Testbericht: Grand Theft Auto IV

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Die Grand Theft Auto-Serie hat bisher eine ausgezeichnete Action geboten und teilweise neue Maßstäbe im Action-Genre setzen können. Ist die erwartete Qualität auch im vierten Teil der Reihe wiederzufinden?

Ein neues Leben in den USA

Die Story in Grand Theft Auto IV handelt in erster Linie von Niko Bellic, der von Osteuropa in die USA gereist ist, um dort ein neues Leben bei seinem Cousin Roman anzufangen. Dieser hat damit geprahlt, wie schön alles ist und was er alles zu bieten hat. Doch die Realität ist weniger erfreulich für Niko. Er landet in einer Bruchbude und sein Cousin arbeitet in einem bescheidenen Taxi-Unternehmen. Doch damit kann man leben, wenn man dabei ist etwas aus seinem Leben zu machen und groß rauszukommen.

Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Schnell stellt Niko fest, dass es in den USA im Endeffekt genau der gleiche Mist ist wie in den USA. Anstatt als braver Bürger Geld zu verdienen und mit seinem Cousin das Unternehmen großzuziehen, kommt er nicht von kriminellen Aktivitäten los und macht sich nicht nur Freunde, sondern auch viele Feinde. Nach und nach erfährt der Spieler auch einiges über die düstere Vergangenheit von Niko, welcher nicht nur für ein neues Leben, sondern auch in die USA gezogen ist, um sich an jemanden aus der Vergangenheit zu rächen.

Eine Story, die zu keiner Zeit langweilig wird, da es immer irgendwelche Streitigkeiten, Probleme oder interessante Wendungen gibt. Schließlich kennt Niko so viele Auftraggeber, dass es schon mal dazu kommen kann, dass diese Auftraggeber sich gegenseitig loswerden möchten. Die Freiheit ist relativ groß, da mehrere Aufträge zur Verfügung stehen und man sich aussuchen kann, welche man zuerst machen möchte. In manchen Situationen darf selbst die Entscheidung getroffen werden, wer leben darf und wer sterben muss. Die Story umfasst mindestens 30 Stunden Spielzeit, davon könnten sich so manche Entwickler eine Scheibe abschneiden.

Freizeitaktivitäten

Zwischendurch darf man sich auch eine TV-Pause gönnen
Zwischendurch darf man sich auch eine TV-Pause gönnen

Das Spiel in ungefähr 30 Stunden durchzuspielen wird bei GTA IV relativ schwer. Denn dazu müsste sich der Spieler auf die eigentliche Story konzentrieren und die vielen zusätzlichen Möglichkeiten im Spiel auslassen. Doch wie soll man bei dem Angebot noch widerstehen? Denn neben den Missionen hat man auch die Möglichkeit das Leben von Niko Bellic zu leben. Nach und nach wird erst klar, was man alles so machen kann. In der Wohnung kann Niko sogar fernsehen und hat die Auswahl zwischen ein paar wenigen Sendern.

Bowling ist eine der vielen möglichen Freizeitaktivitäten
Bowling ist eine der vielen möglichen Freizeitaktivitäten

Außerhalb der Unterkunft kann man verschiedene Spiele spielen, wie z. B. Dart, Pool, Bowling oder QUB3D, eine Art Tetris. Wer sich lieber etwas zurücklehnen möchte, kann auch an Rundflügen teilnehmen, in den Stripclub gehen, im Kabarett Zauberern, Jongleuren und anderen zusehen oder in den Comedy-Club, um etwas zum Lachen zu haben. Das Gute dabei ist, dass es nicht immer das gleiche ist und es sich auch lohnen kann mehrmals dorthin zu gehen. Wer Hunger hat und die Lebensenergie wieder zu füllen, sucht sich eines der vielen Restaurants oder Hot-Dog-Ständen. In verschiedenen Geschäften können neue Schuhe und Bekleidungen anprobiert und gekauft werden.

In der Bar hat man noch die Möglichkeit den Alkoholpegel hochzutreiben. Toll hierbei ist, dass Niko dann auch wirklich besoffen ist und durch die Gegend torkelt. Läuft man nicht vorsichtig Genug fällt er hin und verliert Energie. Jetzt gibt es sicherlich zwei Arten von Spielern. Gruppe 1 entscheidet sich mit dem Taxi zu fahren. Bei der schlechten Sicht durch den Alkohol muss genauer hinsehen, was als Zielort eingetragen ist und Geld kostet die Fahrt auch. Doch das ist auf jeden Fall die richtige Wahl. Die zweite Gruppe entscheidet sich dafür selbst zu fahren. Von wegen „so schwer kann das ja nicht sein“. Das Fahrzeug lässt sich kaum noch Steuern und wenn eine Streife in der Nähe ist hat man prompt die Polizei an den Hacken. Daher: Kein Alkohol am Steuer, auch nicht bei GTA! Neben den genannten Unterhaltungsangeboten gibt es noch vieles mehr zu entdecken.

Freundeskreis

Auch ein Auftragskiller möchte kein eigenes Leben führen. So hat auch Niko neben seinem Cousin einige Freunde. Um die Sympathie bei den Freunden aufrecht zu erhalten, muss Niko regelmäßig etwas mit ihnen unternehmen, wie z. B. die oben genannten Freizeitgestaltungen. Natürlich könnte man jede Anfrage, ob man Lust hat etwas zu unternehmen, ablehnen – das spart den Umstand die Personen abzuholen, zum gewünschten Ort zu fahren und wieder zurückzubringen. Doch die sozialen Kontakte sind nicht ganz unwichtig, denn einige zusätzliche Möglichkeiten stehen nur Verfügung, wenn man wirklich mit den Personen befreundet ist.

Bei den Charakteren hat Rockstar Games gute Arbeit geleistet. Im Endeffekt ist einer gestörter als der andere. Roman redet wie ein Wasserfall und neigt zur Übertreibung und Jacob ist kaum zu verstehen und durch sein Kiffen hinterlässt das Fahrzeug noch eine zusätzliche Dunstwolke. Brucie ist ein gut trainierten Spinner, der sich mit irgendwelchen Pheromonen vollpumpt und Elizabeta eine dicke Drogendealerin. Eine große Vielfalt von abgedrehten Personen, bei denen man häufig schon etwas zu lachen hat.

Auch ein Krimineller braucht Liebe
Auch ein Krimineller braucht Liebe

Als Mann möchte Niko auch nicht auf die Frauen verzichten müssen. So lernt man häufiger verschiedene Frauen kennen, die man häufiger Ausführen darf, um dann irgendwann „auf einen Kaffee reinkommen“ zu dürfen. Die Charaktere der Frauen sind dabei genauso abenteuerlich wie die anderen Kontakte.

Von der Telefonzelle zum Mobiltelefon

In den älteren Teilen der GTA-Serie gab es noch die Telefonzellen, bei denen der Charakter sich für Aufträge melden musste. In GTA IV hat Niko Bellic sein eigenes Handy und einen Zugang zum Internet. Wenn einer der Kontakte einen Auftrag hat, gibt es einen Anruf, eine SMS oder eine Email. Das ist durchaus bequem, weil dann von überall aus kommuniziert werden kann. Das Mobiltelefon beinhaltet ein Telefonbuch, über das man seine Kontakte für Treffen oder Nebenaufträge anrufen kann, ein Nachrichteneingang und auch einen kleinen Organizer. Mit einem späteren Handymodell ist es sogar möglich Fotos zu schießen oder Klingeltöne und Designs auszuwechseln.

Gut ist auch, dass sogar Nummern manuell über das Tastenfeld gewählt werden können. Wer 911 wählt, kann z. B. Polizei, Rettungswagen oder Feuerwehr anfordern. Am Telefon gibt Niko sogar den aktuellen Stadtteil durch, damit die Leitstelle Bescheid weiß, wohin die Einsatzkräfte geschickt werden müssen. So kann man sich schnell ein Polizeiwagen organisieren.

Bei den Telefonaten wird sogar die Uhrzeit berücksichtigt. Ruft man Mitten in der Nacht seine Freundin an, so geht diese mit müder Stimme ans Handy und beschwert sich. Daraufhin verschlechtert sich die Sympathie bei der Person. Zur richtigen Uhrzeit können alle befreundeten Personen für Freizeitbeschäftigungen oder Nebenmissionen angerufen werden.

Im virtuellen Internet sind auch Artikel über Nikos Verbrechen zu finden
Im virtuellen Internet sind auch Artikel über Nikos Verbrechen zu finden

Neben dem Handy ist das Internet eine wichtige Kommunikationsplattform. In jedem Stadtteil gibt es ein Internetcafé, in dem Niko gegen eine geringe Gebühr im virtuellen Internet surfen kann. Das Wichtigste sind dabei die Emails, die Niko erhält. So bekommt er darüber Emails von Auftraggebern, von seiner Mutter und natürlich auch Spam. Im Internet können für das spätere Handy-Modell auch Klingeltöne und Designs heruntergeladen werden. Ansonsten gibt es eine Single-Börse, in der ein paar Damen zu einem Date eingeladen werden kann. In den meisten Fällen gibt es eine Absage, doch manchmal hat man auch Glück. Bei den Neuigkeiten gibt es Artikel über die Geschehnisse in Liberty City zu lesen, bei einem Teil davon hatte Niko selbst die Finger im Spiel.

Autos?!

Neben Autos stehen auch Motorräder, Boote und Hubschrauber zur Verfügung
Neben Autos stehen auch Motorräder, Boote und Hubschrauber zur Verfügung

Das wohl wichtigste Element der GTA-Serie wurde bisher noch nicht richtig genannt: Die Autos. Wie gewohnt gibt es auch bei GTA IV ein sehr großes Fahrzeugangebot vom Kleinwagen über Sportwagen bis hin zu Trucks. Darüberhinaus gibt es auch noch verschiedene Roller und Motorräder, Boote und Hubschrauber. Für die Fahrzeuge gibt es keinerlei Lizenzen, aber in den meisten Fällen ist schon gut zu erkennen, um welchen Typ sich dabei handelt.

Einschusslöcher, Dellen, Platfüße, fehlende Motorhaube, defektes Licht, kaputte Scheiben, … das Schadensmodell bietet vieles
Einschusslöcher, Dellen, Platfüße, fehlende Motorhaube, defektes Licht, kaputte Scheiben, … das Schadensmodell bietet vieles

Dafür bietet das Spiel ein sehr detailreiches Schadensmodell. Fährt man mit hoher Geschwindigkeit gegen ein Hindernis, so ist die Auswirkung des Unfalls genau an der Stelle Fahrzeugs zu sehen, dass es getroffen hat. Wenn einzelne Scheinwerfer kaputt gehen, geht an der Stelle das Licht mehr, und bei Feuergefechten sind die Einschusslöcher sichtbar. Einzelne Scheiben gehen bei Beschuss oder Unfällen kaputt und defekte Fahrzeuge gehen bei Unfällen aus und springen danach nicht mehr an. Wie auch bei den Vorgängern läuft der Totalschaden in mehreren Stufen ab. Die erste Stufe ist der qualmende Rauch aus dem Motor, was mit jedem weiteren Unfall immer stärker wird. Wird das Fahrzeug dann noch weiter beschädigt, fängt das Gefährt Feuer. Brennt es nur leicht, so ist es sogar noch möglich weiterzufahren, ansonsten sollte man schnellstmöglich das Fahrzeug verlassen. Denn hat das Fahrzeug erst mal Feuer gefangen, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis das gesamte Fahrzeug explodiert.

Liberty City

Liberty City ist mehr als nur irgendeine Stadt in einem Spiel. Denn bei GTA IV ist es Rockstars gelungen, eine sehr glaubhafte Spielwelt zu kreieren, bei denen anscheinend jede Person in der Stadt ein eigenes Leben führt. Beim ersten Blick mag man meinen, dass es eine ganz normale Stadt ist, bei denen Autos durch die Straßen fahren und Personen durch die Gegend laufen. Bei genauerem Beobachten fällt jedoch auf, dass die Menschen in der Stadt ihren eigenen Alltag leben. So klingelt bei den anderen Personen das Handy, sie telefonieren, Fußgänger unterhalten sich, dicke Polizisten rennen Verbrechern hinterher, Personen stehen am Kofferraum oder steigen in Taxis ein.

Doch damit noch nicht genug. Die Menschen in Liberty City agieren sogar miteinander oder reagieren auf bestimmte Situationen. So kommt es vor, dass auch zwei Fahrer aus der Stadt einen Unfall haben und dann aussteigen und sich streiten. Läuft Niko jemanden vors Auto, so gibt es einige, die aussteigen und fragen, ob es einen gut geht, und andere wiederum, die einfach nur meckern und weiterfahren. Bei Regen holen die Leute ihren Regenschirm raus oder versuchen sich mit der Jacke oder Zeitungen vor der Nässe zu schützen. Es gibt so viele verschiedene Situationen und unterschiedliche Personen, die in der gleichen Situation individuell entscheiden. Es wurde auf so ziemlich jede Kleinigkeit geachtet. Richtet man eine Waffe auf das Auto, so halten die meisten Fahrer an, steigen aus und rennen weg – so ist nicht mal körperliche Gewalt notwendig, um das Auto seiner Wahl zu bekommen.

Die Stadt ist jedoch nicht nur wegen seiner Bürger glaubwürdig, sondern auch vom Aufbau selbst. In der großen Stadt gibt es Bus-Verkehr, U-Bahn-Netze, einen Flughafen, Polizei- und Feuerwehrstationen, Krankenhäuser, viele Geschäfte und noch einiges mehr, was eine echte Stadt auch zu bieten hat. Auch die Stadtteile sind sehr unterschiedlich gestaltet.

Liebe zum Detail

In den vorher genannten Punkten hat Rockstar Games schon ordentlich bewiesen, wie sehr auf kleine Details geachtet wurde. Doch es wird noch mehr geboten, was nicht unbedingt unerwähnt bleiben sollte. So sind auch die Bewegungen der Menschen sehr realistisch geworden. Wenn Niko sich durch die Spielwelt bewegt, ist schon an der Körperhaltung zu sehen, ob er langsam geht oder läuft. Gerade beim Herunterlaufen der Treppe fällt der Unterschied auf. Soll Niko über bestimmte Hindernisse springen, so stützt er sich meist mit einer Hand ab und springt dann z. B. über den Zaun. Kommt ein Auto zu schnell angefahren, so versucht er erst seine Hände gegen die Motorhaube zu halten. Rennt man gegen eine Person, so stößt man diese Häufig zu Boden.

Dieser Besitzer hängt an seinem Taxi – im wahrsten Sinne des Wortes.
Dieser Besitzer hängt an seinem Taxi – im wahrsten Sinne des Wortes.

Beim Fahrzeugklau kommt es vor, dass die Leute sich das Auto wieder zurückholen möchten. Wenn man dann losfährt, wenn die Person die Tür öffnen will, zieht man die Person mit während sie sich an dem Türgriff festhält. Den wird man dann ganz einfach los, indem man dicht an einem anderen Auto vorbeifährt, sodass die Person gegen das andere Fahrzeug prallt. In den Fahrzeugen passen die Bewegungen auch zu den Ereignissen. Stößt man bei der Fahrt wegen einen Hindernis, so geht die Körperhaltung beim Unfall auch nach Vorne. Ist man dabei zu schnell, so fliegt man durch die Frontscheibe.

Vorsichtig, die Cops!

GTA IV bietet ein neues Fahndungssystem und teilweise etwas aggressivere Polizei. Sobald Niko die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen, blinkt auch schon der erste Stern für das Fahndungslevel. Anders als bisher wird nur in einem bestimmten Umkreis gefahndet, dessen Größe sich nach dem Fahndungslevel richtet. Der Umkreis passt sich jedoch dynamisch. Fährt die Polizei hinter einem her, so bewegt sich der Fahndungskreis dementsprechend mit.

Zum Entkommen ist es somit zum einen Notwendig die Verfolger abzuhängen und anschließend unbeobachtet aus dem Gebiet zu entkommen. Dabei werden auf dem Radar auch sich in der Nähe befindende Einheiten angezeigt, um seinen Fluchtweg unter Umständen anzupassen. Ist Niko aus der Zone entkommen, wird die Fahndung nach einiger Zeit eingestellt, sofern bis dahin nicht wieder die Aufmerksamkeit der Polizei mit weiteren Straftaten auf sich gezogen wurde. Als zusätzliche Hilfe gibt es weiterhin die Lackierereien, in denen das Fahrzeug schnell eine neue Farbe verpasst bekommt.

Auf der Fahndungsliste befindet man sich jedoch ziemlich schnell. Wer unbeobachtet einen Passanten überfährt, braucht noch nichts zu befürchten. Überfährt man jedoch zu viele, erschießt die Leute oder klaut im Beisein der Polizei ein Fahrzeug, hat schnell die erste Stufe der Fahndung erreicht. Eine Kleinigkeit hat Rockstar Games dabei auch nicht vergessen. Klaut Niko ein Fahrzeug, so kann es vorkommen, dass dabei die Alarmanlage losgeht. Wer dann mit dem Fahrzeug an einer Streife vorbeifährt während die Alarmanlage noch aktiv ist, wird in der Bildschirmecke sehen, dass wieder der kultige Stern aufleuchtet. Wie bereits genannt wird auch das Autofahren unter Alkoholeinfluss nicht geduldet.

Das Polizeiaufgebot in der Stadt ist relativ groß. Wer ein Auto klauen möchte, sollte nicht nur auf vorbeifahrende Polizeiwagen achten, sondern auch auf die zu Fuß patrouillieren Streife. Diese übersieht man leicht, und hat somit schnell Ärger mit dem Gesetz.

Schönes Wetter heute, oder?

Bei GTA IV ist das Wetter im Endeffekt immer „schön“. Auch in dem Bereich hat das Spiel viel zu bieten: Sonne, Nebel, Regen und auch Gewitter. Das Wetter ändert sich dabei nicht ganz plötzlich, sondern verhält sich ebenfalls realistisch. Ehe es anfängt zu Regnen, wird schon sichtbar, dass sich langsam schlechteres Wetter auftut. Die nasse Fahrbahn wirkt sich dabei auch auf das Fahrzeughandling auf. Man sollte daher etwas langsamer fahren. Bei kälterem Wetter ist der Atem von Niko zu sehen. Darüberhinaus gibt es auch noch den Tag- und Nachtwechsel mit allen zeitlichen Stufen, die dazugehören.

Doch nicht nur das Wetter sieht gut aus, sondern auch der Großteil der Umgebung. Besonders in der Dunkelheit sieht die Stadt sehr gut aus. So ist es ein richtiger Genuss über die großen, beleuchteten Brücken zu fahren oder einige beleuchtete Viertel zu betrachten. Die Grafikengine hat jedoch auch ihre Schwächen. So sehen die Schatten teilweise etwas merkwürdig aus und flackern häufiger. Wenn man unter Eisenbahnbrücken entlangfährt, ist der unschöne Effekt besonders häufig zu beobachten.

Blut an den Händen

Die meisten Aufträge erledigt Niko nach eigenen Angaben, weil er zum einen das Geld benötigt und zum anderen, weil er nichts kann. Es ist ihm dabei relativ egal, dass er sich dabei die Hände schmutzig macht und im Endeffekt genau das gleiche Leben wie in Osteuropa führt. Die Aufträge laufen größtenteils ähnlich ab, sind aber dennoch immer wieder unterschiedlich. Bei den meisten Aufträgen muss Niko irgendwelche Leute transportieren, beschatten, umbringen oder beklauen.

Einige der Jobs, so wird man merken, sind etwas anders als nur das Beschaffen von Fahrzeugen oder das kurze Töten von Personen mit einem Scharfschützengewehr. Häufiger hat muss Niko einen Auftrag auf einem größeren Territorium erledigen, wo der Widerstand auch dementsprechend größer ist, wie zum Beispiel das Aufräumen auf einer Baustelle oder das Ausrauben einer Bank. Die Missionen dauern dort auch meist länger und erfordern auch viel Geduld und Aufmerksamkeit, da es keine Möglichkeit der Zwischenspeicherung gibt. Die Verbandskästen sind in den Missionen eher in einer geringeren Zahl verfügbar, verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt es nicht. So kann es schnell passieren, dass die Lebensenergie weg ist und die Mission gescheitert ist. Über das Handy kann der Auftrag dann neu gestartet werden.

Allzu viele Versuche sollte man auch für die Missionen nicht benötigen, auch wenn der Schwierigkeitsgrad dabei immer weiter ansteigt. Am Anfang ist es somit bei Verfolgungen nicht weiter schlimm, wenn man von der Zielperson entdeckt wird. Genauso wenig ist es fast unmöglich das Ziel aus den Augen zu verlieren. So scheint der Gegner noch etwas zu warten, damit Anfänger noch eine Chance haben, hinterher zu kommen. Später kann es dann schon mal vorkommen, dass der Gegner entkommt, wenn man nicht aufmerksam genug ist. Als kleine Verschnaufpause gibt es Zwischendurch immer wieder Aufträge, die relativ einfach zu erledigen sind.

Nebenaufträge

Wer keine Lust auf die Missionen hat und sich die Zeit nicht mit dem Unterhaltungsprogramm der Stadt vertreiben möchte, kann sich auch um Nebenaufträge kümmern. So bekommt man von Brucie per Email Aufträge für die Beschaffung von exotischen Fahrzeugen. Die Schwierigkeit dabei ist unterschiedlich. So kann es sein, dass man Gangster töten muss, nur den Fahrer aus dem Auto zerren muss oder einfach zu einem Parkplatz gehen muss, um das Fahrzeug zu bekommen. Dabei sollte das Fahrzeug unbeschädigt bleiben, da die Bezahlung abhängig vom Fahrzeugzustand ist.

Falls man zur Abwechslung für die Polizei arbeiten möchte, sollte man sich einen Polizeiwagen besorgen. Diese sind mit einem Boardcomputer ausgestattet, mit dem man nach Verbrechern suchen kann. So kann man als Bürgerwehr zu aktuellen Einsätzen fahren oder kümmert sich einfach um die meistgesuchten Verbrecher von Liberty City. Nebenmissionen mit Feuerwehr- und Krankenwagen gibt es anscheinend nicht mehr.

Für diejenigen, die einfach nur mit dem Auto fahren möchte, gibt es noch weitere Möglichkeiten. Zum einen sind in ganz Liberty City 50 Rampen für Monsterstunts aufgestellt. Für einen Monsterstunt empfiehlt sich ein Sportwagen, da mit hoher Geschwindigkeit über die Rampe gefahren werden muss, um möglichst lange mit dem Auto in der Luft zu sein. Denn erst dann wird der Monsterstunt auch angerechnet. Einige dieser Monsterstunts leicht zu finden, andere wiederum sind etwas besser getarnt. Zum anderen gibt es noch die Autorennen, die an verschiedenen Stellen der Stadt stattfinden. Für den Sieg ist hauptsächlich ein guter Wagen und Durchhaltevermögen gefragt, denn das Auto muss knapp 6 Minuten lang ohne Totalschaden durchhalten. Die anderen Fahrer zu töten ist dabei nicht erlaubt. Weitere Nebenaufträge sind Taxifahrten oder Paketauslieferungen.

Neue Steuerung

Die Steuerung der Fahrzeuge ist sehr ungewohnt. Sportwagen schwimmen teilweise auf der Straße und lassen sich anfangs nur schwer unter Kontrolle halten. Fahrzeuge lassen sich bei hoher Geschwindigkeit nur schwer abbremsen. Man muss also entweder langsamer fahren oder darauf achten, dass ein langer Bremsweg zur Verfügung steht. Während sich das Handy recht einfach während der Fahrt bedienen lässt, sollte darauf geachtet werden, dass die Taste zum Abnehmen und Schießen normalerweise die gleiche ist. Es kann also passieren, dass man aus dem Fahrzeug schießt, obwohl man nur einen Anruf entgegen nehmen wollte.

Zu Fuß ist die Steuerung teilweise etwas unpräzise, wenn man rennt. Wer sich also in Gebäuden bewegen möchte, sollte besser auf Gehen umstellen. Auf weitere Probleme stößt man beim Schusswechsel. Hierbei kann es vorkommen, dass die Kameraposition etwas ungünstig ist, sodass man die Gegner nicht richtig anvisieren kann oder man teilweise verwackelt. Das passiert insbesondere dann, wenn man aus der Deckung heraus angreifen möchte.

Doch bis auf die kleinen Mängel ist die Steuerung recht gut geworden. Wer zum ersten Mal in den Hubschrauber steigt wird möglicherweise noch etwas wacklig unterwegs sein, doch ansonsten ist die Steuerung davon schnell erlernt und bereitet keine größeren Probleme. Auch bei der Steuerung von Booten oder Motorrädern sollten keine großen Probleme auftreten.

Die Fahrzeuge sind allesamt mit einem GPS ausgestattet, mit welchem die Route zu gewünschten Punkten berechnet werden kann. Innerhalb von Missionen wird das Gerät automatisch eingeschaltet und zeigt auf der Minimap den Weg zum Zielort. Auf Wunsch lässt sich auch die Sprachausgabe des GPS aktivieren, sodass dann angesagt wird, wenn wo man abbiegen soll. Die Berechnungen der Routen sind jedoch wie bei vielen echten Navigationsgeräten etwas störend und schlagen teilweise umständliche Wege vor. Das liegt insbesondere daran, dass nur der Weg vorgeschlagen wird, der auch nach der Straßenverkehrsordnung gültig wäre. So könnte es sein, dass es kürzer wäre ein paar Kilometer auf der Autobahn in die falsche Richtung zu fahren anstatt viel Zeit für den längeren, aber vorschriftsmäßigen Weg zu investieren. Teilweise nervig, dafür jedoch realistisch.

Böse Zungen

In GTA IV bekommt der Spieler auch in der deutschen Version die englische Sprachausgabe zu hören. Die Wortwahl entspricht einer, die in Talkshows wohl ständig weggepiept werden würde. Doch auch die deutschen Spieler bekommen die volle Palette der Schimpfwörter zu hören. Die Sprachausgabe im Spiel ist sehr gut geworden und enthält sehr viele Dialoge, bei denen die Synchronsprecher gute Arbeit geleistet haben. Die Übersetzung erfolgt in der deutschen Version durch einen Untertitel, der größtenteils auch sehr gut ist. Auch die Schimpfwörter wurden dabei übersetzt.

Die Akustik selbst ist ebenfalls gelungen. Auch dort wurde teilweise auf Details geachtet. Bei einem kaputten Polizeiwagen ändert sich die Polizeisirene, sodass diese wirklich furchtbar klingt und schnell abgeschaltet werden sollte. In den anderen Fahrzeugen wird man mit Musik verwöhnt. Es gibt eine Vielzahl an Radiosendern, die so ziemlich jeden Musikgeschmack einigermaßen zufriedenstellen sollte. Wer damit nicht glücklich ist, der kann seine eigene Lieblingsmusik einfach in das Spiel integrieren, indem die Musik in einen speziellen Ordner für das Spiel abgelegt wird – es reicht sogar aus, wenn lediglich eine Verknüpfung in dem Verzeichnis erstellt wird. Die eigene Musik wird dann auf einem bestimmten Radiosender gespielt. Die Musik kann entweder nacheinander abgespielt werden, sodass man auch vor- und zurückspringen kann, oder wie bei einem normalen Radio mit Moderatoren.

Technische Extrawünsche

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass GTA IV vor dem Spielgenuss noch einige Extrawünsche hat. Für das Spiel sind u. a. Installationen von Rockstar Games Social Club oder Games for Windows Live notwendig. Viele Installationen und anschließende Updates, die in Kauf genommen werden müssen, wenn man das Spiel spielen möchte. Auch bei der Hardware gibt es bei ATI-Grafikkarten bekanntermaßen viele Probleme. Diese technischen Umstände sind zwar ärgerlich, gehen aber nicht in die Wertung mit ein.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
9,0

Grand Theft Auto IV ist wirklich ein geniales Actionspiel, bei dem schon fast jede Kleinigkeit berücksichtigt wurde. Eine spannende und vor allem lange Story, eine größtenteils sehr gute Grafik, ein umfangreicher Soundtrack und sehr viele Möglichkeiten, die für großen und lang anhaltenden Spielspaß sorgen.