Testbericht: Alarm für Cobra 11 - Burning Wheels

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Seit Synetic für die Spielumsetzungen der TV-Serie Alarm für Cobra 11 verantwortlich ist, sind die Spiele von Jahr zu Jahr besser geworden. Trifft das mit den Neuerungen auch bei Alarm für Cobra 11 – Burning Wheels zu?

Die Männer von Cobra 11

In Alarm für Cobra 11 – Burning Wheels schlüpft der Spieler in die Rollen von Semir Gerkan und Ben Jägern, zwei Kommissaren der Kripo Autobahn. Während die vorherigen Teile kaum einen echten Bezug zur Serie hatten, bietet das Spiel an dieser Stelle eine bedeutende Neuerung. In Burning Wheels ist nicht nur der Name eine Gemeinsamkeit, sondern auch das Aussehen und die Stimmen. Die Schauspieler Erdoğan Atalay und Tom Beck sind nun auch grafisch im Spiel eingearbeitet worden und haben ihre Charaktere synchronisiert. Endlich hat man also wirklich das Gefühl, die Hauptdarsteller der Serie zu spielen. Auch berücksichtigt wurde, dass stets die richtige Person hinter dem Steuer sitzt. Wenn beide zusammen fahren, sind auch beide Personen im Fahrzeug. Und einer der beiden Kommissare gerade verhindert ist, so sitzt nur einer der beiden im Auto. Somit schon mal ein paar Kritikpunkte aus den Vorgängern, die Synetic hier aus dem Weg geräumt hat.

Leider sind Semir und Ben die einzigen beiden Personen, die für das Spiel verpflichtet werden konnten. Andere wichtige Personen, wie z. B. die Cheffin, Bonrath, Herzberger oder Hartmut sind zumindest nicht im Original vorhanden. Und selbst die beiden Hauptpersonen sind nur in ihren Fahrzeugen sichtbar. Wer auf Videosequenzen hofft, wird jedoch auch dieses Mal enttäuscht. Dabei ist es für Alarm für Cobra 11 schon typisch, dass ein Fall mit einer brisanten Massenkarambolage beginnt. Gerade die Zwischensequenzen bieten Potenzial für kleine Videoausschnitte. Denn hier ist nur zu hören, was überhaupt passiert. Während Personen das Auto verlassen, um zum Beispiel Zeugen zu befragen oder das Fahrzeug zu wechseln, bekommt der Spieler nur das Dienstfahrzeug zu sehen und muss sich den Rest selbst vorstellen.

Einsätze während der Streife

So einige werden sich am Anfang wohl fragen: Wie spiele ich hier die Kampagne? Die kann nämlich nicht frei gespielt werden, wie man es gerne möchte. Um die einzelnen Missionen der Kampagne spielen zu können, ist es erst notwendig Streife zu fahren. Dort muss man entweder auf einen Funkspruch warten oder sich auf der Suche nach bestimmten Punkten machen, um eine Aufgabe zu starten. Der Spieler kann nun zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen oder den Auftrag ablehnen und weiter durch die Stadt fahren. Hat man sich für den Auftrag entschieden, so muss man sich häufig erst auf dem Weg zum Zielort machen, bevor es richtig los geht.

Die Kampagne ist in mehreren kurzen Fällen unterteilt, welche wiederum aus inhaltlich zusammenhängenden Teilen bestehen. Dabei werden teilweise auch mehrere Fälle gleichzeitig abgearbeitet, sodass etwas mehr Dynamik entsteht. Während man also verschiedene Aufträge erledigt, kann es sein, dass man immer wieder mal eine Mission zu einer bereits bekannten Story erfüllen darf. Als Belohnung für das erfolgreiche Absolvieren einer Mission werden neue Fahrzeuge, Standorte (als Startpunkt in der Streife), Strecken und neue Fälle freigeschaltet.

Wenig neue Herausforderungen

Die Aufgabenvielfalt ist leider nicht viel größer geworden. Zu den Missionsaufgaben gehören unter anderem An- bzw. Durchfahren von Checkpoints, Personen beschatten, Fahrzeuge übernehmen, andere Fahrer stoppen, Rennen fahren und als einzige Neuerung das Abhängen von Gegnern. Häufig müssen verschiedene der Aufgaben nacheinander in der Mission erfüllt werden, z. B. erst einen Verdächtigen unauffällig folgen und anschließend festnehmen.

Beim Beschatten der Personen geht es darum, Fahrzeuge unauffällig zu folgen und dabei weder zu dicht dran noch zu weit entfernt zu sein. Sollte der Spieler nicht den empfohlenen Abstand einhalten, so hat er 10 Sekunden Zeit sich zurückfallen zu lassen bzw. wieder aufzuholen. Beim Einschalten der Sirene ist der Auftrag sofort beendet, weil dadurch die Tarnung auffliegt. Das Übernehmen oder auch Überprüfen von Fahrzeugen während der Fahrt erfolgt, indem man eine bestimmte Zeit lang neben dem Fahrzeug fährt. Die Rennen unterscheiden sich in Rundkurse oder Sprintstrecken. Neu dabei ist der K. O.-Modus, bei dem in jeder Runde der jeweils letzte ausscheidet.

Das stoppen von Fahrzeugen wird unterschieden in drei verschiedene Methoden. Die erste ist das gegnerische Fahrzeug mehrmals zu rammen, damit der Fahrer von alleine aufgibt. Eine andere Möglichkeit ist das Ausbremsen, bei dem das gegnerische Fahrzeug für mehrere Sekunden gestoppt werden muss. Hierbei ist es empfehlenswert das Fahrzeug am Heck anzustoßen, woraufhin sich das Fahrzeug dreht und der Insasse für einen kurzen Augenblick orientierungslos stehen bleibt. Als letzte Alternative bleibt das ausschalten, bei dem der Gegner nur durch einen Totalschaden gestoppt werden kann. Theoretisch wäre es auch möglich solche hartnäckigen Personen auszubremsen, jedoch gibt sich das Spiel mit einer Alternativlösung nicht zufrieden und besteht auf die Zerstörung.

Die einzige wirkliche Neuerung ist die Flucht. Wer verärgerte Verbrecher oder die Polizei abhängen möchte, muss einen bestimmten Vorsprung herausfahren und diesen für eine bestimmte Zeit lang halten. Alle wichtigen Aufgabentypen werden dem Spieler im Tutorial erklärt.

Freie Fahrt!

Wie bereits im Vorgänger bietet auch Burning Wheels eine große, freibefahrbare Stadt. Die Stadt ist in zwei große Bereiche unterteilt, welche miteinander verbunden sind, sodass man z. B. durch einen Tunnel in den anderen Stadtteil gelangt. Die großen Gebiete vermitteln einen glaubwürdigen Eindruck einer deutschen Stadt und bieten alles das, was eine große Stadt zu bieten hat. So gibt es ein Stadion, Hafen, Feuerwehr- und Polizeistationen, Tankstellen, Autobahnen mit Raststätten und noch vieles mehr. Doch eines Fehlt immer noch: Menschen. Die Begründung dafür ist, so wird es manchmal im Ladebildschirm gesagt, dass diese nicht vor einem sicher wären. Verständlich, aber dennoch entsteht so eine ziemlich tote Stadt, zumal selbst hinter dem Steuer der KI-Fahrzeuge keine Menschen sitzen.

Erstmals hat der Spieler im Streifen-Modus die Möglichkeit nach Lust und Laune durch die Stadt zu fahren, ohne sich um Aufträge kümmern zu müssen. Für die Streife kann jedes freigeschaltete Fahrzeug ausgewählt werden und mit den freigeschalteten Standorten in den Bereichen kann der Spieler an beliebigen Orten der Stadt seine Tour starten. An diesen Stellen kann das Fahrzeug auch jederzeit wieder repariert werden, falls es durch Unfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde. So hat der Spieler die Gelegenheit die vielen Sprungschanzen, die in der Spielwelt verteilt sind, auszuprobieren.

Grafisch aufpoliert

In Sachen Grafik hat Alarm für Cobra 11 – Burning Wheels einen weiteren Schritt nach Vorne gemacht. Die Fahrzeuge und Umgebungen sind viel detaillierter und überzeugen mit Reflexionen und Schatten. Zwar gibt es keine original lizenzierten Fahrzeuge, doch die Nachbauten kommen ihren Originalen vom Aussehen her doch schon sehr nah. Dafür gibt es keine Hersteller, die sich über die Verschrottung ihrer Fahrzeuge aufregen könnten. So gibt es auch diesmal wieder ein umfangreiches Schadensmodell.

Dabei ist neu, dass bei stärkeren Unfällen sich auch gerne mal die Reifen verabschieden. Dies ist sowohl bei dem eigenen Auto als auch bei anderen Verkehrsteilnehmern zu beobachten, wenn diese in einen Unfall verwickelt sind. Mit dem Zurücksetzen des Fahrzeugs sind jedoch wieder alle Räder am Gefährt, damit die Fahrt fortgesetzt werden kann. Das ist auch gut so, denn irgendwie kommen die fliegenden Reifen schon fast zu häufig vor. Eine weitere Veränderung ist das Fahrverhalten, welches sich nun auch bei Schäden ändert. Ab ca. 50 Prozent Schaden wird die Leistung des Motors immer schlechter.

Teurer Schaden

Eine der besten Neuerungen ist, dass nicht nur die Autos kaputt gehen können, sondern endlich auch die Umgebung in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Schilder, Lampen oder Zäune können und müssen manchmal aus dem Weg geräumt werden. Ein guter Schritt, welcher zum einen etwas mehr Freiheiten bietet und zudem auch verhindert, dass man sich an völlig banalen Gegenständen die Karre zerstört. Das bezieht sich jedoch nur auf einen relativ geringen Anteil der Umgebungen. Es kann somit trotzdem noch vorkommen, dass relativ harmlose Gegenstände zum Hindernis werden können.

Um die Zerstörungslust noch etwas zu erhöhen, wird nun auch der verursachte Schaden gezählt. Wer möglichst viel Steuern aus dem Fenster schmeißen möchte, wird damit sicher seinen Spaß haben. Die gezählten Kosten sind auch ziemlich realistisch. So kostet ein kleiner Zaun nur wenige Euro, während die Summen für zerstörte Fahrzeuge, insbesondere bei den teuren LKW, höher ausfallen. Etwas unnötig jedoch, dass die Zählung direkt im Vordergrund erfolgt, und das auch noch innerhalb von Missionen.

Schlechte Sicht

Die Grafik hat jedoch weiterhin ihre Schattenseiten. Zum einen sieht es am Straßenrand teilweise so aus, als würde der Rasen im Horizont schnell nachwachsen. Und zum anderen gibt es weiterhin unschöne Clippingfehler. Diese sind häufig an schrägen Straßen zu beobachten, insbesondere wenn man dort nach Hinten schaut. Denn dann ist die Sicht unter die Straße, welche ausgeblendet wird, sodass man unter das Fahrzeug guckt.

Viel schlimmer ist jedoch, dass der Bildschirm auf dem ersten Blick viel zu überladen ist. Tacho im unteren Bereich, aktuelle Missionslimits, Entfernungen und Schadensanzeige auf der linken Seite, rechts oben die Minimap und oben der Richtungspfeil und evtl. auch noch der Rückspiegel. Da ist die eigentliche Sicht schon ziemlich eingeschränkt. Wenn dann auch noch der Sachschaden gezählt wird, ist nur noch wenig von der Straße zu sehen.

Navigation durch die Stadt

Zur Orientierung in der Stadt bekommt der Spieler gleich mehrere Hilfen. So gibt es zum einen die Minimap, welche eine vorgegebene Route anzeigt, eine aufrufbare Stadtkarte sowie ein Richtungspfeil. Beim Richtungspfeil ist zu bedenken, dass dieser die Richtung der Luftlinie anzeigt. Somit kann der Spieler sich abweichend von der vorgegebenen Route auch alternative Strecken suchen und querfeldein zum Ziel fahren.

Wer lieber befestigte Straßen benutzt, bekommt auf der Minimap angezeigt, wie gefahren werden sollte. Jedoch ist diese etwas zu sensibel, sodass bei der kleinsten Abweichung, z. B. beim Fahren auf der anderen Spur oder dem Abkürzen über dem Bordstein, sofort eine andere Route berechnet, die schon leicht verwirren könnte. Leider fehlt auch eine Anzeige, wo Norden ist, da dies für die Navigation mit der Stadtkarte von Nutzen wäre. Diese große, detaillierte Karte ist jederzeit im Menü aufrufbar. Dort sind auch wichtige Orte eingezeichnet; eine Möglichkeit sich dort Markierungen zu setzen, gibt es jedoch nicht.

Die Steuerung

Durch die einfache, Arcade-Steuerung lassen sich die Fahrzeuge bei hoher Geschwindigkeit zwar etwas schwieriger lenken, sind jedoch noch gut unter Kontrolle zu halten. Wem die Steuerung dennoch zu anfällig ist, der kann Arcade-Plus in den Einstellungen aktivieren. Damit hat das Auto mehr Fahrstabilität und reagiert weniger nervös. Auf geraden Strecken von Vorteil, doch dafür lenkt es weniger sportlicher um die Kurven.

Vorbildlich bei Burning Wheels ist, dass das Spiel Gamepads und Lenkräder unterstützt und dort auch die Rumble-Funktion ohne Probleme genutzt werden kann. Somit kann der Spieler so spielen, wie er es gerne möchte und ist nicht unbedingt auf einen Xbox 360-Controller angewiesen, was bei vielen neueren Spielen schon fast das einzige unterstützte Gamepad ist.

KI als Spielverderber

Mächtig den Spaß verderben kann einen die KI, welche etwas unfaire Vorteile gegenüber dem Spieler haben. Sollten die Gegner an einer Stelle festhängen, so werden diese Zurückgesetzt. Der Rücksetzungspunkt dafür kann sich jedoch stark zum Nachteil des Spielers auswirken, da die Gegner z. B. vor Abfahrten abgesetzt werden, die hinter dem Spieler liegen. Somit ist die Mission schon so gut wie verloren, da kaum eine Chance besteht schnell genug umzudrehen, die Abfahrt herunter zu gelangen und dann am Fahrzeug dran zu bleiben.

Wenn man sich selbst zurücksetzen möchte, bekommt man teilweise noch eine weitere böse Überraschung. Nicht nur, dass die Rücksetzungspunkte etwas weiter zurückliegen, sodass man bei Rennen zu viel Zeit verliert. Viel schlimmer ist, dass der Spieler teilweise an Orten landet, wo er gar nicht hin wollte. Fährt er beispielsweise auf einer Straße in unmittelbarer Nähe zu einer Autobahn und möchte dann sein Fahrzeug zurücksetzen, so kann es passieren, dass der plötzlich auf der Autobahn landet.

Leider scheinen die Gegner auch größtenteils ohne Probleme durch die Spielwelt zu gelangen, währender Spieler selbst weniger Glück haben könnte. So kann ein Unfall schon dazu führen, dass die Mission noch mal gespielt werden kann, da es kein Handicap gibt, durch welches die Gegner etwas langsamer davonziehen würden. Stattdessen ist es ziemlich schwer größere Rückstände wieder aufzuholen.

Spielspaß bei hohem Tempo

Mit den Sportfahrzeugen geht der Spielspaß in Burning Wheels erst so richtig los. Mit Polizeiwagen durch die Gegend fahren ist zwar schön und gut, aber die sportlichen Fahrzeuge bringen erst den richtigen Spaß. Erst mit deren Geschwindigkeit kommt ein richtiges Rennspielfeeling rüber. Nur leider können die nicht ganz so ausgefahren werden, wie man es gerne möchte.

Wer die richtige Geschwindigkeit genießen möchte, kann dies im Einzelrennen machen. Dort kann mit jedem Fahrzeug auf jeder Strecke gefahren werden, die bereits freigeschaltet wurden. So kann man z. B. mit dem Lamborghini-ähnelnden Fahrzeug die gesamte Autobahnstrecke im Kreis gegen die Gegner abfahren. Und da wird deutlich, was das Problem bei dem Spiel ist: Zu wenig Highspeed. Die langen Geraden, auf denen richtig geheizt werden kann, sind häufig viel zu kurz. Die Kurven auf den Autobahnen sind mit hohem Tempo nicht zu bewältigen. Selbst bei vollem Einlenken landet man dabei an der äußeren Leitplanke. In Sachen Highspeed-Action liegen die Alarm für Cobra 11 -Spiele noch deutlich zurück.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
7,5

Burning Wheels ist ein Nachfolger, welcher besonders in Sachen Grafik noch eines drauflegen konnte und endlich auch die Hauptdarsteller der Serie umfasst. Doch ansonsten ist vieles beim Alten geblieben und Bugs stören den Spielspaß. Das Spiel umfasst viele schnelle Fahrzeuge, deren Leistung jedoch weniger in Hochgeschwindigkeitsrennen genutzt werden kann. Somit ist das Spiel zwar besser als der Vorgänger, lässt dennoch viele Wünsche offen.