Testbericht: Street Fighter IV

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Mit Street Fighter IV hat Capcom nicht nur nach langer Zeit wieder einen Nachfolger der beliebten Beat’em’up-Serie veröffentlicht, sondern diese auch mit vielen schönen Modi gefüllt. Das Spiel bietet Unterstützung für Games for Windows LIVE, worüber Erfolge gesammelt und Onlinematches ausgetragen werden können.

Ein neues Kampfturnier

In Street Fighter IV geht es um einen neuen Wettkampf, bei dem sich einige bekannte und auch neue Kämpfer den Sieg sichern wollen. Im Vorfeld des Turniers sind einige Kämpfer spurlos verschwunden. In Verbindung damit und für einer angeblichen, tödlichen Geheimwaffe, soll S.I.N., der Sponsor des neuen Turniers, stehen. Doch was es mit S.I.N. oder dem in der Story genannten B.L.E.C.E.-Projekt wirklich auf sich hat, ist auch nach dem Spielen nicht ganz so klar. Neben Ryu, Ken, Chun Li oder auch Guile, gibt es mit Crimson Viper, Rufus und einigen anderen auch neue Charaktere, die im Spiel zur Verfügung stehen.

Arcade-Modus

Im Arcade-Modus kann ein beliebiger Charakter gewählt werden, mit welchem gegen eine Reihe von Gegnern angetreten werden soll. Zu jedem Kämpfer gibt es eigene Videosequenzen, welche die Story aus ihrer Sicht erzählen sollen. Die Story ist ziemlich nebensächlich und wird auch nur sehr kurz gehalten, was bei dem Spiel aber nicht wirklich stört.

Ein tolles Feature in diesem Modus ist, dass im Hintergrund nach Gegnern für Online-Matches gesucht werden kann. Sobald ein Gegner gefunden wurde, kommt eine Meldung und der Spieler wechselt automatisch zur Begegnung. Und dadurch, dass zwischen den Matches weiter im Arcade-Modus gespielt werden kann, entfällt auch das langweilige Warten auf einen Gegner. Schade ist jedoch, dass die Suche innerhalb des Arcade-Modus nicht mehr abgeschaltet werden kann. Wer also keine Lust mehr hat, ist gezwungen den Modus zu verlassen und wieder von Vorne zu beginnen.

Vor dem Beginn der Kämpfe können Schwierigkeitsgrad, Anzahl der Runden pro Kampf sowie Zeitlimit gewählt werden. Anfangs stehen 16 Kämpfer zur Verfügung, darunter viele Bekannte und auch einige neue. Nach und nach können 9 weitere Charaktere freigeschaltet werden, indem der Arcade-Modus mit bestimmten Kämpfern durchgespielt wird.

Der Modus macht viel Spaß, jedoch kann gerade bei Seth, dem letzten Gegner auf den der Spieler trifft, sehr viel Frust entstehen. Besonders gestraft sind diejenigen, die mehr als eine Runde pro Kampf ausgewählt haben. Denn sobald Seth ein Mal besiegt wurde, wird er noch stärker und entspricht zu dem Zeitpunkt ganz und gar nicht mehr dem gewünschten Schwierigkeitsgrad. Selbst wer die Gegner davor mit Leichtigkeit geschlagen hat, könnte an dieser Stelle verzweifeln.

Die Schwierigkeit ist in acht Stufen eingeteilt, sodass wohl für fast jeden das richtige dabei sein dürfte. Doch die blutigen Anfänger werden wohl selbst auf „kinderleicht“, dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad, große Probleme bekommen.

Tödliche Moves

Im Grunde gibt es bei Street Fighter IV nur Tritte und Schläge, von jedem davon gibt es eine leichte, mittlere und harte Stufe. Doch in Kombination miteinander oder mit den Richtungstasten sind weitere Aktionen möglich. So können sogenannte Special Moves, wie beispielsweise der bekannte Hadoken von Ryu, angewendet werden. Jeder der Kämpfer besitzt mindestens zwei dieser Special Moves.

Durch das Drücken aller drei Schlag- bzw. Tritt-Tasten, können auch sogenannte EX-Moves ausgeführt werden. Zur Vereinfachung kann in den Spieleinstellungen auch eine Taste dafür zugewiesen, damit nicht drei der Tasten gleichzeitig gedrückt werden müssen. Mit dieser Kombination können normale Angriffe in einer stärkeren Variante ausgeführt werden. Bei Ryus Hadoken fügt ein roter, stärkerer Feuerball dem Gegner deutlich mehr Schaden hinzu.

Ein schönes Highlight sind die Super Combos und Ultra Combos. Sie sind die gefährlichsten Angriffe und ziehen dem Gegner eine Menge der Lebensenergie ab, wenn er nicht in der Lage ist diesen abzuwehren. EX-Moves, Super Combos und Ultra Combos müssen jedoch erst aufgeladen werden, damit diese eingesetzt werden können. Zur Verwendung der ersten beiden genannten muss die Super Combo-Anzeige aufgeladen werden, was automatisch durch Angriffe auf den Gegner geschieht. Für die Ultra Combos muss die Revenge-Anzeige aufgeladen werden, wofür es notwendig ist mehrere gegnerische Treffer einzusetzen. Super Combo und Ultra Combo eignen sich als Finisher, um dem Kampf eindrucksvoll zu beenden. Denn diese Combos werden mit einer anschaulicheren Animation dargestellt.

Herausforderungen

Eine sehr gute Trainingsmöglichkeit ist der Herausforderungsmodus, welcher sehr gut gelungen ist. Dieser ist eingeteilt in Time Attack, Survival und Trial und deckt damit die Bereiche Geschwindigkeit, Verteidigung und Technik ab. Zu jedem Herausforderungsmodus gibt es die Stufen „normal“ und „schwer“. Aufgabe bei Time Attack ist es, innerhalb einer bestimmten Zeit mehrere Gegner zu besiegen. Verfügbare Zeit und Anzahl der Gegner sind abhängig vom erreichten Level. Auch unterschiedlich ist die Zeit, die nach einem Sieg hinzugerechnet wird. Während das am Anfang noch 30 Sekunden sein können, sind es später zum Beispiel nur noch 5 Sekunden. Die Schnelligkeit ist in diesem Modus daher der wichtigste Faktor.

Bei Survival darf sich etwas mehr Zeit gelassen werden, dafür sollte die Verteidigung umso besser sein. Wie auch bei Time Attack muss gegen mehrere Gegner angetreten werden, wobei die Anzahl auch wieder von dem Level abhängt. Entscheidender Unterschied ist, dass beim darauffolgenden Gegner nicht die gesamte Lebensenergie wiederhergestellt wird. Unabhängig von der Energie am Ende des Kampfes wird je nach Level eine bestimmte Menge hinzuaddiert. So ist es anfangs weniger tragisch die Hälfte der Energie zu verlieren, während später schon ein Viertel fatal werden könnte.

Zu guter letzt der Trial-Modus, bei dem Zeit und Energie keine Rolle spielen. In mehreren Stufen können die Moves und Combos der einzelnen Charaktere trainiert werden. Die ersten Stufen sind gerade für die Anfänger eine gute Gelegenheit, um alle Kämpfer kennen zu lernen. Während am Anfang nur grundlegende Schläge, Tritte und die Spezialattacken trainiert werden, folgen später Kombinationen aus mehreren Attacken. Timing und Geschick bei der Ausführung der Angriffe sind dabei sehr wichtig, ebenso wie viel Übung.

Onlinematches leicht gemacht

Der Onlinemodus arbeitet sehr gut mit Games for Windows Live zusammen, wodurch das Onlinespielen sehr einfach zu handhaben ist. Die einfachste Methode ist sich wie oben genannt schon im Arcade-Modus herausfordern zu lassen. Zudem besteht die Möglichkeit eine Sitzung aufzumachen und warten bis ein Gegner erscheint oder selbst nach offenen Sitzungen zu suchen.

Es gibt drei verschiedene Arten von Onlinematches: Ranglisten-Spiele, Mitspieler-Suche und Championship-Modus. Bei dem Ranglisten-Spielen gibt es Punkte für Siege und das Match besteht nur aus einem Kampf, während bei der Mitspieler-Suche keine Punkte verteilt werden und die Partie so lange dauert, bis einer der beiden Spieler die Lobby verlässt. Bei der Mitspieler-Suche kann auch eine private Sitzung erstellt werden, zu der andere Spieler via Games for Windows Live eingeladen werden können. Im Championship-Modus treten die Spieler im K.O.-Modus gegeneinander an.

Weitere Modi

Neben den genannten Modi gibt es auch noch den Versus-Modus und den Trainingsmodus. Im Versus-Modus kann der Spieler gegen einen beliebigen CPU-Gegner oder einen zweiten Spieler, wofür ein Controller angeschlossen sein muss, kämpfen. Außerdem kann auch zugeguckt werden, wie zwei CPU-Charaktere einen Kampf austragen.

Im Trainingsmodus kann der Spieler seine Fähigkeiten mit einem gewünschten Kämpfer trainiert werden. Dafür kann genau bestimmt werden, gegen welchen Gegner man spielen möchte, ob und was dieser tun soll, wie die Super Combo- und Revenge-Anzeigen sein sollen und noch vieles mehr. So kann so ziemlich jedes erdenkliche Szenario trainiert werden.

Steuerung

Wer bei Street Fighter IV mit der Steuerung nicht zurecht kommt, der hat nur geringe Chancen die Kämpfe zu meistert, selbst wenn sie auf der einfachsten Schwierigkeitsstufe sind. Zwar klagen viele, dass die Nutzung der Tastatur ein Ding der Unmöglichkeit ist. Doch hingegen vieler Meinungen lässt sich das Spiel auch prima mit der Tastatur spielen. Sowohl Tastatur als auch Gamepad haben ihre Vorteile.

Bei einem Gamepad sind 180 Grad-Drehungen mit dem Analogstick deutlich einfacher, doch auch mit der Tastatur können diese ausgeführt werden. Gerade bei Combos, wie bei Chun-Li, bei denen schnell links, rechts, links und wieder rechts gedrückt werden muss, kann die Tastatur durchaus ein Vorteil sein. Wer etwas zu hektisch auf dem Gamepad agiert, der wird sich über einen Sprung des Charakters ärgern. Die Abfrage des Analogsticks wirkt zumindest etwas ungenau; könnte aber auch nur am verwendeten Gamepad (Saitek P2600) gelegen haben.

Die Handhabung hat jedoch auch einen Einfluss auf die Wahl des Kämpfers. Während die Moves von Ryu sehr einfach zu bedienen sind, dürften die Combos von Guile beispielsweise ein Hindernis für Anfänger werden. Denn schließlich kommt es im Gefecht darauf an, dass jeder Griff möglichst schnell und perfekt ausgeführt wird. Gerade bei den Combos aus dem Herausforderungsmodus wird das mehr als deutlich, da dort ein großer Teil Schwierigkeiten haben dürfte.

Zusätzliche Schönheiten

Die PC-Version bietet drei zusätzliche Textur-Filter, welche ein netter Zusatz sind, aber keinen bedeutenden Unterschied. Dank der Unterstützung von Games for Windows Live können Erfolge gesammelt werden, was für eine zusätzliche Spielmotivation sorgt. Sehr praktisch ist auch, dass sämtliche Moves aller Charaktere im Pause-Menü aufgerufen werden können. Ein paar davon sind auch im sehr ausführlichen und durchaus nützlichen Handbuch zu finden.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Der Auftritt von Street Fighter IV ist auf jeden Fall gelungen. Eine sehr schöne, klassische Street Fighter-Grafik, welche mit modernen Effekten und Animationen aufgewertet wurde, ein leicht zu nutzender Onlinemodus und viele zusätzliche Modi. So dürfte für jeden Spieler etwas dabei sein und längere Spielmotivation bestehen. Lediglich der übertrieben starke Endgegner im Arcade-Modus sorgt für großen Frust.