Cities: Skylines
DLC-Test: Campus

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Auch nach über 4 Jahren ist Cities Skylines immer noch beliebt, was wohl vor allem der fleißigen Community liegt, die allerhand Mods und Assets bereitstellen, die das originale Spiel mitunter deutlich besser machen können. Doch auch Colossal Order ruht sich nicht aus und bietet regelmäßig neue Erweiterungen und gleichzeitig auch – unabhängig vom DLC – neue Inhalte via Patch an. Der neuste Ableger ist Campus. Doch lohnt der Kauf des DLC sich oder ist dies eher nur eine lebenserhaltene Maßnahme, um weiter mit dem Spiel Geld verdienen zu können?

Gebiete für drei Campus-Typen

Um in den Genuss der Campus zu kommen, muss zunächst ein Gebiet hierfür markiert werden. Anders als bei Park Life wird mit Platzieren des Hauptgebäudes – in diesem Fall die jeweilige Campus-Verwaltung – kein neues Gebiet erstellt. Dabei wäre es der Bedienbarkeit sicherlich förderlich, wenn das Gebiet automatisch erstellt und durch die Platzierung neuer Gebäude in unmittelbarer Nähe vergrößert würde.

Die Gebiet-Funktionalität gewährleistet in gewisser Weise, dass ein zusammenhängender Campus existiert und der Uni-Campus beispielsweise vom Berufsschulgelände unterschieden werden kann. Die Markierung ist gleichzeitig mit denen für die Stadtteile möglich und steht nicht in Konflikt mit ihnen, allerdings sind Überschneidungen zwischen Campus und Park-Gebieten nicht möglich.

Nach der Platzierung des Verwaltungsgebäudes wird der Campus klassifiziert und die dazugehörigen Gebäude können dort errichtet werden. Es existieren die drei Campus-Typen Berufsschule, Geisteswissenschaften und Universität. Damit überhaupt Studenten kommen, sollte beim Bau des Hadron-Collider die Auswirkung auf die Bildung deaktiviert werden und die Universitäten des Hauptspiels deaktiviert oder abgerissen werden.

Sowohl die einfachen Universitäten als auch jeder Campus konkurriert miteinander. Daher sollte ein zweiter Campus erst gebaut werden, wenn es genügend Studenten gibt. Ansonsten ginge die Aufteilung der Studenten auf Kosten der Reputation eines anderen Campus. Hier wird deutlich, dass eigentlich nur drei Gebäudegruppen mit ein paar gekapselten Eigenschaften hinzugefügt wurden: Alle drei Schulformen ersetzen gleichwertig die Universität. Ob ein Bürger eine Ausbildung an der Berufsschule oder an der Universität absolviert hat, macht keinen Unterschied für dessen berufliche Laufbahn. Am Ende kommt lediglich ein „hochgebildeter“ Bürger bei raus. Der Vorteil der unterschiedlichen Schulformen sind vielmehr die optischen Unterschiede der Gebäude, die für etwas Vielfalt sorgen.

Reputation durch Attraktivität und Studenten

Damit überhaupt ein gewisser Anreiz besteht, ein umfangreiches Campus-Gelände zu errichten, gibt es ein Reputationssystem. Für jedes Reputationslevel sind bestimmte Werte für Attraktivität, Anzahl der Studenten und akademische Werte zu erzielen. Die Attraktivität wird beispielsweise durch Gebäude auf dem Campus und Universitätssport erhöht. Akademische Werke entstehen mit der Zeit automatisch, mit höheren Investitionen lässt sich die Chance auf Schaffung eines akademischen Werkes steigern. Anders als bei Park Life zählen nur die aktuellen Studentenzahlen, sodass die Reputation durch den Rückgang der Studentenzahlen wieder zurückgehen kann. Bereits freigeschaltete Gebäude bleiben allerdings erhalten.

Einmal im Jahr gibt es dann einen Studienjahrbericht mit dem aktualisierten Reputationslevel, Level-Boni, dadurch neu freigeschaltete Gebäude und die Ergebnisse, die bei einem Forschungsstipendium oder durch akademische Werke entstanden sind. Dank der Freischaltungen darf der Campus dann in mehreren Stufen weiter mit neuen Gebäuden erweitert werden. Etwas unglücklich gelöst: Neue Fakultäten sorgen für den größten Boost bei der Attraktivität, sind aber erst mit höherer Reputation freischaltbar. Somit ist es manches Mal erforderlich, zunächst beliebigen Gebäude zu platzieren, obwohl man diese gar nicht so auf dem Campus-Gelände haben möchte, nur um die nächsthöhere Stufe erreichen zu können.

Beim höchsten Level „Renommiert“ werden die letzten, noch fehlenden Gebäude freigeschaltet, obwohl die Attraktivität dann kaum eine weitere Rolle mehr spielt. Zumindest könnten dann einige andere Gebäude wieder abgerissen werden. Eine weitere Belohnung ist ein Museum, welches sämtliche akademischen Werte ausstellt. Für jeden Campus-Typ gibt es ein eigenes Museum, welches frei in der gesamten Stadt aufgestellt werden kann. 

Universitätssport

Ein Fußballstadion hatte Cities Skylines zuvor bereits als einzigartiges Gebäude, mit dem Campus-DLC wurden ein Schwimmzentrum, eine Basketballarena, ein Leichtathletikstadion, ein Baseballstadion und ein Footballstadion, bei welchem die Entwickler offenbar die deutsche Übersetzung vergessen haben. Die Gebäude können auf dem Campus platziert werden, müssen es aber nicht zwangsläufig.

Beim Universitätssport dürfen Kartenpreise, Cheerleading-Budget und die Kosten für den Trainerstab bestimmt werden. Der Kartenpreis wirkt sich auf die Einnahmen aus, das Cheerleading wirken sich positiv auf die Siegchance und Attraktivität aus und ein umfangreicherer Trainerstab erhöht langfristig die Siegchancen.

Für eine leichte Individualisierung stehen sieben Team-Identitäten mit dazugehörigem Logo zur Verfügung, die Hauptfarbe für das Team ist frei wählbar. Um mehr Besucher anzulocken, kann der öffentliche Nahverkehr am Spieltag kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Mit zusätzliche Sportrichtlinien für den jeweiligen Campus können die Kosten durch Sponsorenverträge gesenkt, Zuschauer mit Werbekampagnen gelockt und die Siegchancen mit einer Fanclub-Unterstützung erhöht werden.

Warum das ganze? Eine erfolgreiche Mannschaft kann mit Trophäen Preisgelder erzielen, die Ticket-Einnahmen sorgen zumindest an Spieltagen für etwas zusätzliches Geld. Ein Sieg sorgt zudem für Zufriedenheit in der Bevölkerung, während eine Niederlage die Stimmung etwas drückt. Für den Campus sind die Sportarenen ein Einflussfaktor für die Attraktivität, außerdem ist für etwas Unterhaltung gesorgt.

Etwas verwirrend ist es allerdings, dass während eines Schuljahres mehrere Spiele absolviert werden, im jeweiligen Stadion allerdings nur ein Mal pro Jahr ein Spiel ausgetragen wird. Wann das nächste Spiel stattfindet, kann beim jeweiligen Stadion nachgesehen werden. In jede Spielstätte passen gerade mal 750 Besucher, die sich nach und nach einfinden und keine großartigen Auswirkungen auf den Verkehr haben. Lediglich die Lärmbelästigung ist ein zu berücksichtigender Faktor. Obwohl ein Schwimmzentrum mit einer Kapazität von 750 Personen in der Realität kaum eine höhere Lautstärke haben dürfte als ein Startgelände für eine Rakete, ist das bei Cities: Skylines leider etwas anders. Somit sollte auch diese lieber nicht direkt im Wohngebiet platziert werden.

Grundsätzlich ist der Universitätssport eine schöne Sache, bei stattfinden Spielen ist bei einigen Stadien zumindest auch etwas zu sehen. Unterschiede bei den Sportarten wären allerdings schön gewesen. So kann mit Nachwuchs-Fußballern der zukünftige Erfolg gesteigert werden, doch bei einer Schwimmmannschaft ist dies nicht allzu plausibel.

Kostenlose Features für alle

Gemeinsam mit dem Campus-DLC erschien der Patch 1.12, der allen Spielern – also auch diejenigen, die das DLC nicht kaufen – neue Funktionen bietet. Dazu gehört die öffentliche Bibliothek als neues Dienstleistungsgebäude, welches zum einen für etwas Unterhaltung und zum anderen mit etwas Glück förderlich für die Bildung einiger Besucher sein kann. Gut für diejenigen, die zuvor eine Bibliothek vermisst haben, ansonsten fällt es für mich unter die Kategorie „ganz nett, aber geringe Auswirkung“.

Ebenfalls ganz nett ist die Möglichkeit, das Modell für die Buslinien auszuwählen. Unterstützt werden dabei auch die Busse aus dem Workshop. Bei anderen Transportmitteln ist die Auswahl leider weiterhin nur mittels Mod möglich. Hintergrund für die Anpassung ist ein neues Busmodell: der gelbe Schulbus. Es handelt sich hierbei lediglich um eine optische Anpassung, der Bus hat die gleiche Funktionalität wie der gewöhnliche Bus auch.

Entscheidender ist die neue, Stadt-weite Richtlinie „Industrie 4.0“. Die Bevölkerung muss nicht mehr zwangsläufig „dumm“ gehalten werden, weil es sonst nur noch überqualifizierte Mitarbeiter gäbe und zu wenige für die einfacheren Aufgaben in der Industrie existieren würden. Anstatt komplett auf Büros setzen zu müssen, sorgt die Richtlinie dafür, dass nun auch hochgebildete Bürger weiterhin in der normalen Industrie arbeiten können. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass für eine entsprechende Bildung zu sorgen ist.

Passend zur Bildung gab es eine wichtige Anpassung des Bildungssystems, die für etwas mehr Realismus sorgt. So müssen die Bürger nun die komplette Schullaufbahn im richtigen Alter absolvieren. Kinder müssen somit einen Abschluss auf der Grundschule erreichen, um als Teenager zur Oberstufe gehen zu können und später als Erwachsener schließlich zur Universität.

Gameplay-Auswirkungen?

Der Campus-DLC gehört nicht zu den Erweiterungen, die das Spielerlebnis großartig verändern. Die einfachen Universitätsgebäuden mitsamt den Features von Patch 1.12 würden theoretisch auch ausreichen, wenn die Bildung der Bürger eine große Rolle spielen soll. Denn die Richtlinie Industrie 4.0 und die überarbeitete Bildungsmechanik sind sinnvolle Verbesserungen, von denen jeder Spieler profitiert.

Wer sich jedoch nicht nur um das Städte-Management kümmern möchte, sondern auch gerne hübsche Areale baut und gerne einen schönen Campus haben möchte, macht mit dem Campus-DLC nicht viel falsch. Das Reputationssystem sorgt für etwas zusätzliche Motivation, die durch die nur jährlichen Aktualisierungen etwas länger anhält.

Der Hochschulsport bietet im Vergleich zu dem vorherigen Stadion, das mit dem kostenlosen DLC Match Day eingeführt wurde, zusätzliche Möglichkeiten und weitere Sportstädten. Zwar ist ein Campus nicht sonderlich günstig, insbesondere wenn die Investitionen hierfür ausgereizt werden, doch mit steigender Anzahl der Studenten lassen sich die Kosten gut wieder einspielen. Am Ende sorgen Studiengebühren und sportliche Erfolge für zusätzliche Einnahmen und eine größere Zufriedenheit in der Bevölkerung.

Glücklicherweise ist der Verkehrsaspekt bei diesem DLC eher Nebensache. Zwar müssen die Studenten auch zur Universität gelangen, doch selbst über 5.000 Studenten auf einem Campus haben keine große Auswirkung. Das liegt womöglich daran, dass die Studenten ohnehin in den Wohnheimen auf dem Gelände untergebracht sind und die Gebäude mit einfachen Fußwegen angebunden werden können.

Fazit

Ob sich Campus lohnt oder nicht, hängt unter anderem vom Spielstil ab. Wer endlich einen großen Campus mit unterschiedlichen Universitätsgebäuden errichten möchten, erhält viele neue Möglichkeiten. Durch das Reputationssystem mitsamt Freischaltungen sorgt der DLC dabei für zusätzliche Motivation. Allerdings ist es schade, dass die unterschiedlichen Schulformen und Sportstädten sich nur optisch unterscheiden, ansonsten aber identisch funktionieren und damit keine spielerische Abwechslung mehr bieten. Doch um alle drei Campus füllen zu können, bedarf es ohnehin eine sehr große Stadt mit vielen potenziellen Studenten. Sicherlich wäre mehr möglich gewesen, doch insgesamt ist Campus eine gelungene Erweiterung.