Testbericht: Uncharted: The Lost Legacy

PS4-Version, getestet von Pascal Riemenschneider am

Wer sich je etwas mit der Uncharted-Serie beschäftigt hat, der weiß wofür sie vor allem steht: krasse Action, gut geschrieben Dialoge und eine Grafik die einen für mehrere Stunden die Kinnlade an den Boden klammert. Ob das doch etwas größer gewordene "Bonus Kapitel" The Lost Legacy auch wirklich das Erbe der vorgänger antreten kann?

Ein neuer Start

Doch worum genau geht es eigentlich in Uncharted: The Lost Legacy? Die Entstehungsgeschichte hinter dem Titel ist durchaus eine ganz interessante. Zum einen war das Spiel als solches nicht geplant sondern maximal als größerer DLC zu Uncharted 4 gedacht. Als man sich jedoch mit den beiden Hauptfiguren immer mehr angefreundet hat, entschied man sich wohl oder übel dazu, dem ganzen eine Chance zu geben und als eigenständiges Spiel auf den Markt zubringen. Zwar nicht zum Vollpreis, aber immerhin.

Und ohne etwas vorweg zu nehmen – ihr bekommt hier absolutes Highlight des Jahres und einen vollkommen Uncharted-Titel. Nur halt ohne Nathan Drake. Dafür mit Chloe Fraze, die einige von euch bereits aus dem zweiten Teil der Reihe kennen dürften. Sie schließt sich zusammen mit Nadine Ross aus dem letzten Ableger zusammen und geht nach Indien um dort nach Ganeshas Stoßzahn zu suchen. Der klassische Macguffin also, der wiederum die Handlung voran treibt. Für uns vollkommen ausreichend, immerhin hat Chloe auch ein paar finanzielle Probleme und da kann ein Schatz natürlich nicht schaden. Wenn der Vater dann auch noch in der Kindheit von eben jenem Schatz erzählt hat, kann doch eigentlich nichts schiefgehen oder?

Für uns war diese Argumentation vollkommen ausreichend. Chloe wirkt in ihrer Rolle vollkommen glaubhaft, lediglich Nadine kann am Anfang noch etwas deplatziert wirken, was sich aber im weiteren Verlauf der Geschichte dann auch ändert. Zudem muss man auch noch sagen, dass man deutlich die Entwicklung der Figuren verfolgen und miterleben kann. Kleinere Raufereien zwischen den beiden stellen schön die Persönlichkeiten der beiden Damen dar und machen sie leichter verständlich auf einer emotionalen Ebene. Sie haben eine ganz eigene Dynamik.

Open-Schlauch

Die Uncharted-Serie war nie für besonders offene Gebiete bekannt. Umso interessanter war es jetzt eben so ein Kapitel kurz nach dem brachialen Anfang der Story selbst spielen zu dürfen. Während man im Beginn noch über Häuserdächer springt und sich eigentlich wundert, dass da noch keine Renovierungsarbeiten vorgenommen wurden, darf man sich ab dem vierten Kapitel mit einem Geländewagen in einer "Mini-Open-World" austoben. Für eine kurze Zeit hat das Spiel wirklich das Gefühl vermittelt, dass wir es hier mit einem Konkurrenten von Horizon oder ähnlichem zu tun haben. In der Tat sollte dieses kleine Experiment auch nur ein einziges Kapitel lang anhalten, was uns aber wirklich gut gefallen hat und der ganzen Formel noch einen weiteren zusätzlichen Twist gab.

Insgesamt lässt sich die Kampagne in ca. fünf bis acht Stunden beenden, wobei ihr danach auch noch ins New Game+ laufen könnt, ein Multiplayer Match starten könnt oder auch die Wahl habt euch in einem Art Horde-Modus zu verteidigen. In Sachen Umfang muss sich The Lost Legacy also absolut nicht verstecken. Hinzu kommen auch die Schätze und speziellen Trophäen, die man auch noch erbeuten kann. Ein gewisser Reiz ist also vorhanden, selbst wenn die Story rund um Chloe und Nadine den Kern des Abenteuers symbolisiert.

Nahe am Fotorealismus

Und von Symbolen gibt es im virtuellen Indien genug. Die dortige Mythologie wird von Chloe zu genüge ausgeführt und erklärt, nicht zuletzt weil auch die dortigen Schauplätze einiges an Aufmerksamkeit von euch verlangen werden. Nicht weil sie dort Deatils versteckt haben (Okay, vielleicht auch das) aber hauptsächlich, weil sie hier mit einer Grafik auftischen die uns wirklich den Atem stocken lässt. Riesige Panoramen, Lichteffekte, die man als Werbung für Fernseher verkaufen könnte und eine realistische Fauna und Flora machen Uncharted: The Lost Legacy zu dem optisch schönsten Spiel was ich dieses Jahr auf der Playstation 4 spielen durfte. Was auch den hauseigenen Platzhirsch Horizon: Zero Dawn mit einbezieht.

Aber nicht nur in Sachen Optik punktet der doppelte Frauen-Knüller – der Sound stimmt auch noch. Eine Wand oder der Boden kracht rein? Keine Sorge, ihr habt immer die passende Audikulisse dazu. Man fühlt richtig wieviel Druck hinter den unterschiedlichen Elementen liegt. Und auch im Multiplayer dient dieser selbstverständlich der Orientierung. Aber wenn wir schon bei Multiplayer und Waffen sind, wie fühlt sich denn das Gunplay an? Hier kommt unser vielleicht einziger Kritikpunkt zum tragen, nämlich haben wir uns oft sinnlos unterlegen gefühlt. Nicht in dem Sinne, dass unsere Leistung unzureichend war sondern, dass wir schlichtweg umzingelt waren, was sich ab und an etwas unfair angefühlt hat. Aber auch hier ging es mit etwas Übung ran an den Speck und somit auch an die virtuellen Leben unzähliger Feinde.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
9,0

Was halten wir denn jetzt von Uncharted: The Lost Legacy? Falls es dem ein oder anderem kritischen Leser noch nicht aufgefallen ist – wir sind restlos begeistert. Die Geschichte ist ein butterweicher Trip durch eine der schönsten Gegenden die man je auf dem Bildschirm bereisen durfte, mit sympathischen Figuren, einem tollen Soundtrack und einer Inszenierung die sich gewaschen hat. Im Multiplayer kann man sich noch kompetitiv austoben und wer Lust auf ein gemeinschaftliches Erlebniss hat, der spielt den neuen Horde-Modus. Lediglich die ab und an Kämpfe fühlen sich ab und zu etwas willkürlich an aber auch das ist Meckern auf hohem Niveau. Wir sind sehr zufrieden und sagen: wer in der Vergangenheit nur Ansatzweise etwas mit Uncharted anfangen konnte, der muss hier zuschlagen.