen, Massenrennen und Canyon-Rennen. Bei den Radarfallen-Rennen steht nicht die Platzierung, sondern die Geschwindigkeit im Vordergrund. Die Geschwindigkeiten, die von den einzelnen Radarfallen gemessen werden, werden zusammengezählt. Wer am Ende den höchsten Geschwindigkeitswert hat, ist der Gewinner. Doch auch hier sollte man schnell im Ziel sein, ansonsten werden im Sekundentakt Punkte abgezogen. Die Drift-Rennen unterscheiden sich in Rennen auf Rennstrecken und Canyon-Drifts. Die Massenrennen erscheinen nach jeder Eroberung eines Territoriums und finden mit 12 Fahrern statt. Die Canyon-Rennen bestehen aus zwei Hälften und werden mit einer speziellen Musik begleitet. Bei der ersten Hälfte Jagd der Spieler den Gegner und muss so dicht wie möglich am Gegner bleiben. Je dichter der Spieler am Gegner ist, desto mehr Punkte gibt es, beim Berühren des Gegners gibt es jedoch Abzüge. Große Aufmerksamkeit sollte man auch den Leitplanken schenken, denn diese nicht fest, sodass es durchaus passieren kann, dass man von der Strecke abkommt – dann ist das Rennen verloren. Das Rennen kann frühzeitig gewonnen werden, indem der Gegner für 10 Sekunden überholt wird. Bei der zweiten Hälfte des Canyon-Rennens ist der Spieler der Verfolgte und muss den Vorsprung vor dem Gegner groß halten. Dabei werden die erzielten Punkte aus dem ersten Rennen runter gerechnet. Schafft man es ins Ziel, bevor der Punktestand bei 0 ist, hat man gewonnen. Nitro und Speedbreaker stehen im Canyon-Rennen nicht zur Verfügung. Wieder mit dabei sind auch die aus NfS Underground 2 bekannten „Outruns“, bei der andere Fahrer in der freien Fahrt herausgefordert werden können. Hierbei muss man ein Ziel auswählen und natürlich als erster dort sein. Das GPS ist hierbei eine nützliche Hilfe.

Die Stadt ist in vier Territorien aufgeteilt, welche vom Carbon Canyon umgeben sind. Jedes Territorium besteht aus kleineren Stadtteilen, welche aus zwei bis drei Strecken besteht. Bei jeder Strecke wird ein Fahrzeug oder Upgrade freigeschaltet. Hat man zwei Rennen eines Stadtteils gewonnen, hat man den Stadtteil erobert, was durch das Crew-Logo gekennzeichnet wird. Zudem gibt es noch eine weitere Belohnung beim Freischalten eines Stadtteils. Zwischendurch wird man jedoch von anderen Crews angegriffen und muss ein Rennen gewinnen, um den Stadtteil zu verteidigen. Sind alle Stadtteile eines Territoriums erobert, muss der Boss des Territoriums besiegt werden. Zuerst wird ein normales Rennen gefahren anschließend erfolgt das Canyon-Rennen. Die Boss-Rennen finden ohne Crew statt. Sind beide Rennen gewonnen, ist das ganze Territorium erobert und man kann sich zwei Boss-Bonuskarten auswählen. Verfügbar sind der Fahrzeugschein des Gegners, Geld, Gefängnisfreikarte, Teile-Upgrades und Optik-Upgrades.

Einen besonderen Anreiz bieten die Prämienkarten. Um diese zu erhalten, muss man je Karte vier verschiedene Aufgaben erfüllen. Hat man eine Prämienkarte vollständig, werden neue Fahrzeuge oder Upgrades zur Belohnung freigeschaltet. Diese müssen jedoch noch gekauft werden, um sie nutzen zu können.

Wie auch bei NfS Most Wanted gibt es auch in NfS Carbon wieder die Herausforderungsserie, bei der bestimmte Aufgaben erfüllt werden müssen. Diese sind diesmal nur etwas anders sortiert. Es gibt verschiedene Typen, wie z. B. Verfolgung, Canyon-Rennen, Drift, usw., welche dann nochmals in Bronze, Silber und Gold unterteilt. Dabei muss man Bronze schaffen, um Silber freizuschalten und Silber schaffen, um Gold zu freizuschalten. Ist die Gold-Herausforderung auch geschafft, gibt es eine Belohnung. Wer alle Fahrzeuge und Strecken testen möchte, kann dies am besten im Quickrace-Modus tun. Dort hat man alle freigeschalteten Fahrzeuge und Strecken zur Verfügung und kann sich dort austoben. Was bei NfS Carbon fehlt ist der Netzwerkmodus, um auch über LAN gegen Andere Fahren zu können. Der Onlinemodus ist jedoch weiterhin vorhanden und bietet spezielle Prämienkarten.

Grafisch hat sich nicht allzu viel geändert, was bei der ohnehin guten Grafik jedoch auch nicht unbedingt notwendig war. Die Explosionen oder andere Ereignisse beim Benutzen der Verfolgungsstopper sehen schöner als bisher. Auch das HUD wurde, wie bei jedem anderen Teil auch, neu gestaltet. Etwas störend ist die Anzeige des Stadtteils mitten auf dem Bildschirm, die bei Verfolgungsrennen für ein paar Sekunden die Sicht versperren kann. Bei Need for Speed Carbon kann nun auch Surround Sound genossen werden. Der Soundtrack besteht aus insgesamt 30 Tracks, die in den Richtungen Hip Hop/Grime, Rock und Elektro eingeordnet sind. Die Musik kann je nach eigenem Geschmack oder auch abhängig vom Spiel abgespielt werden. Bei Canyon-Rennen und Verfolgungsrennens gibt es noch eine spezielle actionreiche Musik, welche die Dramatik des Rennens bzw. der Verfolgung noch etwas steigert.

Bei Need for Speed Carbon gibt es keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad. Es wird von Zeit zu Zeit immer schwieriger. So kann es sein, dass die ersten Territorien mit einem Fahrzeug gemeistert werden können ohne immer tunen zu müssen. Jedoch scheinen die Radarfallenrennen gerade am Anfang schwieriger geworden zu sein, sodass man manchmal hoffen muss, dass zumindest das Crew-Mitglied das Rennen gewinnen kann. Während die Polizeifahrzeuge bei Need for Speed Most Wanted teilweise innerhalb von wenigen Sekunden durch starkes Rammen ausgeschaltet werden konnten, scheinen die Polizeifahrzeuge diesmal etwas robuster zu sein. Im Endeffekt ist die Schwierigkeit gegenüber dem Vorgänger jedoch relativ gleich geblieben.

Vom Gameplay her hat sich gerade beim Driftmodus einiges getan. So kann nun auch Nitro zur Hilfe genommen werden, was gerade in brenzlichen Situationen sehr vorteilhaft ist. Berührt der Spieler die Wand, gehen nicht mehr alle Punkte verloren, sondern es verringert sich nur der Multiplikator. Viele Punkte beim Driften zu sammeln ist etwas einfacher, da beim kurzen geradeausfahren der Drift nicht sofort als beendet gilt, sodass längere Drifts einfacher möglich sind. Bei Verfolgungsrennen bedeuten durch Nagelbänder zerstörte Reifen auch nicht mehr sofort das Aus. Auch mit kaputten Reifen kann weitergefahren werden. Dabei fliegen die Funken auf dem Asphalt und das Fahrzeug wird langsamer und lässt sich schlechter Fahren – eine Chance zu entkommen hat man dennoch.

Die gesamte Story ist sehr kurz geworden. Inhaltlich ist diese Story gut gelungen, vor allem mit reichlichen Zwischensequenzen. Nur leider ist der Karrieremodus viel zu schnell durchgespielt. So bietet es sich nicht gerade an die breite Masse an Fahrzeugen in Ruhe genießen zu können. Die meisten Fahrzeuge werden erst im letzten Territorium freigeschaltet; und das sogar noch in so ziemlich jedem Stadtteil. Wer alle Prämienkarten haben möchte, muss auf die meisten davon auch verzichten, da sonst das Ziel der 1.000.000 $ nicht erreicht werden kann. Da hätte EA besser die Story mind. doppelt so lang, ein paar Kriterien für die Prämienkarten streichen und die Fahrzeuge im gesamten Spiel besser verteilen können.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,0

Need for Speed Carbon bietet nicht wirklich viele Neuerungen und kann die Erwartungen nicht unbedingt erfüllen. Der viel zu kurze Storymodus mit der zudem schlecht verteilten Masse an Fahrzeugen ist wohl mit der größte Kritikpunkt. Die Prämienkarten sind zwar eine tolle Idee, jedoch sind manche Aufgaben nicht gut ausgewählt, sodass man auf manchen Spaß verzichten muss, um alle Aufgaben schaffen zu können. Ein großes Plus verdient jedoch Autosculpt, mit dem die Fahrzeuge noch individueller gestaltet werden können. Insgesamt ist Need for Speed Carbon ein gelungenes Spiel, das Spaß macht, aber halt zu wenig bietet.