Testbericht: TimeShift

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Neben den üblichen Ego-Shooter-Elementen steht in TimeShift die Manipulation der Zeit im Vordergrund. Diese ist ein Teil der Story und ist auch notwendig, um überhaupt weiterzukommen. Das klingt schon mal ganz interessant, aber was hat das Spiel noch zu bieten?

Worum geht es?

Eingeleitet wird TimeShift mit einer sehr gut gelungenen Videosequenz. Diese hat schon ein bisschen was von dem Anfang eines richtigen Filmes. Doch worum es wirklich geht, wird hierbei nicht unbedingt mitgeteilt. Glücklicherweise kann das Benutzerhandbuch dort Abhilfe schaffen. Dr. Aiden Krone hat mit einer Gruppe seiner fähigsten Studenten den Alpha-Anzug entwickelt. Er dient als eine Art Schutzpanzer bei Zeitsprüngen, damit der Zeitreisende beim Sprung nicht ums Leben kommt. Der Anzug kann die Personen auch wieder zum ursprünglichen Ort zurückkehren lassen. Die Rückkehr muss jedoch manuell ausgelöst werden.

Anschließend wurde der Beta-Anzug entwickelt, welcher somit auch nach militärischen Gesichtspunkten verbessert wurde. Dieser ergänzte zudem den menschlichen Körper. Der Anzug ermöglichte auch eine automatische Rückkehr zum Ausgangspunkt. Erweitert wurde der Anzug später mit dem Strategischen System für anpassbare Metaerkennung, welches auch als „S.2.A.M.“ oder „S.S.A.M“ bekannt ist. Es ist ein selbstlernendes und vollständig anpassbares KI-Programm, welches jedoch noch ein Prototyp ist. Mit dem System können Audio- und Videoübertragungen aus der Umgebung wiedergegeben werden, sowie gespeicherte Informationen, wie z. B. Erinnerungen, für den Zeitreisenden abspielen.

Schließlich schlüpft der Spieler in die Rolle eines Soldaten mit dem Beta-Anzug, welcher sich den Okkus, der Anti-Krone-Untergrundbewegung, anschließt. Dies sind alles Informationen, die in der Story des gesamten Spieles zum größten Teil nicht erläutert werden. Jedoch sind diese Hinweise durchaus nützlich, damit der Spieler verstehen kann, was gerade geschieht oder was es mit bestimmten Videoszenen auf sich hat.

Vierdimensional denken

In TimeShift soll der Spieler in der vierten Dimension, der Zeit, denken. Mit Hilfe des Beta-Anzugs kann die Zeit auf drei verschiedene Weisen manipuliert werden. Hierbei wird alles, außer dem Spielcharakter, z. B. die gesamte Umgebung einschließlich der Gegner oder sogar Regentropfen manipuliert. Die erste Möglichkeit ist die Zeitverlangsamung. In einem Gefecht läuft hiermit alles in Zeitlupe ab. Während der eigene Charakter und dessen Waffe im normalen Tempo weiter funktionieren, werden z. B. die feindlichen Einheiten verlangsamt und können somit auch nicht in Echtzeit reagieren. So ist es möglich Schüssen auszuweichen und die Gegner zu eliminieren. Doch warum nur verlangsamen und nicht die Zeit ganz anhalten? Genau das ist durch den Zeitstopp möglich. Damit ist es sogar machbar über das Wasser oder durch Feuer zu laufen ohne dabei Schaden zu nehmen. Jedoch ist die Manipulation der Zeit nur eingeschränkt möglich und der Zeitstopp ist nicht so lange auszuführen, wie vergleichsweise die Zeitverlangsamung. Die dritte Methode ist die Zeitumkehr. Sie ermöglicht es z. B. Explosionen, die den Weg versperren, vorübergehend rückgängig zu machen. Anschließend tritt die Explosion wieder ein.

Das vierdimensionale Denken ist für das Weiterkommen wichtig. Neben den Auseinandersetzungen mit gegnerischen Soldaten gibt es einige Rätsel, die nur mit der Zeitverschiebung gelöst werden können. Am Anfang gibt es noch Tipps von S.2.A.M., wie z. B. bei der oben genannten Situation mit der Explosion. Häufig sind es Kleinigkeiten, wie der Zeitstopp bei Feuer oder gefährlichen Stromquellen, die im gesamten Spiel immer wieder auftreten werden. Jedoch gibt es auch einige Situationen, bei denen man die Augen schon offen halten muss, um eine Lösung der Situation zu finden.

Actionreiche Situationen

Wie es sich für einen Ego-Shooter gehört, gibt es auch in TimeShift eine Menge actionreiche Situationen mit Schießereien. Die Anzahl der aufkreuzenden Gegner ist dann meist immer etwas größer, sodass immer eine Deckung aufgesucht werden sollte. Um die Gegner zu überraschen wird dann die Zeitverlangsamung genutzt. Sehr schön dabei ist, dass diese hinterher, sofern sie noch leben, sagen: „Was war das“ oder „Wie ist das möglich?“. Da wundert sich der Feind schon, wenn man sich plötzlich mehr als doppelt so schnell bewegt. Bleibt nur die Frage, ob diese wirklich nicht über die Anzüge Bescheid wissen, obwohl der Spieler selbst von Einheiten mit einem ähnlichen Anzug angegriffen wird. Oder hat Entwicklerteam da etwas nicht bedacht?

Durch den Anzug bieten sich noch weitere Möglichkeiten im Kampf. So kann während eines Zeitstopps dem Gegner einfach die Waffe abgenommen werden. In den meisten Fällen geht der Gegner in die Knie und bittet darum verschont zu werden, da er ja unbewaffnet ist. Ihm den Gefallen zu tun wäre jedoch nicht empfehlenswert. Hierzu aber etwas später mehr. Weiterhin ist es möglich anstatt auf die Soldaten zu schießen, diese einfach mit der Waffe zu erschlagen. Das stellt eine munitionssparende Alternative dar, sofern man nicht gerade in einem riesigen Gefecht ist.

Der Ablauf und die Spielwelt haben einen tollen Vorteil: Es ist beinahe unmöglich sich zu verlaufen. Das Schlechte daran ist, dass das gesamte Spiel einen linearen Ablauf hat. Zwar sind auch größere Flächen, an denen Gefechte ausgetragen werden, vorhanden, doch im Endeffekt bleibt kaum eine Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit.

Intelligentes KI-Verhalten

Wie schon bereits erwähnt wäre die Verschonung von unbewaffneten Feinden ziemlich unvorteilhaft. Läuft man nämlich etwas weiter, gucken diese, ob sie in der Nähe eine Waffe finden. Diese wird dann aufgehoben und damit auf den Spieler geschossen. Sollte direkt nach der Entwaffnung bereits eine Waffe in der Nähe liegen, so schnappt sich der Soldat die Waffe ohne vorher noch um Gnade zu betteln.

Die Gegner agieren in den Gefechten relativ intelligent. Sie springen über Kisten oder rollen sich in einigen Situationen zur Seite ab. Der Spieler wird von den gegnerischen Soldaten meist auch erst dann entdeckt, wenn es Sinn macht. So ist es auch möglich sich vorsichtig anzunähern ohne gesehen zu werden, falls man sich nicht im Sichtfeld des Gegners befindet. Sobald die Entfernung zu gering ist, werden die Gegner auf den Spieler schnell aufmerksam, merken sich die Position und begeben sich dort hin. Versteckt man sich dann z. B. in einem Schacht oder auf der Ladefläche eines Transporters, so versammeln sich viele der Feinde um diese Position herum. Verständlich, dass sie dann nicht in den Schacht klettern, weil sie dann sofort getötet würden. Zwar sollte die Ladefläche kein großes Problem sein, trotzdem sind die Gegner hier etwas überfordert und sehen nur selten dort nach.

Eine machbare Aufgabe

Die Missionen sind zwar alle zu bewältigen, jedoch ist das nicht gerade einfach. Wie bereits erwähnt kann es sich als durchaus schwer erweisen, mithilfe der Zeitverschiebung voranzuschreiten. Die Schwierigkeit ist hier wohl eher abhängig von der Kreativität und dem logischen Denken des Spielers. Einige Rätsel könnten dem Spieler ziemlich schwer fallen, jedoch ist alles machbar. Nach häufigem Beobachten der Ereignisse, sowie dem Durchsuchen der Gegend sollte irgendwann z. B. ein kleiner Schacht auffallen. Auch die Auseinandersetzungen mit dem Feind sollten nicht immer beim ersten Versuch zu schaffen sein. Der Gegner kann häufig eine Menge vertragen, meiner Meinung nach deutlich zu viel. Die Konfrontation mit Kampfhubschaubern kann genauso schwer und vor allem langwierig werden, wenn unklar ist, wie man diesen am besten vom Himmel holt.

Da nur drei Waffen gleichzeitig getragen werden können, muss situationsbedingt entschieden werden, welche Waffe sich für die aktuelle Situation eignet. Es gibt keine Allrounder-Waffe, die für jede Situation passend ist. Einige Waffen sind besser für den Nahkampf, andere besser für die Distanz geeignet. Die geeigneten Waffen liegen meist auch irgendwo, wie z. B. auf der Ladefläche eines Truppentransporters. Zudem gibt es auch Munitionskisten, die unendlich Munition bieten. Hat der Spieler also seine Munition aufgebraucht und ist noch eine Kiste in der Nähe, so braucht er sich nur dort hinzubegeben und zu warten, bis die maximal tragbare Munition aufgesammelt wurde.

Durch den Beta-Anzug regeneriert sich der Körper nach geringerer Zeit automatisch von den Verletzungen. Ist der Spieler zu stark verwundet, wird der Rand vom Bildschirm rot. Zudem ertönt ein Warnsignal vom Anzug. Spätestens dann sollte eine Deckung aufgesucht werden. Nach kurzer Zeit ist der Spieler wieder geheilt. Zur Beschleunigung des Heilungsprozesses kann auch die Zeitverschiebung zur Hilfe genommen werden.

Einfache Handhabung

Die Steuerung von TimeShift ist größtenteils ziemlich einfach. Wie gewohnt, treten auch bei diesem Ego-Shooter keine großartigen Probleme mit der Steuerung auf. Gemeint ist hier jedoch auch die Benutzung der Zeitverschiebung. Für jede der drei Methoden gibt es eine Taste. Zusätzlich gibt es noch eine für die automatische Zeitverschiebung. Dabei wird die Methode gewählt, die S.2.A.M. für die aktuelle Situation empfiehlt. Leider fehlt die Möglichkeit sich nach links und rechts zu lehnen, um somit vorsichtig um Ecken gucken zu können.

Der Spieler ist nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern kann später auch größere Strecken mit dem Quad zurücklegen. Bei einigen Situationen ist das nicht nur aus Zeitgründen empfehlenswert, sondern auch notwendig, da mit dem Quad über Schluchten gesprungen werden muss. Beim Quad gibt es zusätzlich noch einen Schub, um im richtigen Augenblick noch schnell genug zu werden. Er ist zwar nur von sehr kurzer Dauer, kann dafür beliebig oft nacheinander genutzt werden. Die Steuerung des Quads ist nicht ganz so gelungen, da diese oft etwas merkwürdig reagiert und dem Spieler in gefährlichen Situationen noch zusätzliche Probleme bereiten kann. In zwei Missionen wird auch vom Zeppelin aus geschossen. Hierbei muss lediglich das Geschütz gesteuert werden, was keine Probleme darstellen sollte.

Grafischer Hingucker

TimeShift protzt geradezu mit Effekten. Nachdem der Vorspann gibt es von der Landschaft noch nicht allzu viel zu sehen, da sich der Anfang hauptsächlich in Gebäuden abspielt. Jedoch kann auch zu diesem Zeitpunkt schon eine schöne Grafik wahrgenommen werden. Ist das erste Kapitel beendet, gibt es einen Zeitsprung, bei dem das S.2.A.M. wohl gewisse Schwierigkeiten hat. Der Zeitsprung sieht auch ganz hübsch, aber möglicherweise etwas verwirrend, aus.

Spätestens nach dem Zeitsprung sollte der Spieler zumindest etwas beeindruckt von der tollen Grafik sein. Eine schöne Häuserfassade, bei dem das Erdgeschoss brennt, und die Regentropfen prasseln vom Himmel. Nun steht auch die Zeitverschiebung zur Verfügung, sodass beim Angriff die Verlangsamung genutzt werden kann. Die Zeitmanipulation ist nicht nur ein nützliches und wichtiges Feature im Spiel, sondern ist zugleich der schönste Effekt. Nicht nur Gegner oder Ereignisse werden dadurch beeinflusst, sondern auch die Regentropfen. Der Augenblick, in dem durch die Zeitverlangsamung die Regentropfen verlangsamt vom Himmel kommen, war für mich das erste Highlight im Spiel. Wirklich gut gelungen! Die verschiedenen Zeitmanipulationen werden optisch auch unterschiedlich dargestellt. Die Zeitverlangsamung sorgt für eine leichte Blaufärbung des Bildes und zeigt den Rand leicht verschwommen. Beim Zeitstopp ist das Bild etwas farbloser und bei der Zeitumkehr gelblich.

Doch auch sonst bietet das Spiel im normalen Gefecht viele schöne Effekte, wie z. B. Explosionen, die Klettgranaten oder Auswirkungen der Waffen. Ebenso gut sehen die Einheiten mit einem ähnlichen Anzug aus, welche bei normaler Zeit schnell über die Bildfläche rennen. Sowohl hierbei als auch bei der Zeitverlangsamung wird ein gelber Schweif hinter dem Gegner dargestellt. Ebenfalls gut gelungen.

Engine mit vielen gescripteten Ereignissen

Ansonsten gibt es bei der Engine auch ein paar Kritikpunkte: Die meisten Objekte sind statisch und können nicht zerstört werden. Auch die Schatten gehorchen anscheinend nicht den neusten technischen Möglichkeiten. Läuft der Spieler z. B. vor einen kleinen Scheinwerfer, wird an der Wand kein Schatten dadurch dargestellt. Ebenso die vielen gescripteten Ereignisse. Es ist auf jeden Fall ein super Gefühl, wenn vieles um einen herum explodiert und man in verlangsamter Zeit durchlaufen kann. Da mangelt es auf keinen Fall an der Action. Jedoch sind diese Explosionen und anderen Ereignisse alle genau vorbestimmt. Bei den meisten Situationen macht es natürlich auch Sinn, weil der Spieler genau dann auch mit der Zeit arbeiten soll. Auf Dauer treten jedoch zu viele derartige Geschehnisse auf, was sich meiner Meinung nach für einen guten Ego-Shooter nicht mehr gehört.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

TimeShift ist ein grafischer Leckerbissen und bietet viel Action und Spielspaß. Leider wird im Spiel auf die Story verzichtet. Zudem ist es auf Dauer sehr einseitig mit der Zeitverschiebung und dem stets linearen Spielablauf mit den gescripteten Ereignissen. Ein toller Ego-Shooter, bei dem durchaus mehr drin gewesen wäre.

Vielen Dank an Vivendi Universal für die Bereitstellung des Testmusters.