Testbericht: Alarm für Cobra 11 - Highway Nights

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Kein Jahr ohne eine neue Cobra 11-Umsetzung aus dem Hause Synetic. Und auch dieses Mal stellt sich die Frage, ob die Neuerungen des Spieles dazu beitragen, dass es wieder einen Schritt nach Vorne geht.

Kampf gegen Terrorismus

In der Story von Alarm für Cobra 11 – Highway Nights sieht der Spieler zu Beginn wie ein Anschlag von Terroristen verübt wird. Eine Szene, die es für die beiden Kommissare Semir Gerkan und Ben Jäger von der fiktiven Kripo Autobahn zu verhindern gilt. Es folgt ein Sprung sieben Tage zurück und die Geschichte wird von Anfang an erzählt. In der Stadt soll ein Weltwirtschaftsgipfel stattfinden und es kommt zu mehreren Anschlägen. Gleichzeitig wird wieder Mal in einer Rennszene ermittelt. Nach und nach entstehen Zusammenhänge zwischen einzelnen Verbrechen.

Die Story an sich ist recht interessant, jedoch scheitert es erneut an der Erzählung. Denn wieder ein Mal sind bei den Sequenzen innerhalb der Missionen nur Aufnahmen von Umgebungen und Fahrzeuge zu sehen, jedoch keinerlei Leben. Der Spieler bekommt hier sozusagen sprechende Autos zu sehen. Die Geschehnisse an den Einsatzorten sind somit zwar zu hören, aber nicht zu sehen. Dabei hat das Spiel ansehnliche Videosequenzen nötig. Die beiden Schauspieler der Serie, Erdoğan Atalay und Tom Beck, leihen den Charakteren im Spiel Aussehen und Stimme. Jedoch sind die Gesichter nur in den Fahrzeugen zu sehen. Die Synchronisation hat sich im Vergleich zu Burning Wheels zumindest etwas verbessert, aber stellenweise wirkt es immer noch etwas lahm vorgelesen, sodass die wirkliche Dramatik in einigen Situationen verloren geht.

Streife nur noch auf Wunsch

Ein Kritikpunkt, der bei Burning Wheels entstanden ist, wurde bereits wieder ausgebügelt. Während es dort noch notwendig war Streife zu fahren, um die Aufgaben der Kampagne zu erhalten, hat der Spieler nun selbst die Wahl, wie er spielen möchte. Es kann in verschiedenen Gebieten mit dem gewünschten Fahrzeug, sofern diese jeweils schon freigeschaltet wurden, begonnen werden. Der Spieler wird dabei darüber informiert, wenn mit dem gewählten Fahrzeug keine neuen Fälle angenommen werden können. Der Funkverkehr kann an- und abgeschaltet werden, um auf Wunsch auch frei herumfahren zu können.

Die Fälle können entweder per Funk im Streifen-Modus angenommen werden oder nun auch direkt über das Menü ausgewählt werden. Etwas irritierend ist jedoch, dass der Auftrag nicht sofort mitgeteilt wird, sondern etwas zeitverzögert. Insgesamt stehen 43 Fälle zur Verfügung, welche in den jeweiligen Einsatztag eingeteilt sind. Dabei werden häufig mehrere Fälle gleichzeitig freigeschaltet.

Neben den normalen Fällen besteht während der freien Fahrt zudem die Möglichkeit Raser zu stoppen. Sobald einer in der unmittelbaren Nähe des Cobra 11-Teams ist, wird dem Spieler angeboten den Verkehrssünder zu stoppen.

Missionen bieten wenig Neues

Auf Dauer werden die Missionen bei Highway Nights sehr langweilig. Vor allem dann, wenn auch schon die vorherigen Teile gespielt wurden, bei denen die Missionen im Endeffekt genau gleich waren, nur mit anderen Szenarien. So ist es häufig notwendig von A nach B zu fahren, mal mit bestimmten Schadens- oder Zeitzielen, mal ohne. Zu den Missionsaufgaben gehören viele Checkpointrennen, Rundkurse, Eskorten, Verfolgungen und auch mal die Flucht vor Gegnern. Somit genau das gleiche, wie auch bei den vorherigen Teilen.

Störend ist es auch, zu Beginn jeder Mission erst einmal zum Einsatzort fahren zu müssen. Es macht zwar durchaus Sinn, aber mit passenden Ausgangssituationen hätten die Fälle auch an den Einsatzorten anstatt beim Revier starten können.

Eine Neuheit in den Missionen ist die Möglichkeit des Schießens. In einigen Fällen kann somit auf das gegnerische Fahrzeug geschossen werden, um dieses zum stehen zu bringen. Das Zielen erfolgt automatisch, wenn der Gegner vor dem eigenen Fahrzeug fährt. Das stoppen von Verbrechern ist nun etwas flexibler. In den meisten Fällen darf der Spieler selbst wählen, wie der Gegner gestoppt werden soll. Somit gibt es keine Aufträge, in denen die Fahrzeuge zerstört werden müssen, obwohl auch das Ausbremsen möglich gewesen wäre. In einigen Situationen ist dies dennoch notwendig, da so mancher Flüchtige sich weigert.

Flexibler Schwierigkeitsgrad

Der Schwierigkeitsgrad wird flexibel mithilfe eines Sternesystems gestaltet. Für die Einhaltung der ursprünglichen Zielvorgaben gibt es jeweils fünf Sterne. Sollte eines der Ziele nicht eingehalten werden wird die Vorgabe geändert und ein Stern abgezogen. Lautet das Ziel beispielsweise eine vorgegebene Strecke in zwei Minuten zu erreichen, gibt es volle fünf Sterne, wenn der Spieler es innerhalb dieser Zeit schafft. Ist er nach zwei Minuten immer noch unterwegs, wird die Zeit um 10 Sekunden erhöht und dafür ein Stern abgezogen. Wird bei einer Vorgabe der letzte Stern abgezogen, so gilt die Mission als verloren.

Diese Regelung hat den Vorteil, dass unsichere Spieler nicht unbedingt einen leichteren Schwierigkeitsgrad wählen müssen, weil sie sich unsicher sind, ob sie die Ziele sonst erreichen. Außerdem entsteht nicht ganz so viel Frust, weil kurz vor der Ziellinie vielleicht noch ein Prozentpunkt zu viel Schaden entstanden ist.

Trotzdem ist auch dieses flexible Schwierigkeitssystem noch nicht ganz optimal geworden. Die Zeit ist die kritischste Vorgabe. Fahrer, die häufiger Unfälle haben sollten und sich dann auch noch kurz verfahren und drehen müssen, werden nicht genügend zusätzliche Zeit erhalten, um das Ziel zu erreichen. Und auch an anderen Stellen könnte Frust entstehen. Wer einen richtigen Unfall hat, braucht nicht unbedingt weiterfahren. Denn bei Verfolgungsjagden wächst der Abstand innerhalb kürzester Zeit so weit, dass es fast unmöglich ist innerhalb der geforderten fünf Sekunden wieder ranzukommen.

Die Stadt in der Dunkelheit

Keine große Besonderheit, aber dennoch eine Neuerung im Spiel, sind die Einsätze bei Nacht. Während bisher nur tagsüber auf die Jagd gegangen wurde, gibt es in Highway Nights auch die Dunkelheit. Das macht vor allem optisch einen sehr guten Eindruck, auch wenn die Häuserbeleuchtungen teilweise unglaubwürdig dargestellt werden. Für die freie Fahrt kann der Spieler selbst festlegen, zu welcher Tageszeit gefahren werden soll – dabei gibt es nicht nur Tag oder Nacht, sondern auch noch zusätzliche Abstufungen.

Ebenfalls neu ist ein Ampelsystem in der Stadt, an denen sich die Verkehrsteilnehmer halten. Sie reagieren nicht nur auf rote Ampeln, sondern auch häufig auch auf die Sirenen. Somit machen viele Fahrzeuge auch Platz. Eine lebhafte Stadt entsteht trotzdem nicht. Auf und abseits der Straße passiert rein gar nichts. Aus „Sicherheitsgründen“ wurden wieder auf Fußgänger verzichtet. Vorteil ist die frei befahrbare Spielwelt, in welcher überall herumgefahren werden kann, da dort ohnehin keine Menschen laufen, Nachteil ist jedoch, dass die Stadt komplett tot wirkt. Selbst ein Blick zu den anderen Verkehrsteilnehmern enttäuscht, denn die Scheiben sind undurchsichtig. Ob dort wirklich Menschen hinterm Steuer sitzen?

Verhängnisvolles Zurücksetzen

Wie es sich für ein Rennspiel gehört, gibt es auch bei Alarm für Cobra 11 – Highway Nights die Möglichkeit das Fahrzeug auf die Strecke zurücksetzen zu lassen, falls beispielsweise ein Unfall vorangegangen ist und das Fahrzeug von der Strecke abgekommen ist oder auch auf dem Dach liegen geblieben ist. Doch in diesem Fall ist das eigentliche Feature immer noch eine Katastrophe, da es teilweise grobe Abweichungen der gewünschten Position gibt.

Insbesondere bei Rennen ist das Zurücksetzen verhängnisvoll, denn das Fahrzeug wird teilweise relativ weit zurück von der ursprünglichen Position platziert und dies auch noch ziemlich zeitverzögert. Die Folge ist häufig der letzte Platz, auch wenn der Fahrer vorher mit etwas Vorsprung noch den ersten Platz belegt hatte. Bei Verfolgungsjagden mit einem Maximalabstand braucht der Spieler gar nicht erst versuchen die Taste zum Zurücksetzen zu drücken, denn dies würde im Endeffekt automatisch schon das Scheitern für die Mission bedeuten. Durch die Zeitverzögerung und die eventuell noch hinzukommende, ungünstige Platzierung gewinnt der zu verfolgende Fahrer an so viel Vorsprung, dass es nicht mehr möglich sein wird den maximal erlaubten Abstand einzuhalten, schließlich muss der Spieler auch noch beschleunigen.

Wenig authentische Rennen

Im Vergleich zu anderen Rennspielen sind die richtigen Rennen nicht gerade authentisch. Die Fahrten, welche häufig auch auf abgesperrten Rennstrecken stattfinden, sind dabei noch die Aufgaben, die den meisten Spielspaß versprechen. Doch das schöne Fahrgefühl ist nicht so sehr ausgeprägt wie bei anderen Spielen. Unabhängig davon, ob die Option Arcade Plus aktiviert ist oder nicht, neigen die Fahrzeuge dazu auszubrechen.

Auch über die Fahrweise der Gegner darf sich gewundert werden. Denn diese fahren wie bei einem Kettenkarussell ziemlich dicht hintereinander, weichen so gut wie nie von der Ideallinie ab und begehen nur sehr selten Fehler. Die Auswirkung eines Fahrfehlers oder einer Kollision mit einem anderen Fahrer ist somit verheerend, denn dabei geht meist nicht nur ein einziger Platz verloren, sondern das gesamte Fahrerfeld zieht binnen weniger Sekunden am Spieler vorbei. Ein Einholen ist zwar noch möglich, dennoch ist es ziemlich frustrierend, da kein wirklich großes Polster nach hinten aufgebaut werden kann.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
7,0

Nachdem die Alarm für Cobra 11-Spieleserie in den letzten Jahren immer weiter zugelegt hat, ist Highway Nights eine leichte Enttäuschung geworden. Schön sind die gute Story sowie die Neuerungen, wie die Fahrten bei Nacht, die Verwendung der Waffe oder auch das flexible Schwierigkeitssystem. Doch gerade für diejenigen, die bereits die Vorgänger gespielt haben, fehlt es an Abwechslung in der Missionsgestaltung. Zudem lassen auch die Rennen sehr zu wünschen übrig, da ein glaubwürdiges Rennfeeling dank des Handlings und der Gegner nicht zustande kommt. Alarm für Cobra 11 Highway Nights ist somit zwar zumindest zeitweise spaßbringend, doch bietet einfach zu wenig Neues.