Testbericht: EndWar

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Mit EndWar wird das Tom Clancy-Universum auf den Strategie-Genre ausgeweitet. Als besondere Neuheit ist es möglich die Gefechte komplett mit der eigenen Stimme zu steuern.

Story des Spiels

Wie es sich für einen Tom Clancy-Titel gehört, darf auch bei EndWar keine Hintergrundstory fehlen. In naher Zukunft schließen die USA und EU einen Vertrag, um ein umfassendes Raketenabwehrsystem im Weltraum aufzubauen. Durch einen Atomkrieg im Jahre 2016 wurde die Ölversorgung der Welt unterbrochen, wodurch Russland zum wichtigsten Öl- und Gaslieferanten wurde. Sie nutzen ihren Reichtum, um sich wieder als Supermacht zu etablieren und erweitern ihre militärischen Stärke.

Westeuropa schließt sich zur Europäischen Föderation zusammen und verfügt über mehr finanzielle Mittel als die USA. Die Vereinigten Staaten stehen 2020, trotz Kritik seitens der Europäischen Föderation und Russland, kurz davor ihre Raumstation Freedom Star ins Weltall zu senden. Das ist der Anfang vom Ende.

Sprache als Waffe

Bevor es richtig losgehen kann hilft der Sprachtrainer bei der Benutzung der Sprachbefehle. Denn in EndWar können die Missionen komplett mit der Stimme gesteuert werden. Die Spracherkennung funktioniert sehr zuverlässig und erkennt die Befehle sogar häufig bei undeutlicher oder schneller Aussprache, lediglich auf die Lautstärke sollte man achten.

Die Befehle sind recht kurz, und lauten zum Beispiel: „Einheit 1 Kamera“, „Einheit 2 Vorrücken zu Bravo“, „Gruppe 1 Angriff Feind 3“. Beim Erteilen der Kommandos wird zudem noch angezeigt, was das Spiel verstanden hat. Teilweise gibt es auch Synonyme, sodass anstelle von „Feind“ auch „Gegner“ gesagt werden kann und es trotzdem richtig erkannt wird.

Wer kein Mikrofon besitzt oder einfach keine Lust hat mit seinem Computer zu sprechen, der kann auch weiterhin Maus und Tastatur zur Steuerung nutzen. Die Befehle auf die gewohnte Art zu erteilen geht ohnehin schneller als jedes Mal die Befehle mündlich zu erteilen. Dennoch ist die Sprachsteuerung eine gute Idee, welche auch sehr gut von Ubisoft umgesetzt wurde und ziemlich zuverlässig funktioniert.

Der Weg zum Krieg

Die Kampagne ist unterteilt in „Weg zum Krieg“ und „3. Weltkrieg“. Das Kapitel „Weg zum Krieg“ erzählt, wie es zum 3. Weltkrieg kommt. Die ersten Missionen dienen für den einfachen Einstieg und stellen keine große Herausforderung dar. Die Sprachbefehle und das Gameplay werden nach und nach mit zusätzlichen Informationskästchen erklärt. Es gibt zwei Informationsfenster, die jedoch besonders nervig sind. Die einen halten das gesamte Spiel an und der Spieler ist gezwungen sich das ganze durchzulesen, denn erst nach mehreren Sekunden kann das Fenster geschlossen werden. Die anderen Informationen halten das Spiel zwar nicht an, aber versperren etwas die Sicht und erscheinen am Anfang ziemlich häufig.

Sämtliche Missionen in diesem Abschnitt werden in einer linearen Reihenfolge gespielt, welche die Story bilden. Gespielt wird abwechselnd mit den drei Fraktionen USA, Europäische Föderation und Russland, welche von einer unbekannten Macht attackiert werden. In den Einsätzen sind die Einheiten vorgeschrieben sind und können nicht selbst gewählt werden. Innerhalb der Missionen steht dafür teilweise Verstärkung zur Verfügung, jedoch auch in eher geringer Anzahl. Insgesamt müssen sieben Missionen gespielt, ehe eine der Fraktionen die ganze Sache auf die Spitze treibt.

Im Anschluss an den siebten Akt startet die Trägerrakete der Freedom Star, um Geschichte zu schreiben. Doch kurz nach dem Start wird die Rakete zerstört. Danach muss der Spieler entscheiden, ob er die Kampagne mit den USA, der Europäischen Föderation oder Russland bestreiten möchte. Jeder hat seine eigenen Vorteile.Die Joint Strike Force der USA sind schnell und präzise und können sich gut tarnen. Die Enforcer Corps der Europäischen Föderation sind stark im Häuserkampf, verwenden elektronische Kriegsführung und Energiewaffen und haben die schnellsten Gefechtsfahrzeuge. Die Spetsnaz-Gardebrigade der Russischen Föderation haben stärker bewaffnete Fahrzeuge. Das sind zumindest die Vorteile, die vor der Auswahl angegeben werden, doch im Endeffekt spielen sich die Einheiten gleich. Während des Krieges kann die Fraktion nicht mehr gewechselt werden.

Der 3. Weltkrieg

Mit dem Abschluss des neunten Akts beginnt der 3. Weltkrieg. Der Spieler muss nun sein Bataillon auswählen. Die Bataillone bieten eine unterschiedliche Anzahl an Einheiten sowie zusätzlichen Bonus für bestimmte Truppen. Die Wahl sollte man davon abhängig machen, wie man am liebsten kämpfen möchte.

Im dritten Weltkrieg können die Einsatzorte selbst gewählt werden.
Im dritten Weltkrieg können die Einsatzorte selbst gewählt werden.

Im 3. Weltkrieg wechselt das Gameplay vom linearen Missionsablauf zu freien strategischen Entscheidungen. Die Spieloberfläche ist ein Globus mit verschiedenen Stützpunkten, welche von den verschiedenen Fraktionen gehalten werden. Die Einsatzorte sind auf der ganzen Welt verteilt und müssen unter Umständen mehrfach verteidigt oder erobert werden. Bei den Gebieten handelt es sich um echte Städte, bei denen die Umgebung in der Mission auch optisch an die Stadt angepasst wurde.

Die Territorien unterscheiden sich in die drei Typen Gefechtsfeld, Basis und Hauptstadt. Ziel einer Fraktion ist es entweder alle drei Hauptstädte oder 28 Gebiete zu kontrollieren. Die Einnahme von Basen bieten Vorteile wie Luft- oder Bodenunterstützung. Um eine Hauptstadt einzunehmen muss die Fraktion drei verschiedene Gefechte in dieser Stadt gewinnen.

Es können nur die Gebiete angegriffen werden, die an ein Gebiet angrenzen, welches man selbst schon unter Kontrolle hat. Die Freiheit des Spielers ist dort jedoch etwas beschränkt. Wer möglich schnell eine Hauptstadt einnehmen möchte, wird merken, dass er häufig auch erst andere Gebiete in anderen Regionen erobern muss, damit er an der gewünschten Stelle weiterspielen kann. Der Krieg bestimmt somit abhängig vom vorherigen Kriegsverlauf die Orte, an denen gekämpft werden kann, der Spieler kann lediglich eine Auswahl treffen.

Gameplay in den Missionen

Das Spielprinzip innerhalb der Missionen ist ähnlich wie bei World in Conflict: Es müssen bestimmte Typen von Einheiten eingeflogen werden, die für das Gefecht benötigt werden. Die richtige Auswahl hängt dabei von der eigenen taktischen Vorgehensweise und den gegnerischen Einheiten ab. Dabei hat jede Einheit seine bestimmten Stärken und Schwächen. So sind Panzer gut zur Abwehr von Transporter geeignet, dafür anfällig gegen Hubschrauber, während diese wiederum leicht von Transportern abgeschossen werden können.

Die Auswahl der Einheiten ist etwas umfangreicher. Zur Verfügung stehen Schützen, Pioniere, Transporter, Panzer, Kampfhubschrauber, Artillerie und ein Führungsfahrzeug. Die meisten Einheiten sind Dreiergruppen, so wird also nicht nur ein einziger Panzer abgesetzt, sondern gleich drei Stück. Sind alle Fahrzeuge oder Hubschrauber einer Einheit kampfunfähig, signalisieren diese ihre Position und warten auf die Evakuierung durch einen Transporthubschrauber. Im Falle einer erfolgreichen Evakuierung kann die Einheit in einer späteren Mission wieder verwendet werden und behält die gesammelte Erfahrung.

Für das Absetzen weiterer Unterstützung sind Befehlspunkte notwendig, welche es z. B. für das Erobern und Erweitern von Uplinks gibt. Ansonsten werden diese langsam automatisch aufgebaut, wodurch es aber beim Ausfall mehrerer Einheiten länger dauern wird, bis man diese erneut einfliegen kann. Darüberhinaus sind weitere Truppen nur möglich, wenn noch Reserven verfügbar sind und die für das Gefecht zulässige Anzahl von Einheiten auf dem Schlachtfeld noch nicht erreicht wurden. Gerade am Anfang dürfen beispielsweise nur vier Einheiten gleichzeitig auf dem Feld sein, während später sogar bis zu zwölf Einheiten eingesetzt werden können.

Missionstypen

Anstatt dass einfach nur drauf losgeballert werden muss, bis alle Gegner vernichtet sind, gibt es in Tom Clancy’s EndWar vier verschiedene Missionstypen: Eroberung, Sturmangriff, Sabotage und Belagerung. Bei den letzten beiden wird zudem noch unterschieden, ob sich die Fraktion in der Angreifer- oder Verteidigerposition befindet.

Ein wichtiges Element im Spiel sind die Uplinks, welche nicht nur für die Befehlspunkte, sondern auch für Unterstützungen und im Endeffekt für die Kontrolle über das Schlachtfeld wichtig sind. Bei der Eroberung ist es das Ziel mehr als die Hälfte dieser Uplinks einzunehmen und für eine gewisse Zeit zu halten. Ist eine Fraktion in der Lage alle Uplinks auf der Karte zu sichern, hat sie sofort gewonnen, auch wenn der Countdown noch nicht abgelaufen ist.

Beim Sturmangriff müssen alle Einheiten, einschließlich der Unterstützungen, der gegnerischen Fraktion eliminiert werden. Bei der Sabotage muss der Angreifer mehr als die Hälfte aller wichtigen Ziele in der Stadt zerstören. Dabei handelt es sich um Gebäude, die zur Zerstörung beschossen werden müssen. Der Verteidiger hingegen muss dafür sorgen, dass mindestens die Hälfte erhalten bleibt. Artillerieeinheiten stehen ihm dabei nicht zur Verfügung. Die Mission ist beendet, wenn mehr als die Hälfte der Ziele zerstört sind oder nach einer bestimmten Zeit, meist 15 Minuten, die Hälfte der Gebäude noch steht.

Die Belagerung ist ein Missionstyp, der sehr selten vorkommt. Entscheidend ist dabei nur ein einziger Uplink, welcher sich auf der gegnerischen Seite befindet. Dieser muss vom Angreifer innerhalb eines Countdowns eingenommen und gehalten werden. Der Verteidiger muss den Gegner davon abhalten und alle feindlichen Einheiten eliminieren. Während des Countdowns kann er jedoch auf keine Verstärkungen zurückgreifen. Bei allen Missionstypen ist das Spiel vorzeitig beendet, wenn alle Einheiten einer Fraktion eliminiert sind und keine weiteren Verstärkungen mehr verfügbar sind.

Strategische Unterstützung

Zusätzlich zu den regulären Einheiten gibt es auch noch strategischer Unterstützungen. Dazu gehören Luftunterstützung, Bodeneinheiten oder die elektrische Kriegsführung. Der Einsatz erfordert drei verschiedene Erfüllungskriterien. Zum einen sind die bereits genannten Befehlspunkte notwendig, da diese für den Einsatz der Unterstützung eingelöst werden. Weiterhin ist es notwendig, dass Uplinks eingenommen und erweitert wurden. Damit überhaupt auf die zusätzlichen Mittel zurückgegriffen werden können, ist es notwendig, dass in umliegenden Städten auch dafür notwendige Luftwaffen- bzw. Heeresbasen in der eigenen Gewalt liegen. In der Kaserne können die Missionsunterstützungen aufgerüstet werden.

Zusätzlich gibt es noch eine DEFCON-1-Missionsunterstützung. Wenn sich ein Sieg oder eine Niederlage abzeichnet, zum Beispiel durch die Einnahme der Mehrzahl an Uplinks, wird der DEFCON-1-Status ausgerufen. Dadurch stehen mit dem Deaktivieren von Uplinks und den Abfeuern einer Massenvernichtungswaffe zwei weitere Unterstützungstypen zur Verfügung. Ersteres ist nur dem drohenden Verlierer vorbehalten, während die Massenvernichtungswaffen für beide Seiten zur Verfügung stehen.

Das eigene Bataillon

Der Spieler ist im Besitz eines Bataillons, welches aus Pionieren, Schützen, Transportern, Panzern, Hubschraubern, Artillerie und einem Kommandofahrzeug besteht. Die Einheiten können in der Kaserne aufgerüstet werden. Durch das Absolvieren von Missionen gibt es abhängig vom Erfolg eine bestimmte Summe an Credits, welche in der Kaserne zur Aufrüstung der Einheiten genutzt werden kann.

Nach jeder Mission kann ein Einsatzbericht aufgerufen werden.
Nach jeder Mission kann ein Einsatzbericht aufgerufen werden.

Nach einer Mission gibt es einen Einsatzbericht, welcher Kampfgeschick und Schnelligkeit auswertet und einen Führungswert berechnet. Je besser dieser ist, desto mehr finanzielle Mittel erhält die Fraktion. Einheiten, die während der Gefechte Schäden beim Gegner anrichten erhalten Erfahrungspunkte und werden befördert. Es gibt insgesamt sechs Ränge für die Einheiten. Je höher der Rang ist, desto besser ist die Leistung im Kampf und desto stärkere Erweiterungen stehen für diese Gruppe zur Verfügung. Um den Rang zu bewahren müssen die Einheiten das Gefecht überleben.

Die Erweiterungen sind in verschiedene Stufen eingeteilt. Die ersten Stufen sind für Einheiten mit einem niedrigeren Rang bestimmt und kosten weniger, während die anderen für Einheiten mit einem höheren Rang bestimmt und etwas mehr kosten, dafür aber auch stärkere Updates bieten. Die Erweiterungen sind eingeteilt in Angriff, Verteidigung, Fertigkeit und Schnelligkeit. Die Stufen bauen aufeinander auf. Wer also beispielsweise „Angriff 5“ für Hubschrauber kaufen möchte, der muss vorher „Angriff 4“ und niedriger kaufen.

Technische Barrieren

Etwas ungewohnt und ziemlich störend ist es, dass man sich mit der Kamera nicht frei im Feld bewegen kann. So sieht der Spieler zwar auch nur das, was die eigenen Einheiten sehen, doch teilweise behindert es die Spielweise. Auch der Zoom ist relativ dicht dran, sodass man kaum eine große Fläche überblicken kann. Zusätzlich gibt es noch eine Ansicht, welche die Sicht der Einheiten zeigt, welche zwar nett aussieht, aber im Endeffekt überflüssig ist.

Teilweise steht sich die K. I. selbst im Wege, was glücklicherweise nur eine Seltenheit ist. Ebenfalls selten, aber nervig ist ein Fehler, der dafür sorgt, dass eine Einheit in einer Endlosschleife meldet, dass sie unter Beschuss stehen.

Schwache Atmosphäre

Der Spieler ist zwangsläufig durch die Kameraperspektive im Geschehen schon fast mitten im Geschehen eingebunden. Durch die Möglichkeit den Einheiten per Sprache Befehle zu erteilen, sollte eigentlich schon das Gefühl aufkommen, dass man sich im Krieg befindet. Doch trotz dieses Gameplays und der Tatsache, dass auch die Einheiten mehr oder weniger mit dem Spieler kommunizieren bleibt diese Atmosphäre leider aus.

Die Grafik ist gewiss nicht daran schuld, denn auch diese macht einen guten Eindruck. Diese ist zwar nicht ganz so detailliert und spektakulär wie bei World in Conflict, für ein Strategiespiel jedoch ziemlich gut geworden. Vielmehr liegt es daran, dass die Action auf dem Schlachtfeld nicht so wirklich vermittelt werden kann und die Soundkulisse nicht das Gefühl eines Krieges rüberbringen kann.

Auch die Story geht gerade nach dem „Weg zum Krieg“ ziemlich am Spieler vorbei, da nach den Missionen lediglich kleine Videokästchen angezeigt werden und über irgendwelche Geschehen berichten.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,0

Auch wenn die Atmosphäre nicht so super geworden ist und der Spieler sich nicht frei bewegen kann, bietet EndWar einige gute Spielelemente. Mit dem eigenen Bataillon, welches nach und nach verbessert werden kann, den unterschiedlichen Missionstypen und unterschiedlichen Einsatzgebieten macht das Spiel auch nach mehreren Gefechten noch Spaß. Besonders lobenswert ist die Sprachsteuerung, welche sehr zuverlässig funktioniert. Tom Clancy’s EndWar ist damit nicht nur ein weiteres Strategiespiel, sondern hebt sich mit einigen Features positiv hervor.