Testbericht: Borderlands

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Bei Borderlands handelt es sich um eine interessante Mischung zwischen Ego-Shooter und Rollenspiel, welches teilweise etwas an Fallout 3 erinnern mag. Ob es ein Hit geworden ist oder ein kläglicher Nachahmversuch ist, erfahrt ihr im Test.

Schatzsuche auf einem anderen Planeten

Die Geschichte von Borderlands wird auf dem Planeten Pandora erzählt, welcher nur eher dünn besiedelt ist. Dort befindet sich die legendäre Kammer, in der sich viele wertvolle Schätze befinden, die vor Urzeiten von Außerirdischen auf dem Planeten versteckt wurden. Geführt von einem Schutzengel hat der Spieler die Aufgabe diese Kammer auf Pandora zu finden. Bis auf eine Einleitung am Anfang ist die Story leider etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt. Im Verlauf des Spiels wird nur wenig Neues erzählt. Somit fällt die ganze Geschichte schon mal etwas dürftig aus.

Vier Charaktere

Direkt am Anfang erscheint das erste, für Rollenspiele typische, Element: Die Auswahl des eigenen Charakters. Dieser kann zwar nicht wirklich individuell erstellt werden, doch dafür stehen vier Personen zur Auswahl, welche alle ihre eigenen Action-Skills haben. Zusätzlich können die Farben des Outfits bestimmt werden. Leider kommen diese jedoch ohnehin kaum zum Vorschein, da das Spiel ausschließlich in der Ego-Perspektive gespielt wird.

Bei den vier Charakteren handelt es sich um Roland, Lilith, Mordecai und Brick. Roland ist ein Soldat und bevorzugt Sturmgewehre und Schrotflinten. Er kann ein Scorpio-Geschützturm aufstellen, welches automatisch die Gegner angreift. Lilith ist der einzige weibliche Charakter. Sie greift bevorzugt mit Brand-, Schock- und Säurewaffen an und kann sich unsichtbar machen, um mit extremer Geschwindigkeit zu kämpfen. Bei Mordecai handelt es sich um einen Jäger, welcher gerne mit dem Scharfschützengewehr und einem Revolver als Sekundärwaffe angreift und seinen Raubvogel Bloodwing als Verstärkung hat. Brick ist ein Berseker, der im Zustand des Zorns seine Gegner mit den bloßen Händen erledigt. Wenn er nicht unbewaffnet kämpft, bevorzugt er Explosivwaffen.

Die Action-Skills sind Spezialangriffe, welche nur für wenige Sekunden aktiv sind und nach der Nutzung wieder aufgeladen werden müssen. Dieses geschieht automatisch. Durch Erreichung eines neuen Levels erhält der Spieler ab dem fünften Level Skillpunkte, welche für die Verbesserung des Action-Skills eingesetzt werden können. Die Punkte können in drei Skill-Bäumen verteilt werden. Bei Roland zum Beispiel lassen sich die Punkte für die Kategorien Infanterie, Unterstützung und Sanitäter verteilen.

Erfahrungspunkte für Level-Aufstieg

Ein typisches Rollenspielelement, welches auch in Borderlands vertreten ist, ist das Sammeln von Erfahrungspunkten und die Steigerung des Spielerlevels, wenn eine bestimmte Anzahl davon erreicht wurde. Erfahrung sammelt der Spieler durch das Erledigen von Aufträgen, das Erreichen von zusätzlichen Erfolgen und dem Töten von Gegnern. Bei den Aufträgen ist schon bei der Vergabe zu sehen, wie viele Erfahrungspunkte es für die Erfüllung gibt. Für jede davon gibt es eine bestimmte Level-Empfehlung. Ist diese Empfehlung deutlich höher als das aktuelle Level, so sollten besser andere Aufträge zuerst erfüllt werden, da es ansonsten ziemlich schwer für den Spieler werden kann.

Relevant für die Level-Empfehlungen sind auch die Gegner, denn nicht nur der Spieler hat ein bestimmtes Level, sondern auch die Gegner. Dies bestimmt, wie gefährlich deren Angriffe sind und wie viel Schaden sie einstecken können. Das Spiel bietet häufig Missionen, in denen bestimmte Feinde eliminiert werden müssen. Gerade bei diesen kann es äußert schwer werden, wenn das Level nicht ausreichend ist. Doch da viele zusätzliche Aufträge geboten werden, ist es immer möglich das Level auf dem Stand zu haben, wie es empfohlen ist, oder sogar darüber.

Beim Erreichen eines neuen Levels steigt die maximale Gesundheit des Charakters und die Waffenfähigkeiten verbessern sich, wodurch mehr Schäden verursacht werden können. Zudem gibt es bestimmte Gegenstände, wie Waffen oder Schilde, für deren Nutzung ein bestimmtes Level erforderlich ist. Somit gibt es Spieler-Level und Waffen-Level. Durch die häufige Verwendung der jeweiligen Waffentypen verbessert sich die Fähigkeit, wodurch beispielsweise die Nachladegeschwindigkeit erhöht oder der Rückstoß verringert wird.

Kurze Einführung

Nach der Auswahl des eigenen Charakters gibt es eine kurze Einführung von einem kleinen Roboter namens Claptrap. Er erzählt knapp die grundlegenden Bewegungen, die New U-Station und den Angriff. Beim ersten Benutzen der New U-Station wird das DNS-Profil des Charakters für die Zukunft gespeichert. Diese Stationen, welche in der Spielwelt häufig anzutreffen sind, dienen zur automatischen Speicherung des Spielstandes und als neuen Einstiegspunkt. Sollte der Spieler sterben, so wird der Charakter gegen eine kleine Gebühr anhand des gespeicherten DNS-Profils bei der letzten New U-Station rekonstruiert.

In Fyrestone gilt es die ersten Banditen zu erledigen, ehe in Kontakt mit einem der Einwohner getreten werden kann. Hier gibt es den ersten Auftrag und bevor Claptrap das Tor zur freien Welt öffnen kann, wird dieser beschädigt. Häufig im Spiel trifft der Spieler auf beschädigte Claptrap-Roboter, für welche Reparaturkits aufgetrieben werden sollen. Als Belohnung gibt es oft ein Kapazitätsupgrade, der es erlaubt mehr Gegenstände zu tragen. Manchmal gewährt Claptrap auch Zugang zu zusätzlicher, guter Ausrüstung.

Große Spielwelt

Nach der Reparatur von Claptrap öffnet dieser das Tor, sodass freier Zugang in den Arid Badlands besteht. Zu Beginn werden die Missionen dort und in den nebenliegenden Abschnitten erledigt. Ein Spielbereich, der noch recht übersichtlich ist, aber dennoch schon viel Platz bietet. An verschiedenen Stellen können die Aufträge entgegengenommen werden. Manche davon sind für das Weiterkommen notwendig, andere sind eher optional. Doch auch diese sollten erledigt werden, um schneller höhere Level zu erreichen.

Da die Spielwelt sehr groß ist, würde die ständige Reise zu Fuß viel zu lange dauern. Daher bieten die New U-Stationen eine Schnellreisemöglichkeit, um an anderen Orten mit einer Station fortzufahren. Recht früh im Spielverlauf stehen auch bewaffnete Fahrzeuge an den Catch-A-Ride-Stationen zur Verfügung, mit denen der Großteil der Gegner auch überfahren werden kann. Dafür gibt es jedoch nicht ganz so viele Erfahrungspunkte, wie durch das Töten mit der Waffe, spart dafür aber Zeit. Die Fahrzeuge können entweder mit einem Raketenwerfer oder einem Gewehr ausgestattet werden. In einem Fahrzeug können zwei Spieler mitfahren, wobei einer davon die Steuerung übernimmt und der andere am Geschütz steht. Die Spielwelt ist so aufgebaut, dass einige Bereiche mit dem Fahrzeug nicht erreicht werden können. Somit können besonders schwere Gegner nicht einfach mit dem Gefährt überrollt werden, sondern erfordern das Bekämpfen mit Waffen.

Umfangreiches Ausrüstungsangebot

Ein guter Kämpfer benötigt auch eine passende Ausrüstung, um es mit starken Gegnern aufnehmen zu können. In Borderlands gibt es davon ein großes Angebot. 87 Waffen, darunter Pistolen, Schrotflinten, Sturmgewehre, Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre und Raketenwerfer stehen dem Spieler zur Verfügung. Sie unterscheiden sich in den Bereichen Schaden, Genauigkeit sowie Feuerrate und bieten zusätzlich noch bestimmte Eigenschaften, wie beispielsweise Zoom, bessere kritische Schäden und einiges mehr.

Bei einigen Waffen handelt es sich um Elementarwaffen, welche eine zusätzliche Stärke haben. So gibt es Brand-, Schock- und Säurewaffen, welche den Gegner in Flammen setzen oder deren Schild schneller zerstören kann. Diese Elementarschäden können mithilfe von eridianischen Artefakten auch für die Action-Skills hervorgerufen werden.

Neben den Waffen sind auch Schilde, Granaten-Mods und Class-Mods wichtig. Die Schilde unterscheiden sich in Kapazität und Aufladegeschwindigkeit und fangen die Schäden ab ohne dass der Spieler an Gesundheit verliert. Erst wenn das Schild aufgebraucht ist sorgen weitere Treffer zur Verschlechterung der Gesundheit. Ist auch die Gesundheit auf Null gesunken, so gibt es eine kurze Phase, in welcher um sein Leben gekämpft werden kann. Gelingt dies, indem ein Gegner getötet wird, so gibt es einen kleinen Schub an Gesundheit und Schild. Ansonsten muss ab der letzten New U-Station erneut gespielt werden. Die Granaten-Mods sorgen für zusätzliche Schäden bei Granaten, während die Class-Mods zum Beispiel bei der Soldatenklasse unter anderem Munitionsregeneration oder zusätzliche Erfahrungspunkte bieten.

Nach dem Töten von Gegnern werden häufig Geld, Munition oder Gegenstände hinterlassen. Bei größeren Gegnern bleibt auch gerne mal etwas mehr liegen. Zusätzlich gibt es häufig Kisten, in denen Ausrüstung zu finden ist. Im Eingangsbereich vieler Gebiete gibt es Automaten, an denen der Spieler seine Sachen kaufen und verkaufen kann. Dabei gibt es drei verschiedene Automatentypen. Einer ist für Gesundheit geeignet und bietet Ampullen, Schilde und Class-Mods, einer ist für Munition und Granaten und bietet zusätzlich die maximale Munitionsanzahl für die Waffentypen zu erhöhen und der letzte bietet Waffen. Dieser Automat ist dabei eher seltener aufgestellt.

Gelungener Stil

Der Stil von Borderlands mag etwas gewagt und unüblich erscheinen. Doch er ist gut geworden und passt hervorragend zum Spiel. Die Grafik des Spiels präsentiert sich in einem Comic-Look ohne dass das gesamte Spiel wie ein Comic wirkt. Es werden hin und wieder auch schöne Effekte, wie beispielsweise Explosionen, geboten. Die Schatten sind sehr schön anzusehen, vor allem die von den Windrädern. Gut gelungen ist auch, dass das Spiel einen Wechsel zwischen Tag und Nacht hat. Die Nacht ist jedoch nicht komplett dunkel, was auch angesichts der Tatsache, dass es bis auf beim Fahrzeug, keine zusätzlichen Beleuchtungen, Taschenlampen oder Nachtsichtgeräte gibt, auch besser ist. Die Sicht ist dadurch also nur sehr leicht eingeschränkt. Wettereffekte gibt es jedoch nicht.

Die Musik bleibt größtenteils unauffällig im Hintergrund und macht sich eher situationsbedingt, zum Beispiel in kritischeren Situationen, bemerkbar. Einige der Personen, mit denen der Held des Spiels zu tun hat, sind synchronisiert. Leider trifft das nicht auf alle zu, sodass Auftragsbeschreibungen in Form eines Textblockes bei der Kontaktperson angezeigt werden und selbst durchgelesen werden müssen. Da es keine Dialoge mit anderen Personen gibt und die Auftragsbeschreibungen auch nicht unbedingt gelesen werden müssen, da die Zielinformationen am Bildschirmrand meist aussagekräftig genug sind, ist dies nicht weiter schlimm.

Mit bis zu vier Leuten im Koop-Modus

Wer das Spiel nicht alleine durchspielen möchte, der hat auch die Möglichkeit mit bis zu drei weiteren Spielern gleichzeitig im kooperativen Modus zu spielen. Zu jedem Zeitpunkt des Spiels können Freunde eingeladen werden dem Spiel beizutreten, um die Aufträge gemeinsam zu erledigen. Das Gute dabei ist, dass sich das Gameplay dabei anpasst. Je mehr Spieler mitspielen, desto schwerer werden die Gegner. Als kleinen Bonus dafür gibt es jedoch bessere Waffen, je schwerer die Gegner sind. Während beim Aufsammeln von Geld jeder Spieler die volle, gefundene Summe erhält, ist es bei Waffen, Schilden, Munition usw. notwendig sich zu einigen, da die Gegenstände nur von einem Spieler aufgesammelt werden können. Bei besonders starken und seltenen Waffen könnte es dort schon mal zum Streit kommen.

Das Spielen im Koop-Modus ist ziemlich simpel und bietet auch viel Spaß. Die Kommunikation untereinander erfolgt entweder via Textchat oder, sofern ein Mikrofon vorhanden ist, auch via Voice. Etwas schade ist nur, dass das Sprechen ausschließlich via Voice-Activation, also automatischer Übertragung bei einer bestimmten Lautstärke der Stimme, und nicht via Tastendruck möglich ist.

Spielspaß für viele Stunden

Ob nun alleine oder mit mehreren Leuten im Koop-Modus, Borderlands bietet auch ohne eine fesselnde Story viele Stunden Spielspaß. Knapp 30 Stunden Spielzeit vergehen bis zum Storyende, sofern auch viele der zusätzlichen Aufgaben erledigt werden. Wer dann immer noch nicht genug haben sollte, kann entweder mit einem anderen Charakter neu anfangen oder mit dem aktuellen fortfahren. Denn eine Besonderheit des Spiels ist, dass mit diesem noch mal von Vorne gespielt werden kann. Die erreichtem Spieler- und Waffen-Level bleiben erhalten, sodass diese noch weiter aufgebessert werden können. Jedoch hält der Spielspaß nicht unbedingt ewig, denn viele Aufträge sind nur wenig fesselnd und können mit dem vielen hin und her auch etwas nervig sein.

Einen wählbaren Schwierigkeitsgrad gibt es nicht. Zwar ist das Spiel stellenweise schon herausfordernd, doch wenn durch das Annehmen von zusätzlichen Aufträgen das empfohlene Level unter dem aktuell erreichten liegt, so dürften selbst Anfänger keine allzu großen Probleme bekommen.

Etwas schade ist jedoch, dass das Rollenspielelement etwas zu kurz gekommen ist. Es macht sich zwar auf jeden Fall durch die verschiedenen Aufträge sowie das Erfahrungspunkte- und Level-System bemerkbar, doch bei den Aufträgen handelt es sich größtenteils nur um Sammeln und Töten. Dialoge und Interaktionsmöglichkeiten fehlen etwas, bei der Charaktergestaltung wäre etwas mehr Individualität schöner gewesen.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
8,5

Borderlands bietet für einen Ego-Shooter viel zu viel, für ein Rollenspiel jedoch teilweise etwas zu wenig. Für den selbsternannten Rollenspiel-Shooter ist die Mischung von Shooter- und Rollenspielelementen genau richtig. Der Comic-Stil sieht klasse aus, die Spieldauer ist schön lang und der Spielspaß ist recht groß. Leider sind Aufgaben und Story weniger interessant und fesselnd.