Testbericht: Wanted: Weapons of Fate

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Mit Wanted: Weapons of Fate hat das Entwicklerstudio GRIN eine Umsetzung zum Kinofilm mit Angelina Jolie entwickelt. In den meisten Fällen haben diese Spiele es nicht leicht, da die Erwartungen dort besonders hoch sind. Ist Wanted eine Ausnahme und kann an die Action des Films anknüpfen?

Die Story geht weiter

Wanted: Weapons of Fate ist keine Umsetzung des Films selbst, sondern erzählt die Geschichte des Films weiter. Dabei haben sich die Entwickler sowohl vom Film als auch von der Comicvorlage inspirieren lassen. In ihm werden gleich zwei Geschichten erzählt. Nach dem Wesley im Film den Sitz der Bruderschaft zerstört hat, geht er auf die Jagd nach dem Rest selbiger. Zwischendurch gibt es Rückblenden, welche die Story von Wesleys Vater Cross vor der Handlung im Film erzählen. Dieser hat der Bruderschaft den Rücken zugekehrt und wurde aufgrund einer Täuschung von seinem eigenen Sohn getötet.

Das Spiel selbst greift die Story des Films zwar teilweise, insbesondere durch die Rückblenden, auf, doch Nacherzählungen gibt es nicht. Wer weder den Comic noch den Film kennt sollte sich vielleicht vorher den Film ansehen oder zumindest ein Blick ins Handbuch werfen, in welchem es eine kurze Zusammenfassung gibt.

Englische Synchronisation

Der Ton von Wanted ist komplett auf Englisch. Dafür kommt auch der Spieler der deutschen Fassung in den Genuss der Stimmen von den Schauspielern Thomas Kretschmann, Peter Stormare, Common, Terence Stamp, Paz Vega und anderen. Die Synchronstimme von Wesley Gibson stammt zwar nicht von James McAvoy, doch das ist zu verkraften. Für diejenigen, die deutsch bevorzugen, gibt es einen deutschen Untertitel. Die Schauspieler verleihen den Charakteren jedoch nicht nur die Stimmen, sondern auch ihr Aussehen. Das ist ziemlich gut gelungen, sodass gut zu erkennen ist, um wen es sich handelt.

Weniger schön klingt der Soundtrack. Die Idee, dass sich dieser an der aktuellen Spielsituation orientiert, ist nicht schlecht. Jedoch wurde das bei Wanted so realisiert, dass die Musik dann deutlich zu hören ist, wenn sich Gegner in der Nähe befinden, und zwischendurch immer Lücken in der Musik entstehen. So wird die Musik ruhig, wenn alle Gegner in unmittelbarer Nähe ausgeschaltet wurden und beginnt nach wenigen Schritten wieder von Vorne, weil sich dort weitere Gegner befinden.

Einfacher Einstieg

Das Spiel beginnt mit einem kleinen Tutorial, welches die wichtigsten Bewegungen erklärt. Dabei wird auch nur das erklärt, was am Anfang auch genutzt werden kann. Die Möglichkeiten werden später noch etwas mehr, womit der Spieler am Anfang jedoch noch nicht konfrontiert wird.

Anschließend beginnt der erste Abschnitt mit Wesley Gibson, wer in seiner Wohnung anscheinend ungebetene Gäste hat: Eine SWAT-Einheit scheint irgendetwas zu suchen. Das lässt sich Wesley nicht gefallen und verfolgt den neugierigen Besucher. Unterwegs trifft man dort auf andere Polizisten, welche zuerst ausgeschaltet werden müssen.

Dort kann der Spieler auch gleich anwenden, was er im Tutorial gelernt hat. Eines der wichtigen Spielelemente ist das gute Deckungssystem bei Wanted. Wie bei vielen Actionspielen auch, kann Deckung bezogen werden, um von dort sicher um die Ecke zu gucken und zu schießen. Oftmals ist die Position jedoch nicht für den geplanten Angriff geeignet, daher muss die Stellung gewechselt werden. Genau das wurde bei Wanted berücksichtigt und sehr gut umgesetzt. Durch das Blicken in eine bestimmte Richtung kann zur nächsten Deckung gewechselt werden. Optisch macht das auch noch einen guten Eindruck, wenn die Charaktere zu anderen Positionen rennen, rollen, rutschen oder über die Deckung rüber springen.

Am Ende des Abschnittes stößt Wesley endlich auf den SWAT-Leader, welcher der erste Boss-Gegner des Spiels ist. Dieser schützt sich mit einem Schild, was auch im späteren Verlauf bei anderen Gegnern häufiger vorkommen wird. In diesem Fall muss man ihn etwas ablenken und überraschend von einer anderen Seite angreifen, um ihn auszuschalten.

Adrenalin und spezielle Fähigkeiten

Nachdem der erste Boss besiegt ist, steht die spezielle Fähigkeit der Kurvenkugel zur Verfügung. Bevor regulär weitergespielt werden kann, gibt es für diese spezielle Fähigkeit ein weiteres Tutorial. Dort wird dem Spieler beigebracht, wie man um Hindernisse herum schießen kann. Das ist eine spezielle Begabung von Wesley und seinem Vater Cross, welche auch im Film eine wichtige Rolle gespielt hat.

In Kämpfen wird Adrenalin aufgebaut, wenn andere Gegner ausgeschaltet wurden. Das Adrenalin ist erst notwendig, um die Kurvenkugel einsetzen zu können. Hierbei handelt es sich nicht um eine spezielle Munition, sondern um eine Bewegung, die dazu führt, dass die Kugel nicht geradeaus fliegt, sondern um ein Hindernis herum, um dann den Gegner zu treffen. Sollten im späteren Verlauf also wieder Gegner mit einem Schutzschild auftauchen, so kann einfach über das Schild hinweg geschossen werden.

Zu einem späteren Zeitpunkt kommen auch noch die erweiterten, schnellen Bewegungen hinzu. Beim Wechseln der Deckung kann dabei eine Zeitlupe aktiviert werden, um während der Bewegung auf die Gegner zu schießen. Auch dafür gibt es nach dem Freischalten noch ein zusätzliches Tutorial.

Ausreichende Versorgung

Nach dem zweiten Tutorial gibt es einen inhaltlichen Schnitt. Die Story wechselt in die Vergangenheit, in der Wesley noch ein Baby war. Der Spieler übernimmt die Steuerung von Cross, welcher sich mit seiner Frau Alyse treffen möchte. Die Paris-Bruderschaft ist beiden auf den Fersen, sodass das Treffen nicht ganz ungefährlich ist. In dieser Mission muss man ihr den Weg frei halten, wofür eine Menge Munition notwendig ist.

Probleme mit der Munition gibt es in dem Spiel nur sehr selten, da jeder Gegner ein Magazin hinterlässt. Etwas schade ist es jedoch, dass am Anfang nur eine einzige Waffe zur Verfügung steht. Erst zu einem späteren Zeitpunkt kann zwischen einer Handfeuerwaffe und einer Maschinenpistole gewählt werden.

Als zusätzliche Bewaffnung sind in der Spielwelt auch Scharfschützengewehre oder Stellungen mit einem Maschinengewehr zu finden. Die Munition davon ist jeweils unbegrenzt, das Gewehr kann nur an der speziellen Scharfschützenposition benutzt werden und nicht mitgenommen werden. Als zusätzliche Elemente sind teilweise auch explosive Behälter zu finden. Durch den Beschuss fliegen diese in die Luft und töten damit auch sich in der Nähe befindende Gegner.

Interaktive Sequenzen

Ein wichtiger Bestandteil des Spiels sind die vielen Videosequenzen, welche zur Erzählung der Story dienen. Doch auch innerhalb der Spielabschnitte gibt es teilweise Szenen, bei denen der Spieler zugucken darf. Gerade am Anfang fällt das auf und stört durch die relativ häufigen Unterbrechungen den Spielfluss.

An einigen Stellen werden interaktive Sequenzen eingesetzt. Das heißt, dass im Endeffekt eine Videosequenz abläuft, auf die nicht großartig Einfluss genommen werden kann. Doch zwischendurch läuft diese in Zeitlupe weiter, damit der Charakter innerhalb der Sequenz Aktionen ausführen kann. Die Idee ist sehr gut, doch die Umsetzung eher nur mäßig. Denn die Aktionen beschränken sich auf das Abwehren von gegnerischen Kugeln, indem auf diese innerhalb einer bestimmten Zeit geschossen wird. Somit ist es keine große Herausforderung und ist auf Dauer auch ziemlich eintönig.

Gute Umgebungen

Die Handlungen in Wanted finden an verschiedenen, ansehnlichen Umgebungen statt. Zu den Orten gehören unter anderem der aus dem Film bekannte Webstuhl, eine französische Stadt oder auch ein Flugzeug. Die Story wird mit vielen Videosequenzen erzählt, welche an die Spielgrafik angepasst wurden, jedoch etwas schöner aussehen.

Die Grafik von Wanted selbst ist recht gut geworden, kann aber mit anderen aktuellen Actionspielen nicht mithalten. Die meisten Gegenstände in der Spielwelt sind statisch, doch Deckungen wie Betonpfeiler oder Holzzäune können teilweise mit Beschuss zerstört werden. Sehr positiv fallen Effekte, wie Explosionen, und vor allem die Bewegungen der Charaktere auf.

Kurze Angelegenheit

Bis zum Durchspielen der Story sind gerade mal 5 Stunden notwendig, was viel zu wenig ist. Großartig aufgehalten wird man dabei nicht, denn die gegnerische KI ist ziemlich gering. Die Feinde agieren meist nur passiv und greifen nur selten direkt an. Somit besteht kaum eine Gegenwehr, was das Spiel umso einfacher gestaltet.

Der Spielverlauf ist zudem stark linear. Es ist schon schade, dass keine alternativen Wege gewählt werden können und alles direkt vorgeschrieben ist. Das wäre jedoch nur halb so schlimm, wenn zumindest etwas Bewegungsfreiheit bestehen würde. Doch genau das fehlt in Wanted, weshalb der Spieler fast die meiste Zeit durch relativ schmale Gänge laufen muss.

Geschnittene deutsche Version

Leider ist auch Wanted der Zensur zum Opfer gefallen. Dass mal wieder Blut fehlt, ist auf jeden Fall zu verkraften. Weniger schön sind die schwarzen Balken im Spiel, die irgendetwas verdecken sollen. Einfluss auf den Spielspaß hat das jedoch nicht.

Doch leider wurden auch komplette Gameplay-Elemente aus dem Spiel entfernt. So sind zum Beispiel die Nahkampfattacken, die in der Demoversion zur Verfügung stehen, in der deutschen Version komplett gestrichen worden. Im Spiel wird zwar das Symbol für eine Nahkampfattacke eingeblendet, aber sie kann leider nicht ausgeführt werden. Auch einige der freischaltbaren Bonus-Modi wurden komplett entfernt.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
7,5

Wanted: Weapons of Fate ist eine spannender Umsetzung, dessen Story an den Film anknüpft. Der Einsatz der Kurvenkugeln und erweiterten schnellen Bewegungen machen richtigen Spaß und sind eine gute Abwechslung. Doch das reicht nicht aus, wenn das Spiel so stark linear und zudem noch in sehr kurzer Zeit durchgespielt ist. Somit ist auch Wanted nur eine mittelmäßige Umsetzung zu einem Film geworden.