Testbericht: Lost

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Lost ist das Adventure zur gleichnamigen TV-Serie. Etwas verwunderlich ist dabei jedoch die Tatsache, dass es sich dabei um ein Vollpreisspiel handelt. Ist der Preis wirklich gerechtfertigt, oder handelt es sich um ein zu teures Spiel mit Low-Budget-Niveau?

Eine merkwürdige Insel

Das Flugzeugwrack am Strand der mysteriösen Insel
Das Flugzeugwrack am Strand der mysteriösen Insel

Wie auch in der Serie beginnt alles mit dem Absturz des Flugzeugs auf einer unbekannten, mysteriösen Insel. Der Spieler schlüpft in die Rolle vom Fotografen Elliot Maslow, welcher sich nach dem Absturz an nichts mehr erinnern kann. Er kommt in der Serie selbst nicht vor und ist im Spiel somit eine neue Person. Nach dem Absturz wacht Elliot im Wald auf und begegnet dort auch Kate, eine der Überlebenden. Sie ist erst etwas abweisend, verrät schließlich jedoch den Weg zur Absturzstelle. Am Stand angekommen sieht man das Geschehen, wie es auch in der ersten Folge der Serie zu sehen war: verzweifelte Menschen, ein Flugzeugwrack und das gefährliche Triebwerk.

Doch wieder ein Schritt zurück im Geschehen. Bevor Elliot überhaupt am Stand ankommt, sieht er erst den Geist einer Frau. Denn auf der Insel sehen die Menschen andere Personen oder auch Tiere aus ihrer Vergangenheit. Sie reden sogar mit einem und sind wenig später auch wieder verschwunden. Etwas, was die Fans aus der Serie sicherlich schon kennen. Genauso gibt es auch die Rückblicke, welche die Geschichte der Personen vor dem Absturz, nach und nach erzählen. Im Spiel sind dies Herausforderungen, die dazu dienen, dass sich Elliot wieder an alles erinnern kann. Dabei wird erst alles etwas unscharf dargestellt. Von einer bestimmten Szene muss der Spieler ein Foto machen, damit die Vergangenheit deutlich wird und die Erinnerung daran zurückkehrt.

Wie in der Serie?

Das Spiel ist in mehreren Episoden aufgeteilt und umfasst die ersten drei Staffeln der TV-Serie. Jede Episode beginnt mit einem kleinen Rückblick der bisherigen Geschehnisse und einem anschließenden Ereignis. Die anderen Überlebenden sind die gleichen Personen, wie auch in der Serie. Wirklich viel von den Personen sieht der Spieler jedoch nicht, da hauptsächlich nur Jack, Kate und Locke wichtig sind. Dem Großteil der anderen Passagiere begegnet man auch nur zwei Mal. Gezeigt werden auch nur diejenigen, die gegen Ende der dritten Staffel noch leben. Ein Wiedersehen mit Boone, Shannon, Ana Lucia oder Mr. Eko gibt es also nicht. Dafür wurden die originalen, deutschen Synchronstimmen für die Charaktere verwendet.

Die Luke zur Station
Die Luke zur Station

Die Geschehnisse der Serie sind jedoch nicht ganz wiederzufinden. Einige Ereignisse, die sich über viele Folgen der TV-Serie streckten, finden im Spiel innerhalb von zwei Episoden statt. Zum Beispiel die Station: In einer Episode erzählt Locke von seinem Fund der Luke, die sich nicht öffnen lässt und sagt, dass er den anderen davon noch nichts erzählen wird. In der nächsten Episode ist die Luke aufgesprengt und jeder weiß schon von der Station und dem Computer, bei dem ständig Zahlen eingegeben werden müssen, Bescheid.

Unheimliche Atmosphäre

Der gefährliche schwarze Rauch
Der gefährliche schwarze Rauch

Während am Strand alles ziemlich ruhig ist, wird im Dschungel schnell klar, dass es auf der Insel nicht mit rechten Dingen zugeht. Dort fliegt mysteriöser schwarzer Rauch umher und tötet Elliot, wenn der Rauch ihn heimsucht. Sobald sich dieser nähert, ist das Verstecken in den Wurzeln der Banyanbäume der einzige Schutz. Durch die Geräuschkulisse und der Hintergrundmusik entsteht im Dschungel und in den Höhlen eine sehr unheimliche Atmosphäre. Das sogenannte Rauchmonster gibt seltsame Geräusche von sich und manchmal hört Elliot auch ein undeutliches Flüstern. Möglichst schnell möchte man dort wieder an den Strand oder in die Station, wo man sich sicher fühlt.

Ungenutztes Potenzial

Doch leider ist die Atmosphäre nur in der Wildnis so gut gelungen. Denn am Strand herrscht eine langweilige Stille, alles wirkt ziemlich leer. Hier hätten die Entwickler sicher mehr machen müssen, damit der Strand etwas belebter ist. Anstatt, dass die Charaktere über die Insel laufen, sich unterhalten oder Charlie mit seiner Gitarre spielt, sitzen alle nur herum und geben keine Geräusche von sich.

Es gibt viele Unterhaltungen mit den anderen Überlebenden
Es gibt viele Unterhaltungen mit den anderen Überlebenden

Auch die Gespräche mit den anderen Leuten sind größtenteils nicht relevant. Jeder Person können die gleichen allgemeinen Fragen gestellt werden, dessen Informationen jedoch für den Spielverlauf völlig unwichtig sind. Es gibt keine Möglichkeiten selbst die Geschehnisse zu beeinflussen. Der Spielverlauf ist somit ziemlich linear vorgegeben.

Herausforderungen

Im Verlaufe des Spieles gilt es verschiedene Herausforderungen zu erfüllen, bei denen häufig auch gut nachgedacht werden muss. Das Denkvermögen ist beim Schließen von Stromkreisläufen an elektrischen Leisten mittels Relais gefordert. Es gibt drei verschiedene Relais-Typen, welche den Strom in verschiedene Richtungen leiten und unterschiedlich die Spannung ändern. Nur, wenn an jeder Stelle die richtige Spannung ankommt, ist die Aufgabe erfüllt. Ein weiterer Aufgabentyp ist das Fotografieren in der Vergangenheit, damit die Erinnerungen von Elliot wiederkommen. Hierbei muss im richtigen Augenblick der richtige Ausschnitt deutlich zu sehen sein.

Durch Höhlen laufen ist nicht nur unheimlich, sondern auch gefährlich
Durch Höhlen laufen ist nicht nur unheimlich, sondern auch gefährlich

Einige Herausforderungen sind jedoch etwas nervenaufreibender, obwohl sie ziemlich einfach klingen. Das Durchqueren der Dunkelheit ist nicht nur unheimlich, sondern auch gefährlich. Es wird eine Fackel benötigt, damit nicht nur der Weg gefunden wird, sondern auch die Gefahren ferngehalten werden. Jedoch brennt die Fackel nicht sehr lange, sodass diese bedacht genutzt werden sollte. Bei Fledermäusen oder Wasser muss diese vorher ausgemacht werden, da sonst die Brenndauer verringert wird und das Licht erlischt. Anschließend sollte es schnell wieder angemacht werden. Auch das Durchqueren vom Dschungel ist nicht ganz einfach, da der schwarze Rauch eine Gefahr darstellt und es häufig notwendig ist sich zu verstecken. Hinzu kommt, dass der Spieler sich mithilfe von Fähnchen oder Hinweisen an Bäumen orientieren muss. Bei einer weiteren Herausforderung muss man einfach nur weglaufen und unter Hindernissen hindurchrutschen bzw. über Gegenstände springen.

Spielerisches Mittelmaß

Lost macht zwar Spaß, jedoch sind einige Aufgaben ziemlich nervig. Gerade das Verstecken vor dem Rauchmonster macht auf Dauer keinen Spaß, wenn man eine vorsichtige Vorgehensweise bevorzugt. Hat Elliot dann noch Dynamit bei sich, darf nicht gerannt werden, da es sonst explodiert. Somit ist es notwendig sich in jeder Banyanbaumgruppe zu verstecken und dann auch noch nach dem Weg zu gucken. Weniger spaßig und eine ziemlich zeitaufwändige Angelegenheit.

Die Umgebung ist größtenteils sehr gut gelungen
Die Umgebung ist größtenteils sehr gut gelungen

Auch grafisch ist das Spiel eher mittelmäßig. Die Umgebung sieht ziemlich gut aus, jedoch teilweise etwas leer. Bei den Personen erkennt man sofort, um wen es sich handelt, da die Gesichter gut gelungen sind. Dennoch wäre auch dort sicherlich mehr möglich gewesen. Leider stößt man im Spiel auf „unsichtbare Wände" oder auf blockierende Gegenstände. Somit kann es passieren, dass man an einem Koffer hängen bleibt. Anstatt dass dieser umkippt und man darüber hinweg steigt, blockiert dieser den Weg, sodass man darum herumlaufen muss.

Das Menü ist anfangs etwas verwirrend aufgebaut und die Ladezeiten sind ziemlich lang. Dafür werden diese mit Zitaten aus der Serie sowie einigen Tipps überbrückt. Videosequenzen lassen sich leider nicht überspringen. Das ist gerade dann störend, wenn sich diese vor dem Weglaufen des Monsters befindet und man danach scheitert. Vor jedem Neuversuch wird dann erneut das Video gezeigt.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
7,5

Lost ist eher ein mittelmäßiges Adventure. Das Spiel macht schon etwas Spaß und es ist spannend die Geschichte eines neuen Charakters zu erleben. Doch leider wirken Teile etwas lieblos und Potenzial wurde nicht genutzt. Schlimm ist vor allem, dass das Spiel in knapp 5 Stunden durchgespielt ist. Ein gutes Spiel, doch für den vollen Preis nicht gut genug.