Testbericht: Command & Conquer 3: Tiberium Wars

PC-Version, getestet von Stefan Brauner am

Knapp acht Jahre lang ist es her, als „Command & Conquer: Tiberian Sun“ erschienen ist. Im dritten Teil der Serie geht die Schlacht zwischen der Bruderschaft von Nod und der GDI, die Globale Defensiv Initiative, weiter. Und ein Bösewicht, den viele für tot gehalten haben, ist wiedergekehrt: Kane. Der selbsternannte Messias erteilt der Bruderschaft wieder Befehle. Er ist zudem der einzige aus „Command & Conquer: Tiberian Sun“, der auch in „Command & Conquer 3: Tiberium Wars“ mit von der Partie ist. Alle anderen, wie z. B. McNeil sind nicht mehr dabei. Neben GDI und Nod sind diesmal auch die Scrin, eine außerirdische Rasse, mit von der Partie. Diese treten nach ca. der Hälfte der jeweiligen Kampagnen auf.

Besetzung aus Serienschauspieler

Nachdem in „Command & Conquer: Generäle“ die Zwischensequenzen ohne Schauspielern und mit Ingamegrafik auskommen mussten, hat EA diesmal wieder richtige Sequenzen mit Schauspielern gedreht. Kane wird, wie soll es anders sein, wieder von Joseph D. Kucan gespielt. Die anderen Schauspieler sind zum größten Teil aus TV-Serien bekannt. Zu den Schauspielern gehören Billy Dee Williams (Star Wars), Michael Ironside (Starship Troopers), Grace Park (Battlestar Galactica), Jennifer Morrison (Dr. House), Tricia Helfer (Battlestar Galactica) und Josh Holloway (Lost). Auch die Videosequenzen ohne den Schauspielern, in denen z. B. die Raumstation „Philadelphia“ vernichtet wird, sind sehr gut gelungen. Die deutschen Synchronstimmen der Schauspieler sind, soweit ich feststellen konnte, auch die Stimmen aus den Serien und Filmen.

Drei Schwierigkeitsgrade

Vor jeder einzelnen Mission kann der Spieler den Schwierigkeitsgrad auswählen. Zur Verfügung stehen „Leicht“, „Mittel“ und „Schwer“. Wer also in einer Mission merkt, dass der gewählte Schwierigkeitsgrad nicht optimal ist, kann die Mission beenden und diesen erneut auswählen und noch mal von Vorne beginnen. Die Unterschiede sind auch deutlich spürbar. Einige Beispiele: In manchen Missionen, in denen Einheiten zur Verfügung gestellt werden, haben diese bei leichteren Schwierigkeitsgraden bereits den Veteranen-Status. Auf der anderen Seite kann es vorkommen, dass es bei einem schwereren Schwierigkeitsgrad mehr Einheiten mit Veteranen-Status auf der Gegenseite gibt oder dass deutlich mehr Einheiten angreifen werden. Auch die Summe des zur Verfügung stehenden Geldes kann variieren.

Zusatzwissen und Orden

Für die Erfüllung aller Primärziele und somit auch die erfolgreiche Absolvierung der Mission gibt es im Anschluss einen Verdienstorden. Die Farbe des Ordens richtet sich nach dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad. Bronze für Leicht, Silber für Normal und Gold für Schwer. Neben den Primärzielen sind in jeder Mission auch noch Bonusziele vorhanden. Diese Bonusziele sind optional und nicht notwendig für den Abschluss einer Mission. Für das Erfüllen dieser Ziele wird jedoch der Orden um ein zusätzliches Abzeichen ergänzt. Im Laufe des Spiels gibt es zudem regelmäßig Informationen für die Geheimdienst-Datenbank, welche jederzeit in den Missionen oder auch über das Spielmenü einzusehen sind. In der Datenbank stehen nicht nur Informationen zu den Einheiten und Gebäuden, sondern auch über die Hintergrundgeschichte. Wer sich also wirklich für die Story interessiert, hat hier die Möglichkeit weitere Details zu den Vorkommnissen auf der Erde zu erhalten. Einige der Geheimdienstberichte gibt es auch nur bei der Erfüllung der Bonusziele. Für das Finden aller Berichte gibt es noch ein weiteres Abzeichen.

Vielfalt oder doch immer nur das gleiche?

„Command & Conquer: Tiberium Wars“ bietet über 35 verschiedene Missionen, eingeteilt in die drei Kampagnen der GDI, Bruderschaft von Nod und Scrin. Da kann schon der Eindruck entstehen, dass viele Missionen ziemlich gleich sind. Diese könnte man wohl grob in vier verschiedene Typen unterscheiden: Das Verteidigen, das Erobern, das Vernichten und die Kommando-Missionen. Beim Verteidigen muss die eigene Basis vor den Angreifenden Gegnern mit allen Mitteln geschützt werden. Die Redewendung „Angriff ist die beste Verteidigung“ zählt hierbei jedoch nicht. Stattdessen sollte auf die verschiedenen Verteidigungseinrichtungen gesetzt werden. Beim Erobern gilt es Saboteure oder Ingenieure in Gebäude einzuschleusen, um z. B. neue Technologien erforschen zu können. Beim Vernichten geht es, wie sich wohl jeder denken kann, um die Zerstörung der gegnerischen Gebäude. Bei den Kommando-Missionen kämpft der Spieler sich alleine mit der Kommando-Einheit durch den Level. In den Missionen wird deutlich, wie viel Schaden man mit einer einzigen Person anrichten kann. Öfter bestehen die Missionen auch aus mehreren der genannten Typen.

Das Baumenü ist wieder da

Das Herzstück der Missionen in den Command & Conquer Spielen ist der Ausbau der eigenen Basis. Wie auch in den Vorgängern existiert ein Technologiebaum, sodass manche Gebäude und Einheiten erst durch die Erforschung freigeschaltet werden können. Diese Freischaltung erfolgt meist durch den Bau eines anderen Gebäudes. Nachdem in „C&C Generals“ Gebäude nur über das Baufahrzeug gebaut werden und Einheiten nur über die Gebäude ausbildet werden konnten, steht nun wieder das klassische Baumenü zur Verfügung. Fahrzeuge können nun sowohl über das Menü als auch direkt über die Waffenfabrik in Produktion gegeben werden. Bisher gab es für die Einheiten immer ein primäres Produktionsgebäude. Auch das hat sich nun geändert, indem im Baumenü noch Reiter für die einzelnen Gebäude hinzugefügt wurden. So können Einheiten in mehreren Gebäuden zur gleichen Zeit ausgebildet werden. Das ist vor allem ein großer Zeitvorteil bei der Produktion einer großen Streitmacht. Mit gedrückter Maustaste können die Gebäude beim Bau auch frei bewegt werden.

Produktionen sollten der Gegebenheit angepasst werden

Einfach „drauf los bauen“ und wild ausbilden ist nicht unbedingt gerade die beste Wahl, denn für jede Einheit gibt es auch immer ein passendes Gegenstück. Sollte der Gegner mit vielen Lufteinheiten anrücken, empfiehlt sich somit auch der Bau von Luftabwehrstellungen, mit Raketen ausgestattete Panzer sowie Raketentrupps. Kleinere Panzer oder auch Soldaten können aus sicherer Position in den besetzten Gebäuden vernichtet werden. Ein gutes Gegenstück dazu sind wiederum Flammenpanzer und Grenadiere, die in sehr schneller Zeit das Gebäude räumen können. Häufig zum Einsatz werden auch getarnte Einheiten kommen, welche jedoch mit dem passenden Gegenstück, wie z. B. dem Buggy der GDI, geortet werden können. Auch die Verteidigungsanlagen müssen den Umständen entsprechend errichtet werden. Auf jeder Seite gibt es vier wichtige Typen: Die Geschütz- bzw. Shreddertürme gegen die Soldaten, Guardian-Kanone bzw. Lasergeschütze gegen Fahrzeuge, Flugabwehrbatterien gegen Lufteinheiten und als schwerere Geschütze gegen Bodeneinheiten der Schallemitter bzw. der Obelisk des Lichts zur Verfügung. Die Möglichkeit eine weitere Basis zu errichten sollte auch öfter genutzt werden, da eine zweite Basis oft einen taktischen Vorteil bringt oder auch aufgrund von zusätzlichen Tiberiumfeldern notwendig ist. Was bei Command & Conquer 3 jedoch etwas vermisst wird, sind die Schutzmauern. Bei manchen Missionen ist die Basis zwar von Mauern geschützt, jedoch besteht nicht die Möglichkeit selbst welche zu errichten.

Eine gute Taktik ist der halbe Sieg

Eine taktische Vorgehensweise kann schon ein guter Schritt in Richtung Sieg sein. Denn wenn nicht zufälligerweise viel Geld und genug Bauzeit für schwere Panzer, wie z. B. dem Mammutpanzer, vorhanden ist, muss man sich etwas anderes einfallen lassen. Einen wichtigen taktischen Vorteil können vorgezogene Basen bringen. Diese sind mit einer leichten Luftabwehr ausgestattet und reparieren mit den Drohnen die Einheiten in der unmittelbaren Umgebung. Genauso empfehlenswert ist es, die Waffenfabriken möglichst in Richtung des Kampfgebietes zu platzieren. So sind die Panzer nah am Geschehen und können schnell genug zur Reparatur zurückgezogen werden. Denn die Reparaturdrohnen können nicht wie bei „C&C Generals“ als Begleitung für jeden Panzer gebaut werden, sondern befinden sich nur noch bei der vorgezogenen Basis und der Waffenfabrik. Im unteren Bildschirmbereich gibt es zudem zusätzliche Befehle, die sich durchaus als nützlich erweisen können. Damit kann den gewählten Einheiten vorgegeben werden, ob diese sich eher defensiv oder offensiv verhalten sollen. Außerdem gibt es auch noch die Möglichkeit Wegpunkte zu setzen und sogar einen Planungsmodus. In diesem können den Einheiten erst verschiedene Sachen vorgegeben werden, bevor diese ausgeführt werden. So begeben sich nicht schon die ersten Einheiten auf den Weg, während man anderen Einheiten noch einen anderen Weg zuteilt.

Schneller Transport von Einheiten

Wenn große Strecken schnell zurückgelegt werden, empfiehlt sich der Ox-Transporter bzw. der Carryall. Das sind Transportflugzeuge, welche die meisten Einheiten zum Zielort bringen können. Manchmal sind diese auch notwendig, wenn eine Tiberiumschlucht im Weg und keine Brücke vorhanden ist. Jedoch sollte auch mit ihnen die Luftabwehr beachtet werden, da diese sonst widerstandslos abgeschossen werden können.

Tiberium – Gefahrenpunkt und Geldquelle

Das Tiberium hat seine guten und schlechten Seiten. Es ist ein aus dem Weltall stammendes Mineral, welches dem Boden Nährstoffe entzieht und an der Oberfläche Kristalle bildet. Jedoch ist das Tiberium giftig und verbreitet sich auf der ganzen Erde. Für die Menschen und auch alle anderen Lebewesen ist das Tiberium tödlich. Panzer können gefahrlos über das Tiberium fahren, wenn sich jedoch Soldaten zu lange auf den Tiberiumfeldern aufhalten sterben sie. Die Erde wurde in drei verschiedene Zonen eingeteilt, welche abhängig vom Tiberiumvorkommen bestimmt werden. Die blaue Zone ist weitgehend vom Tiberium und dem Krieg verschont und wird von der GDI kontrolliert. Die Bevölkerung wohnt dort in Hightech-Städten. Die gelbe Zone umfasst 50 % der gesamten Fläche. In ihr herrscht der Krieg zwischen der GDI und der Bruderschaft von Nod. Die Menschen leben dort in armen Verhältnissen und haben mit extremen Wetterlagen zu kämpfen. Die rote Zone bedeckt 30 % der Erdoberfläche. Sie ist nicht nur unbewohnbar, sondern auch äußert gefährlich. Die rote Zone besteht aus ausgetrocknetem Boden und auch gefährlichen Tiberiumschluchten. Die dort herrschenden Ionenstürme sind eine große Gefahr, da die elektromagnetischen Entladungen eine zerstörerische Folge haben. Doch das Tiberium hat auch einen Vorteil: Die Kristalle werden von Sammlern geerntet und dienen als Geldressourcen. Gut ist, dass das Tiberium meistens, wenn auch nur langsam, nachwächst. Das Tiberium ist meist grün, jedoch gibt es auch das seltene blaue Tiberium. Dieses ist sehr viel wertvoller als das grüne Tiberium. Hat die Raffiniere die volle Lagerkapazität erreicht, muss das Tiberium in dafür vorgesehene Silos gelagert werden. Jedoch bieten diese Silos nur relativ wenig Platz, sodass viele davon notwendig sind. Darauf muss der Spieler also ebenfalls achten, da sonst nur ein bestimmtes Maximum von Geld erreicht werden kann.

Möglichkeiten außerhalb des Gefechts

Im Hauptmenü stehen alle bisher gesehenen Videoübertragungen und freigeschalteten Geheimdienstberichte zur Verfügung. Wer also ein Video noch mal sehen oder sich in Ruhe die Berichte durchlesen möchte, kann dies gerne jederzeit nachholen. Bei den Einstellungsmöglichkeiten steht diesmal keine Liste der Musikstücke zur Verfügung. So können einzelne Stücke nicht an- und abgestellt werden. Wie viele es insgesamt gibt ist auch nirgends nachzulesen, jedoch scheint die Menge an unterschiedlichen Tracks nicht allzu groß zu sein.

Selbstmörderische KI

Auch in Command & Conquer 3 herrscht wieder das bekannte Problem: Die KI scheint auf Selbstmord zu stehen. Bei den Soldaten muss darauf geachtet werden, dass diese nicht durch das Tiberium laufen oder dort sogar stehen bleiben, bis sie an den Folgen der Vergiftung gestorben sind. Auch die Intelligenz der Sammler lässt weiterhin zu wünschen üblich. Ist das nahegelegene Tiberiumfeld abgeerntet fahren die Sammler zum nächsten Feld und fahren dann auch gerne durch die gegnerische Basis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt der Sammler anschließend nicht mehr in der eigenen Basis an. Leider steht sich die KI auch gerne mal selbst im Weg, sodass andere Einheiten nicht ohne weiteres durchkommen.

Grafischer Fortschritt

In Sachen Grafik ist Command & Conquer 3 einen großen Schritt nach vorne gegangen. Die Entwickler sind der 3D-Grafik aus „Command & Conquer Generals“ treu geblieben, jedoch sind Umgebung, Gebäude und Einheiten viel detaillierter als noch beim Vorgänger. Der Spieler hat die Möglichkeit zu zoomen und das Bild zu drehen. Der Blickwinkel hingegen ist nicht mehr veränderbar. Doch nicht nur die Einheiten sehen nun viel schöner aus. Im Vergleich zum Vorgänger wurden nun auch vermehrt Schatten verwendet. Effekte wie von Explosionen oder auch Ionenstürme sind sehr nett anzusehen.

Wertung

Fazit

GC-Wertung
9,0

Command & Conquer 3: Tiberium Wars ist ein mehr als würdiger Nachfolger von Tiberian Sun. Leider lässt die KI an manchen Stellen, gerade bei den Sammlern, immer noch zu wünschen übrig. Doch das Spiel macht eine Menge Spaß und bietet nun auch eine wirklich gelungene und effektvolle Grafikpracht. Für die Fans der bisherigen C&C-Teile wird vermutlich auch Tiberium Wars genau das Richtige sein.